Weihnachtskatze gesucht
gepflegter Gartenanlagen mit hohen Bäumen und dichten Hecken. Hier und da eine Baulücke mit verwildertem Grundstück, ein paar Neubauten. In manchen Fenstern leuchteten Sterne, Büsche funkelten im Lichterglanz, Kränze oder Girlanden schmückten Eingangstüren. Er parkte am Straßenrand und wollte sich daranmachen, Klinken zu putzen. Befragungen waren sein täglich Brot. Aber als er aus dem Wagen stieg, passierte das Missgeschick. Der Boden, tagsüber leicht angetaut, war nun mit einer Eisschicht überzogen. Steve verlor den Halt und glitt aus. Hart war der Sturz nicht, und ein gesunder Mann wäre einfach wieder aufgestanden. Aber Steve war auf die linke Seite gefallen. Er verfluchte den Schmerz, er verfluchte die Prothese, er verfluchte sein Schicksal.
Das hatte er nun davon, dass er für ein dorniges Blumenmädchen nach einer kleinen, braunen Katze suchte.
Verantwortung übernahm man am besten nur für sich selbst.
War schon schwer genug.
[ Menü ]
|110|
18. Verstecken
D a kommen wieder Leute, Ormuz. Die haben sogar schon einen Korb dabei.«
SueSue war in die Scheune gesprintet und stand an der Schachtel, in der der blinde Kater seinen Mittagsschlaf hielt. Doch die Nachricht weckte ihn sofort.
»Wo soll ich hin?«
»Nirgendwo. Ich habe eine Idee. Geh mal raus aus der Kiste.«
Ormuz streckte sich kurz und folgte der Aufforderung. SueSue benutzte Nase und Pfoten, um das Handtuch anzuheben, auf dem er gelegen hatte. Als sich eine befriedigende Höhle gebildet hatte, bat sie ihn, darunter zu kriechen.
»Mach dich ganz flach. Ja, so ist gut. Jetzt noch den Schwanz einkringeln.«
»Meinst du, das klappt?«
»Wenn ich mich jetzt obendrauf lege, bestimmt.«
»Oh, na gut, dass du so klein und leicht bist.«
Die Interessenten betraten auch gleich darauf die Scheune und sahen sich suchend um. Zwei junge Grautiger kamen neugierig angeschlichen. SueSue wusste, dass sie nichts gegen ein Menschenheim haben würden, aber leider hatte die Frau ihre Aufmerksamkeit auf sie selbst gerichtet.
|111| »Och ist die niedlich. Die mit dem Wuschelfell«, jodelte sie und trat näher an die Schachtel.
SueSue fauchte.
»Nanana, Kleine. Wir kommen doch, um dich in unser schönes Haus mitzunehmen. Miez, miez, miez!«
Falsche Tonlage, falsche Vokabel. SueSue schoss grüne Blickblitze auf die Frau ab.
Die aber war hartnäckig und wollte zugreifen.
Tinka drängte sich vor.
»Nicht hochheben, unsere Tiere sind alle recht scheu.«
»Ach was, ich kann mit Katzen. Die brauchen nur eine strenge Hand.«
Ach ja?
Ungeachtet der Warnung von Tinka fasste die Frau zu. Scrrrratsch.
»Aua, du Mistvieh!«
»Beschimpfen Sie das Tier nicht, ich hab sie gewarnt«, fauchte auch Tinka.
»Was ist das hier nur für ein Laden?«, giftete die Frau zurück.
»Überhaupt kein Laden, ein Gnadenhof und kein Zoogeschäft. Wir kümmern uns um alte, kranke und behinderte Tiere.«
»Aber in der Zeitung stand, dass Sie Katzen loswerden wollen.«
»In der Zeitung standen die Tiere drin, die wir vermitteln wollen. Loswerden wollen wir keines. Und schon gar nicht an Leute wie Sie!«
Zornschnaubend stapfte die Frau aus der Scheune |112| und hinterließ dabei einen Schweif unflätiger Bemerkungen.
Tinka folgte ihr, kam aber kurz darauf zurück und beugte sich über SueSue.
»So, Curly, nun kannst du von Mutzel wieder runterkommen.« Sie fasste in die Schachtel und zupfte leicht an der grauen Schwanzspitze, die sich unter SueSue hervorgestohlen hatte. »Guter Trick, ihr zwei Schlawiner!«
Ormuz wühlte sich aus dem Handtuch und putzte sich das Fell. Tinka streichelte ihn und kraulte auch SueSue.
»Ich passe schon auf, dass niemand euch mitnimmt, den ihr nicht mögt. Aber, Curly, du suchst doch bestimmt einen netten Menschen, nicht? Du hattest sicher mal ein Zuhause, so verschmust wie du bist.«
SueSue versuchte, Tinka mit ihren Worten zu erklären, dass sie inzwischen lieber hier bei Ormuz und Mac bleiben wollte, und irgendwie schien die junge Menschin sie zu verstehen. Sie streichelte sie noch einmal, dann verließ auch sie die Scheune, um sich um weitere Besucher zu kümmern. Keiner kam jedoch in die Nähe ihrer Kisten.
»Das war knapp«, sagte Mac, der schließlich aus der Ecke gekommen war, in die er sich meistens verkroch, wenn Menschen die Scheune betraten.
»Ein wehrhaftes Geschöpf, diese SueSue«, meinte Ormuz.
»Aber sie hat Tinka nicht ganz die Wahrheit gesagt, nicht? Eigentlich willst du wieder einen Menschen«, meinte Mac und
Weitere Kostenlose Bücher