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Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Scheckheft sehen, bevor er den Wagen irgendwohin brachte. Auch das klang vernünftig. Und so kam es, dass ich in einem Abschleppwagen mit Jimmy Liffs berühmtem - und jetzt stark lädiertem - MINI Cooper, auf dessen Tür das Wort FASCHISTENSCHWEIN noch schwach zu erkennen war, vor meinem Wohnheim vorfuhr. Als wir stehen blieben, standen dreißig bis vierzig Leute, von denen mich die meisten nur von Beschwerden über Lärmbelästigung kannten, unter dem Vordach des Wohnheims und warteten auf den Bus.
    Ich öffnete die Tür und stieg aus dem Abschleppwagen. Die Menge war einen Moment lang still, dann sagte jemand »Ooooch!«, aber auf eine Weise, die sehr erfreut klang.
    Mein Handy lag neben meiner Armbanduhr auf meinem Schreibtisch. Viermal hatte mein Vater mir auf die Mailbox gesprochen. Bei der ersten Nachricht klang er besorgt. Bei der zweiten klang er besorgt und ein wenig gereizt. Danach brüllte er nur noch. Auch meine Schwester hatte etwas hinterlassen.
    »Ruf Dad an«, forderte sie mich auf. »Er glaubt, du liegst tot irgendwo in Topeka.«
    Ich setzte mich auf das Bett, nahm die Mütze ab und wählte seine Nummer. Als er meine Stimme hörte, schwieg er volle fünf Sekunden lang, bevor er loslegte.
    »Weißt du, wo ich bin, Veronica? Weißt du, wo ich jetzt - in diesem Augenblick - bin?«
    »Nein«, sagte ich. »Wo bist du?«
    »Ich stehe auf dem Parkplatz von Hardee's an der Mautstelle in Topeka, wo sie offensichtlich nur Roboter Anrufe beantworten lassen.«
    »Du bist da rausgefahren, um mich zu holen?« Ich lehnte meinen Kopf an die kühle Betonziegelwand neben meinem Fenster. Draußen schien immer noch die Sonne, und ich konnte das leise Tröpfeln von schmelzendem Eis hören.
    »Nein, mein Schatz. Nein. Ich bin lediglich fünfunddreißig Meilen hinaus in die Prärie gefahren, weil ich Lust auf diese kleinen Zimtbrötchen hatte, die sie hier machen, und ich in Kansas City kein Hardee's finden konnte. Ja, verdammt, ich bin hier rausgefahren, um dich abzuholen! Ich war bei Gericht, als du angerufen hast. Warum hattest du dein Handy nicht dabei?«
    »Hatte ich vergessen.«
    Er seufzte.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. Mir war auf einmal sehr warm. Wenn die Heizung im Wohnheim beschloss, anzuspringen, schob sie heiße, trockene Luft durch die Rohre, und der Regulierer an meinem Heizkörper war abgefallen. Ich stand auf und schüttelte meinen Mantel ab.
    »Entschuldige.« Er stöhnte. »Du hast mir mit der Nachricht, die du hinterlassen hast, einen Mordsschreck eingejagt. Man hat mir gesagt, du seist von einem Polizisten nach Hause gefahren worden. Ist mit dir alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Warum warst du in Topeka?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Jetzt geht es mir gut.«
    Es entstand eine kurze Pause. »In was bist du da hineingeraten?«
    »In gar nichts. Ich bin bloß müde. Können wir nicht später darüber reden?« Ich stand auf und machte meine Schreibtischschublade auf. Mir war schwindlig vor Hunger, aber ich hatte keine Lust, nach unten und über den Parkplatz zu gehen, um im Speisesaal zu essen. Für Notfälle hatte ich ein Glas Erdnussbutter in der Schublade stehen. Ich holte es heraus, zusammen mit einem Löffel aus der Kantine.
    »Hat das etwas mit diesem Tom zu tun? Warst du mit ihm zusammen? Ihr hattet Streit, stimmt's? Und er hat dich dort stehen lassen. Gib mir seine Nummer. Ich werde mal ein Wörtchen mit ihm reden.«
    »Tim.«
    »Was? Wer ist Tim?«
    »Mein Freund heißt Tim. Nicht Tom. Ich bin noch nie mit einem Tom gegangen.«
    »Und er hat dich allein dort gelassen?«
    »Nein! Er ist in Chicago. Er hat nichts damit zu tun.«
    »Chicago? Geht eigentlich kein Mensch mehr zum Unterricht? Heute ist Freitag, richtig? Aber er ist in Chicago, und du bist in Topeka. Es ist im Grunde also kein College, oder? Es ist eine Art freiwilliger Veranstaltung. Ich bezahle deine Ausbildung, während du durch die halbe Welt ziehst und ich mich fast zu Tode sorge.«
    »Dad.« Ich konnte fühlen, dass meine Stimme zu brechen drohte. Ich hasste es, wenn er mich anbrüllte. Doch ich zwang mich, ruhig und gelassen zu sprechen. Ich versuchte wie Elise zu klingen. »Ein Hardee's in der Nähe von Topeka ist nicht unbedingt die halbe Welt. Es tut mir leid, dass du Angst um mich gehabt hast. Aber es wäre wirklich schön, wenn ich dir das alles ein anderes Mal erklären könnte. Ich hatte einen echt schlimmen Tag.«
    »Ich habe einen Klienten versetzt. Einfach versetzt. Schätzchen, ich zahle deine Handyrechnung,

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