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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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verrückt genannt. Oder besser: ihr gesagt, dass sie sich verrückt benahm. (Ich habe dich nicht verrückt genannt, würde Elise, die Anwältin, sagen. Ich habe gesagt, dass du dich verrückt benimmst .) Richtig. Und vielleicht, gab Natalie zu, als sie darüber nachdachte, hatte sie gerade eben am Telefon auch wirklich ein bisschen verstört geklungen. Sie hatte sich mit Elise über ihren Nachnamen unterhalten und darüber, dass sie mit dem Gedanken spielte, ihn ändern zu lassen. »Es ist nur so eine Idee«, hatte sie hinzugefügt, während sie sich bückte, um den Hund zu kraulen. Sie versuchte, fröhlich zu klingen. Tatsächlich hatte Natalie, kurz bevor das Telefon klingelte, an etwas wesentlich Dringendes und Bedrückenderes als ihren Nachnamen gedacht, aber sie wollte keine ihrer Töchter damit belasten - und sie wollte nicht Mitleid erregend wirken, schon gar nicht Elise gegenüber. Um sich abzulenken, hatte sie über etwas anderes gesprochen, und zwar über das Erstbeste, das ihr eingefallen war. Vielleicht hatte sie ein bisschen unzusammenhängendes Zeug erzählt, aber sie fand nicht, dass irgendetwas von dem, was sie gesagt hatte, verrückt geklungen hatte.
    Der Wunsch, eventuell ihren Namen zu ändern, war jedenfalls ganz bestimmt nicht verrückt. Die meisten Frauen, mit denen sie zusammenarbeitete, hatten nach der Scheidung wieder ihren Mädchennamen angenommen. Und wie sie es auch zu Elise gesagt hatte, erschien ihr das allmählich nur vernünftig. Die Faxe von Dans Anwalt an ihren Anwalt trugen alle die Überschrift »Von Holten gegen von Holten«, was wie ein treffender, aber auch trauriger Kommentar wirkte, eine Anspielung auf einen Bürgerkrieg, auf ein Ganzes, das auseinandergerissen worden war.
    Andererseits war von Holten der Name ihrer Töchter, ihres Lebenswerkes, und es erschien ihr völlig abwegig, dass Veronica und Elise denselben Nachnamen wie ihr Vater tragen sollten und sie selbst - zumindest was die Namensgebung anging - als Außenseiterin zurückblieb. Außerdem gestand sie sich ein, dass sie an dem Namen hing. Natalie Von Holten war länger ihr Name gewesen, als er es nicht gewesen war. Bis zu dem Tag, an dem ihr der Immobilienmakler riet, den Briefkasten auf der Seite, auf der Von Holten stand, zu übermalen. Sogar in jenen Monaten, in denen sie als Einzige noch in dem Haus lebte. Sie war es gewesen, die erst ein paar Tage zuvor die Buchstaben mit den Kalligraphiestiften, die sie in einem Bastlerladen gekauft hatte, eigenhändig aufgemalt hatte.
    »Mom?«, hatte Elise gefragt. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Elisa saß immer gerade im Auto, wenn sie anrief, und steckte auf irgendeiner Straße in Kalifornien mitten im Verkehr, deshalb hatte Natalie den untypisch sanften Tonfall ihrer älteren Tochter auf verrutschte Kopfhörer oder eine schlechte Verbindung geschoben. Sie hatte nicht gewusst, dass sie beurteilt wurde. Deshalb hatte sie, den Hörer zwischen Schulter und Ohr geklemmt, weitergeredet, während sie sich auf den Boden sinken ließ und Bowzer mit einer Hand liebevoll an ihre Seite zog. Ja, sagte sie zu Elise, es ginge ihr gut. Sie sei bloß ein bisschen müde. Im Einkaufszentrum sei der Teufel los gewesen, weil sich alle auf die Feiertage vorbereiteten und die Preise alter Artikel reduziert würden. An dieser Stelle befürchtete sie, dass sie sich schon wieder beschwerte, indem sie so schlecht über den Job sprach, den sie hasste, und damit ihre erfolgreiche Tochter runterzog. Also lächelte sie und hoffte, dass man das ihrer Stimme anmerken würde. Sie sprach wieder über ihren Namen. Normalerweise, erklärte sie Elise, würde sie wieder ihren Mädchennamen annehmen. Aber es hatte ihr nie gefallen, Natalie Otter zu sein. »Wie das Tier«, hatte sie immer gesagt, statt den Namen zu buchstabieren. In der Grundschule hatte sie ihn gehasst; der Name war Gegenstand vieler blöder Bemerkungen gewesen. Sind deine Eltern Otter? Ist deine Mutter ein Otter? Dann gab es noch die etwas subtileren Scherze, wobei jeder ihrer Peiniger echt glaubte, ihm oder ihr wäre etwas Neues eingefallen: Natalie Otter, tu dies. Natalie Otter, tu das. Lehrer waren am schlimmsten. Sie machten so etwas gern bei ihren Schülern. Doch obwohl sie sich darüber ärgerte, hatte Natalie auch Mitleid mit diesen Lehrern empfunden. Der Beruf schien eigentlich ganz normale Leute dazu zu zwingen, den Versuch zu unternehmen, vor einem gebannten Publikum Witze zu reißen. Trotzdem hatte sie sich nach einem Namen

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