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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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seine Ohrläppchen rosa. »Ich habe mir deshalb Gedanken gemacht.« Er räusperte sich. »Ich habe mir gedacht, wie schön es für dich und für mich wäre, wenn du den Job nächstes Jahr nicht mehr zu machen bräuchtest.«
    Ich wartete und ließ meinen Blick von seinen Schultern bis zu seiner Hand wandern, die auf der Bettdecke lag.
    »Du weißt, dass Rudy dieses Jahr seinen Abschluss macht. Er zieht aus unserer Wohnung aus.«
    Bevor er weitersprechen konnte, schüttelte ich den Kopf. »Ich kann nicht bei euch einziehen«, sagte ich. »Die Miete kann ich mir nicht leisten.« Es stimmte. Ich würde mich auch im nächsten Jahr als Gangaufsicht bewerben. Bei meinem letzten Treffen mit meinem Vater hatte er mich zweimal gefragt, ob ich meinen Abschluss in der Regelstudienzeit machen würde und ob ich schon darüber nachgedacht hätte, welche Art von finanzieller Unterstützung ich für mein Medizinstudium bekommen könnte.
    »Richtig.« Tim setzte sich auf, sodass die Decke um ihn herum fiel. Er sah ein bisschen aus wie ein Römer in einer Toga. »Aber das müsstest du auch nicht. Du weißt, dass ich dieses Stipendium bekomme. Und ich arbeite diesen Sommer bei meinem Vater. Er ... sagen wir einfach, er kommt mir entgegen. Ich werde genug Geld haben, um die Miete allein zu bezahlen. Oder wir ziehen in eine andere Wohnung. Ich könnte für alle Unkosten aufkommen.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Auf der einen Seite wollte ich ihm nichts vormachen. Aber auf der anderen Seite fühlte ich mich so geschmeichelt, dass er gefragt hatte. Ich wollte einfach, dass dieser Augenblick andauerte und sein Angebot, das so romantisch war, weiter im Raum stand.
    »Okay«, sagte er. »Es wäre nett, wenn du jetzt irgendwas sagen würdest.«
    Mein Blick wanderte durch mein Zimmer, über das nackte Linoleum, die kahlen Wände, die vibrierenden Rohre an der Decke.
    »Ich meine, sonst musst du diesen Job behalten, bis du mit dem College fertig bist, oder?« Er sah bekümmert aus. »Du wirst auch während deines letzten Jahres hier wohnen.«
    Ich nickte und sah vor meinem inneren Auge seine Wohnung mit den schönen Holzböden und den Balkonen vor jedem Schlafzimmer vor mir. Einer davon war groß - ich könnte einen kleinen Garten anlegen. Die Küche war klein, aber es wäre toll, etwas für mich selbst zuzubereiten, nette Sachen zusammen mit Tim zu kochen und nicht jedes Mal, wenn ich etwas essen wollte, über einen Parkplatz gehen zu müssen. Ich würde den Speisesaal nie wieder sehen müssen, nie wieder von einem orangefarbenen Tablett essen müssen.
    Jemand klopfte an die Tür.
    »Ja?« Ich wandte den Kopf, um mich zu vergewissern, dass die Kette vorgehängt war.
    »Ich bin's, Marley.«
    »Äh ... brauchst du etwas?«
    »Ich wollte nur deine Meinung zu etwas hören. Ich bin mir nicht ganz sicher, was dieses T-Shirt angeht.«
    Tims Augen wanderten zuerst zur Tür und dann zu mir zurück. Er sah aus, als würde er jeden Moment etwas sagen, das mich zum Lachen brachte. Ich beugte mich vor. »Äh ... kann ich es dir vielleicht morgen sagen? Ich ... also, ich liege eigentlich schon im Bett.«
    »Oh. Klar. Entschuldige. Ich dachte, du ...« Ihre Stimme wurde schon leiser. »Entschuldige.«
    Tim lächelte, und ich lächelte zurück.
    »Na?«, fragte er. »Ist das Zusammenleben das Problem?«
    »Nein. Nein, ich habe bloß ... du weißt schon.« Eigentlich wusste ich, was ich sagen musste und wie ich es sagen musste. Ich wollte es bloß nicht. Er sah so glücklich aus. »Ich meine, was ist, wenn ... wenn etwas passiert?«
    Er zog die Augenbrauen nach unten und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. Er hatte wirklich keine Ahnung, was ich meinte.
    »Was ist, wenn wir uns trennen?«, flüsterte ich, als klänge es leise ausgesprochen weniger schlimm. »Was mache ich dann? Ich hätte diesen Job nicht mehr. Wo sollte ich wohnen?«
    Er zog seine Hand aus meinem Haar. »Ich glaube nicht, dass wir uns trennen werden. Du etwa?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Wir schauten uns an. Es war einfach aus mir herausgeplatzt. Die Antwort schien auf der Hand zu liegen: Ich wusste es nicht. Er wusste es nicht. Keiner von uns konnte es wissen. Trotzdem sah er verletzt aus.
    »Ich meine nicht, dass ich glaube, wir werden uns trennen. Oder dass ich es will«, fügte ich hastig hinzu. »Ich meine bloß, wenn ich diesen Job aufgebe, dann war's das irgendwie für mich.«
    Diese Information schien er zuerst verarbeiten zu müssen. Er rieb sich das Kinn, kniff die Augen

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