Weil wir glücklich waren - Roman
Sprüh bloß keine chemischen Mittel mehr darauf!«
»Ich weiß nicht«, antwortete ich. Ich wollte mir gerade die Augen reiben, als mir einfiel, dass ich immer noch ihre Handschuhe trug. »Ob es in der Nähe ein Geschäft gibt, meine ich. Ich kenne mich hier nicht unbedingt aus.«
Unsere Blicke kreuzten sich, und ich schaute weg. Ich hatte ihr gesagt, dass ich nicht über das Haus sprechen wolle, darüber, warum ich hier war, wem es gehörte und warum ich es ganz schnell saubermachen musste. Ich hatte ihr gesagt, dass ich keine Erklärungen abgeben wolle. Ich bräuchte einfach Hilfe. An einem ganz normalen Tag hätte sie diese Bitte nicht respektiert. Ich bin deine Mutter, hätte sie dann gesagt. Ich muss wissen, was los ist! Aber wenigstens was den heutigen Tag betraf, war uns beiden klar, dass sie immer noch auf Bewährung war und ich, wenn ich nicht wollte, kein Wort sagen musste.
Bevor sie ging, streckte sie eine Hand aus und legte sie an meine Wange. Ihre Hand - die, die auf der Klinke gelegen hatte - fühlte sich kalt an. Ich wandte mich ab und rieb meine behandschuhten Hände über der offenen Tüte mit leeren Bechern gegeneinander. Ich konnte das leise Klirren der Glassplitter hören, als sie hineinfielen. Als es nicht mehr klirrte, zog ich die Handschuhe aus und gab sie meiner Mutter. »Danke«, sagte ich und wich ihrem Blick aus. »Du solltest sie lieber anziehen. Es ist kalt draußen.«
***
Eine halbe Stunde später kam sie mit einer Tüte voller Putzmittel, zwei Salaten mit Hähnchen in Plastikdosen und Bowzer zurück. Er schien abgenommen zu haben, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Noch vor einem Jahr hätte ich Mühe gehabt, ihn auf zwei Armen zu tragen, und jetzt hielt meine Mutter ihn problemlos auf einem. Er blinzelte hinter einer seiner grauen Fellzotteln zu mir hinauf.
Ich stellte mich in den Eingang. »Mom. Nein. Es tut mir leid, aber das geht nicht. Warum hast du ihn mitgebracht?«
Als er meine Stimme hörte, wedelte er mit seinem kurzen Stummelschwanz. Sie drückte mir die Tüte mit dem Salat in die Hand und versuchte, mich beiseitezuschieben. »Sei nicht so gemein, Veronica. Es ist zu kalt. Er kann nicht im Wagen bleiben.«
»Dann hättest du ihn zu Hause lassen sollen. Ich kann ihn hier nicht reinlassen. Was ist, wenn er pinkeln muss? Oder wenn sie allergisch sind oder so? Ich habe schon genug Dreck wegzuräumen.« Ich hielt mir Mund und Nase zu. »Mom. Er stinkt.«
Sie schaute zuerst mich und dann Bowzer an. Die Tüte mit den Putzmitteln baumelte an ihrem Handgelenk hin und her.
»Hier ist meine Bedingung«, sagte sie. »Ich lasse ihn nicht draußen. Es ist zu kalt, und es geht ihm gar nicht gut.«
Bowzer schaute mich aus geduldigen, trüben Augen an. Er wirkte nicht besonders mitgenommen. Meine Mutter hingegen atmete schwer, ihre Nasenflügel bebten. Und sie kaute Kaugummi. Das tat sie sonst nie.
»Ich lege Plastiktüten unter ihn. Aber wenn du willst, dass ich dir helfe, dann darf er auch hier rein.«
Ich trat einen kleinen Schritt zur Seite. Sie verdrehte die Augen und trug ihn ins Haus. »So, mein Süßer«, sagte sie und setzte ihn ab. Er schnupperte und machte einen zögerlichen Schritt nach vorne. Seine Krallen klapperten auf dem Dielenboden.
»Er wird pinkeln«, prophezeite ich.
»Nein, wird er nicht.«
»Oder einen Haufen machen. Und sie haben keinen Staubsauger.«
»Was? Wie kann man denn keinen Staubsauger haben?«
»Sie können. Sie haben eine Putzfrau.«
Ihr Blick wanderte zu einem Bild an der Wand, einem von Jimmys Werken. Die Konturen waren unscharf und die Farben verlaufen, aber ich hatte den Eindruck, dass man, wenn man lange genug hinschaute, einen verrottenden Schädel erkennen konnte.
»Wer sind diese Leute, Liebes?« Sie hatte mit dem Kaugummikauen aufgehört. Auf einmal wirkte sie sehr vertraut, ich erkannte ihr altes Selbst, ihre Augen waren voller Sorge um mich. »Wer sind sie, und woher kennst du sie?«
Ich bückte mich, um Bowzer an seiner Lieblingsstelle zu kraulen, der kleinen Mulde zwischen seinen Ohren. Er wandte den Kopf, schnüffelte und wedelte wieder mit dem Schwanz. »Hey, Bowz«, flüsterte ich. »Erinnerst du dich noch an mich?« Sein Halsband hing lose um seinen Hals.
»Natürlich tut er das«, sagte meine Mutter. »Dich hat er immer am liebsten gemocht. Ich bin bloß diejenige, die die Arbeit macht.« Sie zog ihren Mantel aus. Es war ein schöner Mantel, der lange, schwarze, den sie nur trug, wenn sie sich schick machte,
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