Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
weil ich möchte, dass du es genau in dieser Art von Situation bei dir hast. Es nützt dir nicht im Geringsten etwas, wenn du es nicht bei dir hast.«
    »Entschuldigung.« Das Ganze war eine gute Übung für mein Gespräch mit Jimmy Liff, fand ich. Ich machte das Glas Erdnussbutter auf, aber der Löffel glitt mir aus den Händen und fiel in den Spalt zwischen Schreibtisch und Bettende. Ich starrte in das Glas.
    »Du hättest eine etwas aufschlussreichere Nachricht hinterlassen können. Das, was du gesagt hast, klang reichlich kryptisch.«
    Ich kauerte mich auf alle viere, um den Löffel aufzuheben. Zu meinem Verdruss stellte ich fest, dass er in einen kleinen Haufen des üblichen Abfalls in meinem Zimmer gefallen war. Er lag zwischen Staub, einem Apfelgehäuse und dem Studienführer für Chemie, nach dem ich im letzten Monat vergeblich gesucht hatte. Ich runzelte die Stirn, verärgert über mich selbst. Besen, Schrubber und Staubsauger konnte man sich am Empfang leihen, aber bisher hatte ich dieses Angebot noch nicht wahrgenommen.
    »Hallo? Veronica?«
    Jemand klopfte an die Tür.
    »Was ist das?«, fragte mein Vater. »Was ist das für ein Geräusch? Wo bist du gerade?«
    Ich machte die Tür auf und sah Marley Gould vor mir, eine Hand erhoben, um noch einmal zu klopfen, in der anderen den Koffer mit ihrem Waldhorn. Sie trug immer noch ihren langen, flauschigen Mantel mit der dazu passenden Mütze und sah mit ihren rosigen Wangen und den strahlenden Augen noch jünger aus als sonst.
    »Ich habe gehört, dass du einen Autounfall hattest.« Sie zeigte mit dem Finger auf mich. »Du hast dich an der Lippe verletzt?«
    »Ja, aber es ist nicht so schlimm. Ich telefoniere gerade. Äh ... brauchst du etwas?«
    »Veronica? Hallo?« Das Telefon war auf meine Schulter gerutscht, aber die Stimme meines Vaters war trotzdem klar und deutlich zu hören. »Sprichst du mit jemandem? Könntest du deine Aufmerksamkeit bitte einen Moment lang mir zuwenden? Wäre das in Anbetracht der Tatsache, dass ich gerade fünfunddreißig Meilen gefahren bin, um dich zu finden, zu viel verlangt?«
    »Tut mir leid. Bin schon wieder da.« Ich lächelte Marley an und formte mit den Lippen eine stumme Entschuldigung, während ich die Tür wieder schloss. »Tut mir leid«, wiederholte ich. »Das war eine meiner Mitbewohnerinnen.«
    »Sag mir, was passiert ist.«
    Ich tauchte einen Finger in die Erdnussbutter und leckte ihn ab. »Jetzt gleich?«
    »Ja.«
    Ich setzte mich zurück aufs Bett. Früher oder später würde er es ja doch erfahren. Ich musste ihn wegen der Versicherung fragen und danach, was ich seiner Meinung nach tun sollte.
    »Ich habe Freunde von mir zum Flughafen gebracht.«
    »Was? Warum hast du dann von Topeka aus angerufen?« Seine Stimme klang anders, ruhiger. Er hatte sein Headset aufgesetzt. »Der Flughafen liegt in die entgegengesetzte Richtung.«
    Ich steckte meinen Finger noch einmal in die Erdnussbutter und dachte nach. Meine Schwester und ich hatten schon früh gelernt, dass es schnelles Überlegen und stählerne Nerven erforderte, um meinen Vater anzuschwindeln. Elise hatte es ein paarmal durchgezogen: Als Teenager hatte sie mit ihm endlose Diskussionen darüber geführt, ob der Verkehr wirklich so stark gewesen war, dass sie deshalb zu spät nach Hause gekommen war, oder darüber, ob sie irgendwie hätte mitbekommen müssen, dass jemand auf dem Rücksitz ihres Autos ein Bier getrunken hatte. Trotz ihrer Schlagfertigkeit und ihrer Courage hatte er meistens die Schwachstelle in ihrer Geschichte gefunden. Ich für mein Teil hingegen hatte schon längst entschieden, dass sich der Aufwand nicht lohnte. Ich hatte seit meiner Kindheit nicht mehr versucht, ihn zu belügen.
    »Wie ich nach Topeka gekommen bin, meinst du?«
    Er holte tief Luft und presste sie schnell wieder hinaus. »Ja, Veronica. Genau das wüsste ich gern.«
    Ich berichtete ihm die Kurzfassung.
    »Du bist per Anhalter gefahren?« Seine Stimme war auf einmal wieder viel lauter. »Du hast genau das getan, was ich dir strikt verboten habe?«
    »Aber es hat geklappt«, erwiderte ich munter. »Er hat mich dahin gebracht, du weißt schon, zum ...«
    »... Hardee's an der Mautstelle.«
    »Genau.« Ich schluckte noch ein bisschen Erdnussbutter hinunter.
    »In Topeka?«
    »Hm.«
    Keine Reaktion. Ich dachte schon, die Verbindung wäre abgebrochen. »Dad?«
    »Warum so weit? Warum hat er dich nicht einfach in Lawrence abgesetzt?«
    »Er hat die Ausfahrt verpasst.« Wieder eine

Weitere Kostenlose Bücher