Weihnachtskatze gesucht
dämlichen Katze her.«
»Bist du wohl. Wo ist sie?«
»In einem Straßengraben verreckt!«
»Ach ja? Das hat dir die Straßenreinigung bestätigt?«
Ein Grollen kam aus seiner Kehle, und Salvia trat näher.
»Du selbst hast mir gesagt, ich solle nicht alles glauben, was man mir über den Tod meiner Katze erzählt. Du selbst hast mich mit den Bildern von einer braunen Katze überzeugen wollen, dass SueSue noch lebt. Du selbst hast gesagt, dass ich sie suchen sollte«, zischte sie, dann erhob sie ihre Stimme ebenfalls zum Gebrüll: »Und jetzt erzählst du mir einen solchen Scheiß!«
Steve war rückwärts gehumpelt und lehnte nun an der Schreibtischkante. Er sah verstört aus.
Salvia trat noch näher an ihn heran und stellte sich auf die Zehenspitzen, so dass sie sich Nase an Nase befanden.
»Wo. Ist. SueSue?«
»Weiß. Ich. Nicht!«
|121| Salvia grinste, dann umfasste sie sein Gesicht mit ihren Händen und gab ihm einen sanften Kuss.
»Schon besser. Und nun berichte.«
»Kann ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Du stehst zu nahe.«
»Irritiert dich das?«
»Es könnte mich zu unpassenden Reaktionen verleiten, die eines galligen Krüppels nicht angemessen sind.«
Eine halbe Stunde später war Salvia auf den Stand der Nachforschungen gebracht, und als sie das Haus verließ, waren ihre Wangen gerötet.
Nicht von der Kälte.
Sie machte sich auf, in der Gegend um den Friedhof Klinken zu putzen.
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20. Wiederfinden im Gnadenhof
S teve raufte sich die Haare. Das lief alles völlig aus dem Ruder. Ganz und gar. Alle Frauen schubsten ihn herum, ihn einen Mann, der sich für hart und abgebrüht gehalten hatte. Der mit den kaltblütigsten Verbrechern klargekommen war, der die brenzligsten Situationen gemeistert hatte, der in den gefahrvollsten Augenblicken kühlen Verstand bewahrt hatte.
Er warf sich in seinen Sessel und wollte zur Flasche greifen, um zu vergessen.
Das Telefon läutete.
Er ging nicht dran.
Hertha tat es unten am Nebenanschluss und kam mit dem Hörer in der Hand in sein Zimmer gestürmt.
Schon wieder Rumschubsen!
»Katzenschutzbund, mein Lieber. Eine Nachricht von der Vermissten.«
»Geben Sie her!«
Und dann hörte er doch aufmerksam zu.
Die Katzenfalle war einer Familie Liebherz im November übergeben worden, deren Haus von einer Streunerkatze belagert worden war. Im Dezember war die Falle zurückgebracht worden. Die Leute wohnten in der Nachbarschaft des alten Friedhofs.
|123| Steve bedankte sich, wenngleich noch etwas mürrisch, aber dann fühlte er wieder den sanften Salbeimund auf seinen Lippen, und ein verstohlenes Lächeln huschte über sein Gesicht. Salbei war tatsächlich gut bei Gallenbeschwerden.
Wäre vielleicht ein hübsches Weihnachtsgeschenk für die garstige Kräuterhexe, wenn er ihr SueSue übergeben könnte.
Er raffte sich auf, zog sich an und hangelte sich an seinen Krücken die Treppe hinunter. In der Küche packte Hertha eben die Pflanzschale aus, und ein Teil der Zeitung, in der sie eingewickelt war, lag auf dem Tisch.
Zwei Katzenaugen sahen ihn bezwingend an.
Mac schon wieder. Der Kater vom Gnadenhof. Er schien es darauf angelegt zu haben, ihn zu verfolgen.
In dem Augenblick traf es ihn wie ein Blitzschlag.
Er nahm das zerknüllte Blatt auf, strich es glatt und las noch einmal den Artikel. Nicht artgerecht gehaltene Tiere, ausgesetzte, verwahrloste, verletzte und alte fanden dort ihr Heim. Jene, die wieder aufgepäppelt werden konnten, wurden vermittelt, andere blieben bis an ihr Ende dort.
Da weder bei dem Katzenschutzbund noch im Tierheim SueSue aufgetaucht war – verflixt, warum war er nicht schon früher auf die Idee gekommen?
»Ich fahre zum Gnadenhof«, verkündete Steve der verdutzten Hertha.
»Sie fahren nicht selbst. Ich fahre Sie.«
»Wissen Sie, Hertha, wie ich das hasse?«
|124| »Ja. In ein paar Tagen können Sie die Prothese wieder tragen, dann fahren Sie selbst.« Nach kurzem Zögern fragte sie milder: »Ist das denn so schwer zu lernen, Hilfe anzunehmen?«
»Unerträglich schwer«, murmelte er. »Ich muss noch telefonieren, dann fahren wir.«
Einige Telefonate später betrat Steve mit Hertha am frühen Nachmittag den Gnadenhof. Man hatte ihm zwar beschieden, dass vor den Feiertagen keine Besucher mehr erwünscht seien, aber als er seinen Presseausweis vorzeigte, wurden sie doch eingelassen. Eine stupsnasige Tierpflegerin stellte sich als Tinka vor und hörte sich seine Geschichte aufmerksam an.
»Ja«, sagte sie
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