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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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der Decke hervor. »Hey, willst du nicht Friends mit mir gucken? Es kommt in zehn Minuten. Ich kann Popcorn machen.«
    »Ich muss lernen«, entschuldigte ich mich. »Es tut mir leid.«
    So war es immer mit Marley. Jede Unterhaltung endete damit, dass sie mich um Zeit bat, die ich nicht hatte. Sie war nie beschäftigt, hatte nie zu viel zu tun. Aus Erfahrung wusste ich, dass sie mit gerunzelter Stirn ihren Blick auf den Fußboden senken würde, wenn ich sie jetzt ansah - so, als wäre ich gemein zu ihr gewesen. Deshalb starrte ich, bis der Fahrstuhl kam, die helle Ziegelwand an, auf die jemand mit einem schwarzen Filzstift »ICH WAR HIER« geschrieben hatte.
    Meine Mutter lag falsch. Es dauerte nicht nur eine Minute, nett zu sein. Gewöhnlich dauerte es viel länger, und ich hatte andere Dinge zu tun. Meine Mutter hätte sich bestimmt zu Marley gesetzt und versucht, sie aufzuheitern. Aber sie hatte auch noch nie einen Test in Organischer Chemie bestehen müssen. Zumindest bis sie den Dachdecker traf, hatte ein Großteil ihres Lebens darin bestanden, sich um andere zu kümmern. Und davon abgesehen hatte sie kaum etwas zustande gebracht.
    »Ich werde dir für Weihnachten ein Heizgerät besorgen.« Tim rutschte in meinem Bett weiter nach unten. Er war fast dreißig Zentimeter größer als ich. Meine Bettdecke reichte nicht ganz für uns beide aus, und seine Knie stießen kalt an meine Zehen. Ich fuhr mit den Fingerspitzen über die weichen Haare auf seiner Brust und spürte seinen stetigen Herzschlag.
    »Ich sollte lieber vor Mitternacht verschwinden.« Er griff in mein Haar und wickelte sich ein paar Strähnen um zwei seiner Finger.
    Ich hatte nicht erwartet, dass er bleiben würde. Er würde früh aufstehen und losfahren, weil er am späten Nachmittag in Chicago sein musste, um die Verwandten abzuholen, die mit dem Flugzeug kamen. Abgesehen davon hasste er das Wohnheim. Ich starrte an die Decke. Mein Nachbar über mir hörte seit einer Stunde dasselbe Reggae-Lied, und der monotone Trommelrhythmus ließ die außen verlegten Rohre über meinem Bett vibrieren.
    »Ein bisschen kann ich noch bleiben«, sagte Tim und drehte sich zu mir um. »Ich warte, bis du eingeschlafen bist.« Er folgte meinem Blick zu dem schiefen Stapel aus Büchern und Heften auf meinem Schreibtisch. »Aber du wirst nicht schlafen, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. Sobald er gegangen war, würde ich weiterarbeiten und vielleicht so um zwei Uhr mit den Hundshaien fertig sein. Dann blieben mir ungefähr vier Stunden Schlaf. Jimmys und Haylies Flug ging um acht; sie wollten mich um sechs vor dem Wohnheim abholen.
    »Meine Laborvorbereitungen kosten mehr Zeit, als ich gedacht hätte.« Seufzend rieb ich mir die Augen. »Weil ich dumm bin.« Ich schaute verlegen zur Seite. Den letzten Teil hatte ich eigentlich nicht laut sagen wollen.
    Er knuffte mich in die Schulter. »Sag das nicht.«
    Ich gähnte und winkte ab. Darüber wollte ich nicht reden.
    »Veronica, du bist nicht dumm. Du bist sehr intelligent.«
    »Nein, bin ich nicht.« Ich zog die Decke hoch und kuschelte mich darunter. Ich konnte spüren, dass er mich beobachtete, mein Gesicht studierte. Ich zuckte die Achseln. »Nicht so wie Gretchen. Obwohl ich doppelt so viel lerne wie sie, bekommt sie bessere Noten.«
    Er wandte den Blick ab und schien darüber nachzudenken. Ich hielt den Atem an. Tim war in der Regel sowohl ehrlich als auch nett. Aber wenn es darauf ankam, entschied er sich meistens für die Ehrlichkeit.
    »Ich würde nicht sagen, dass du nicht schnell begreifst«, relativierte er.
    »Okay. Toll. Danke.« Ich wollte das Thema wechseln. Ich wollte nicht bemitleidenswert sein, die arme Freundin, die darüber jammerte, wie dumm sie war. Ich lächelte. »Du hast recht. Ich habe einfach zu spät angefangen. Im vierten Stock gab es eine Beschwerde wegen Lärmbelästigung, der ich nachgehen musste.« Ich senkte den Blick. In Wahrheit hatte es ungefähr zwei Minuten gedauert, sich darum zu kümmern. Nicht einmal mein Gespräch mit Marley hatte besonders viel Zeit in Anspruch genommen. Das, was viel Zeit kostete, war, dass ich jedes Mal, wenn ich versuchte, einen Absatz in meinem Physiologiebuch zu lesen, an etwas ganz anderes dachte - meistens daran, wie schlecht meine Noten in diesem Semester ausfallen würden.
    »Klar.« Er setzte sich auf und kratzte sich am Hals. »Dieser Job ist ganz schön zeitintensiv, was?« Auf einmal sah er sehr ernst aus, und trotz der Kälte in meinem Zimmer waren

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