Weil wir glücklich waren - Roman
Feuchtigkeitsregler einstellte.
»Wie du siehst, ist es im Wintergarten wärmer als in den anderen Räumen«, erklärte er, als er die Tür hinter sich schloss. »Im Rest des Hauses ist die Temperatur auf achtzehn Grad eingestellt. Wenn es morgen Abend wirklich kalt wird, lässt du einfach die Hähne ein bisschen tropfen und machst die Unterschränke auf.«
Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Jimmy stammte aus einer Stadt in Kalifornien, soweit ich wusste, irgendetwas mit »San«, nicht San Diego oder San Francisco, sondern ein anderer Ort, der so klang, als ob das Wetter dort immer schön und mild wäre. Offensichtlich hatte er einiges über die Winter in Kansas und einfrierende Wasserleitungen gehört und sich deshalb darauf eingestellt, in Wirklichkeit unnötige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.
»Das ist doch lächerlich!« Haylie kam ins Wohnzimmer und stupste spielerisch einen seiner kräftigen Arme an. »Das hier ist kein altes Bauernhaus. Und sie wird hier sein und Wasser laufen lassen. Die Rohre frieren schon nicht über Nacht ein.« Sie schaute mich an, lächelte und verdrehte die Augen.
Mir war allmählich aufgegangen, dass Haylie auch hier im Haus lebte. Wenn ich darüber nachdachte, hatte ich sie in letzter Zeit kaum noch im Wohnheim gesehen. Ihr Mantel hing in der Garderobe, und Jimmy hatte mir unten im Arbeitszimmer ihren Schreibtisch gezeigt. Aber mir war ebenfalls klar, dass das Haus, der Wagen - alles - eigentlich ihm gehörte. Und obwohl ich wusste, dass sie recht hatte, was ein mögliches Einfrieren der Rohre anging, erwartete ich, dass das letzte Wort von ihm kommen würde.
Er schien das gutzuheißen. »Dreh das Wasser an, wenn es kalt wird«, sagte er zu mir und sah dabei mich an, nicht Haylie. In seiner Tasche klingelte sein Handy. »Ich nehme den Anruf draußen entgegen«, erklärte er und küsste Haylie auf den Nacken, als er an ihr vorbei aus dem Zimmer ging.
Haylie und ich lauschten schweigend dem Geräusch seiner schweren Stiefel, als er durch die Küche nach draußen stampfte. Es war das erste Mal seit der Highschool, dass wir allein miteinander waren, und ich fragte mich, ob sie ihre Masche ohne Publikum vielleicht vorübergehend aufgeben würde. Sie tat es nicht. Als sie bemerkte, dass ich sie beobachtete, fischte sie einen Lippenstift aus ihrer Rocktasche, drehte sich um und fixierte ihr Spiegelbild in dem Flachbildfernseher.
»Er ist sehr eigen mit seinen Sachen«, sagte sie. »Er merkt es sofort, wenn etwas anders ist.« Dabei klang sie verärgert, vielleicht wegen mir. Ich konnte ihr Gesicht in dem grauen Bildschirm sehen, aber ich konnte ihre Miene nicht deuten.
Ringsum herrschte Stille. Zwar konnte ich das leise Surren einer Geschirrspülmaschine hören, aber das war alles. Sonnenlicht fiel durch die hohen Fenster auf die dick gepolsterte Couch, den Dielenboden und die üppigen Blattpflanzen, die sich auf Blumenständern befanden. Ich beugte mich vor und spähte ins Badezimmer, um einen Blick auf den Jacuzzi - »Gartenwanne« hätte meine Mutter gesagt - zu erhaschen. Seit über einem Jahr hatte ich kein ausgiebiges heißes Bad mehr genommen. Deshalb blieb ich freundlich und entgegenkommend, obwohl ich mir nicht sicher war, ob Haylie sich gerade beschwert oder mir gedroht hatte.
Später würde ich noch daran denken, wie ich mich Hals über Kopf in dieses Wochenende gestürzt hatte. Ich nahm nur die Informationen auf, die ich wollte, und ignorierte alles andere. Meine Mutter würde auf ihre nette Art sagen, ich solle nicht zu streng mit mir sein. Ich sei nicht die Erste, die ein Risiko ignoriert habe. Doch auf diese Weise beschwören wir nicht nur das Abenteuer, sondern auch Kummer herauf, wie jeder, der einmal in einer ähnlichen Lage war, bestätigen kann.
An diesem Abend lümmelte sich Marley Gould in rosa Plüschschuhen, die wie kleine Schweinchen aussahen, und einem langen, rüschenbesetzten Nachthemd auf der großen, orangefarbenen Couch, die in der Halle des siebten Stockwerks vor den Fahrstühlen stand. Ich wollte eine kurze Lernpause machen und nach unten laufen, um mir eine Limo zu holen, aber als ich Marleys langen Zopf sah, blieb ich stehen. Marley tat mir leid. Sie kam aus einer Stadt in West-Kansas, die nur ein bisschen mehr Einwohner als unser Studentenwohnheim hatte. Sie wirkte viel jünger als die anderen Erstsemester meines Stockwerkes. Ihre Mitbewohnerin war in einer Studentenvereinigung, und man bekam sie praktisch nie zu sehen. Ich wusste,
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