Weil wir glücklich waren - Roman
hatten einen bekommen. So einfach war das. Und sie hatte den Sessel immer noch. Aber als sie jetzt vom Einkaufszentrum in ihre Wohnung zurückkam, wollte sie nicht in einem Sessel sitzen. Sie wollte sich im Wohnzimmer hinlegen, und dazu brauchte sie eine Couch. Aber sie hatte keine. Sie war neunundvierzig Jahre alt, und nach der Scheidung war ihr ein über drei Jahrzehnte zusammengetragenes Sammelsurium an Familienmobiliar und Erinnerungsstücken geblieben, dazu eine Tischtennisplatte und ein Haufen Krempel, den sie nur mühsam loswurde - aber eine Couch besaß sie nicht.
Dan hat bestimmt eine, dachte sie sich. Er war in ein möbliertes Apartment gezogen und hatte alles aus seinem alten Leben zurückgelassen - wie ein Einsiedlerkrebs, der seine Muschel abstreift. Alles andere blieb an ihr hängen, das Chaos, die Garagenverkäufe, das Aussortieren, das Wegwerfen. Und in all dem Durcheinander hatte der Hund - kurz nach einem seiner Krampfanfälle - auf eines der smaragdgrünen Kissen des Wohnzimmersofas gepinkelt. Natalie hatte sich fast ein bisschen darüber gefreut, dass ihr die Erkrankung des Hundes einen Vorwand lieferte, das Sofa loszuwerden, das, wie sie fand, ein Symbol für ihr altes Leben mit Dan war, das auch ein bisschen beschmutzt war und weggeworfen werden musste. Es würde Spaß machen, dachte sie, und wäre genauso symbolisch, es durch ein neues zu ersetzen, vielleicht ein gestreiftes, etwas Modernes. Am besten ein Bettsofa - für den Fall, dass eines der Mädchen zu Besuch kam.
Sie hatte es versucht. Manchmal war sie nach der Arbeit, statt das Einkaufszentrum hinter sich zu lassen, direkt in die Möbelabteilungen der großen Warenhäuser gegangen, um sich mal umzusehen, was es so gab. Sie hatte auf gestreiften Kissen gesessen und ihre Fingerspitzen an Denim gepresst. Die Auswahl und auch die Tragweite der Entscheidung hatten sie fast überwältigt. In diesen ersten Monaten war sie immer noch so empfindlich und unsicher gewesen. Nach der Scheidung, diesem ultimativen Scheitern, hatte sie nicht schon wieder eine falsche Entscheidung treffen wollen.
Deshalb hatte sie sich mit der Couch zu lange Zeit gelassen. Und wenn sie jetzt eine fand, die ihr gefiel, würde sie es sich nicht leisten können, sie zu kaufen.
Sie hatte angefangen, neue Freundschaften zu schließen, mit anderen Lehrerinnen, die als Vertretung arbeiteten, und mit Kolleginnen bei DeBeck's. Wenn sie zu Besuch kamen, zogen sie Natalie auf, weil sie keine Couch hatte. »Du wartest wohl auf den Märchenprinzen, der seine eigene Kuschelecke mitbringt, was?«, hatte Maxine gefragt. »Na, ich weiß nicht. So hübsch du auch bist, der Markt ist hart, Schätzchen. Vielleicht gibst du lieber auf und kaufst dir selbst ein Sofa.« Natalie lachte höflich und schob die Schuld auf Bowzer, obwohl es keineswegs so war, dass er ständig ins Haus machte. Er war immer noch ein stolzer Hund, voller Würde, und wartete vor der Tür, wenn er mal rausmusste. Aber trotzdem: Bei einer Couch wäre ein einziges Mal schon zu viel!
Bowzer lag jetzt neben ihr, ein Ohr flach auf den beigen Teppich gepresst. Sie kraulte ihn am Hinterkopf und starrte auf den Fernseher. Ein Mann zeigte auf eine Karte von Kansas City, auf der in Großbuchstaben »EIS« stand. Die Buchstaben, die im Vordergrund schwebten, wirkten selbst wie gefroren. Die Kurzinformationen am unteren Bildschirmrand warnten davor, dass der gefrierende Regen früher als erwartet einsetzen würde, knapp vor dem morgendlichen Berufsverkehr. »›... vereiste Bürgersteige, herunterhängende Stromkabel - ein guter Tag, um zu Hause zu bleiben, falls es möglich ist ...« Natalie runzelte die Stirn und schaute aus den dunklen Fenstern. Morgen war Freitag, ein beliebter Tag bei Lehrern, um sich krankzumelden. Wahrscheinlich bekam sie morgen früh einen Anruf mit der Bitte, für jemanden einzuspringen. Neben ihr fing Bowzer so heftig zu zittern an, dass die Anhänger an seinem Halsband klapperten. Auf Kaninchenjagd, hatte Dan es genannt. Möglicherweise leichte Schlaganfälle, sagte der Tierarzt.
Sie wartete, bis er sich beruhigt hatte, ließ dann ihre Hand über seinen Kopf wandern und fuhr mit ihren Fingerspitzen liebevoll durch sein weiches Fell. Als sie den Mietvertrag unterschrieben hatte, hatte sie gewusst, dass Haustiere in der Wohnanlage nicht erlaubt waren. Sie war davon ausgegangen, dass Bowzer nicht mehr bei ihr sein würde, wenn sie einzog. Sie hatte beabsichtigt, ihn zum Tierarzt zu bringen, sobald
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