Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil wir glücklich waren - Roman

Weil wir glücklich waren - Roman

Titel: Weil wir glücklich waren - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
auffällig. Ihr nasses Haar war glatt zurückgekämmt, und die Spitzen fingen schon an, sich zu kräuseln.
    »Bist du so weit?« Ich stand auf. »Musst du nicht noch deine Haare trocknen?«
    Sie schüttelte den Kopf und schlüpfte in ihren Mantel. »Ich habe eine Mütze dabei.«
    Beim Rausgehen hielt ich meiner Mutter mit einem Fuß die Tür auf. Sie hatte ihre Tasche über die Schulter geworfen und balancierte Bowzer und seine Decke in den Armen. Als sie vorbeiging, roch ich Minze und Rosmarin. Sie hatte auch Haylies Shampoo benutzt.
    Wir stiegen die Stufen vor der Eingangstür hinunter. Die Reste der Party - beziehungsweise der anschließende Hausputz - hatten zwei große Müllsäcke gefüllt. Ich ging hinter meiner Mutter, in jeder Hand eine Tüte. Wir waren am Ende der Ausfahrt, als sie sich zu mir umdrehte.
    »Okay, Süße. Mein Wagen steht ein ganzes Stück von hier entfernt.« Sie beugte sich mit ausgestrecktem Arm zu mir vor. »Lass dir einen Abschiedskuss geben.« Bowzer tauchte aus seinem Deckenkokon auf und versuchte, ihr übers Gesicht zu lecken.
    »Kannst du mich mitnehmen?«, fragte ich.
    Sie biss sich auf die Lippe und blinzelte. Mehr denn je ähnelte sie einem Kaninchen, stumm und verschreckt. Ihr Haar war vollständig unter der Mütze verborgen. »Du hast kein ...« Sie schaute die Straße hinauf und hinunter.
    »Ich muss mitfahren, Mom. Ich habe kein Auto.« Ich legte den Kopf schief und starrte sie an. Meine Bitte konnte unmöglich ein Problem darstellen. Aber so, wie sie zurückstarrte, hatte ich den Eindruck, dass sie zumindest überrascht war. Vielleicht hatte sie vergessen, dass ich kein Auto hatte. Vielleicht waren die Details meines Lebens eben einfach nur Details, längst nicht so wichtig, verglichen mit dem Drama - was es auch sein mochte -, das sie bewegte und sie wie jemanden handeln ließ, den ich überhaupt nicht kannte.
    »Veronica.« Sie sah aus, als wechsle sie einen nervösen Blick mit Bowzer. »Ich weiß, dass du kein Auto hast. Aber wie bist du hergekommen?«
    Metaphorisch gesehen, war es eine tiefgründige Frage. Nicht metaphorisch gesehen, war sie einfach lästig. Ich stellte die Mülltüten ab und verschränkte die Arme. Bowzer winselte. Vielleicht fragte er sich, was uns aufhielt. Meine Mutter schaute ihn an und sagte nichts. Ich senkte den Kopf. Ich hatte unrecht gehabt - sie hatte unrecht gehabt. Der Vorfall bei Hardee's, das Auflegen ... das war kein Ausnahmefall gewesen. Sie hatte sich wirklich verändert. Sie war unzuverlässig, zerstreut und mit irgendetwas beschäftigt, das nichts mit mir zu tun hatte.
    Ich hörte, wie auf der anderen Seite der Auffahrt eine Tür geöffnet wurde. Meine Mutter und ich bemerkten, dass wir beobachtet wurden, drehten uns um und sahen eine gebräunte, blonde Frau in einem violetten Jogginganzug. Wir lächelten. Die Frau erwiderte unser Lächeln nicht. »Nette Party«, murmelte sie. Ihr Blick fiel auf die beiden Müllbeutel, bevor sie sich umdrehte und die Tür zuknallte.
    Ich schloss die Augen. »Kannst du mich bitte zum Wohnheim bringen? Oder muss ich wieder die Autobahnpolizei anrufen?«
    Als ich die Augen wieder aufmachte, schaute sie mich an, als würde sie mich am liebsten in die Arme nehmen, aber sie hielt Bowzer und die Decke, und der Gurt ihrer Tasche rutschte von ihrer Schulter. Sie machte mit dem Kopf eine ruckartige Bewegung nach vorne und hob eine Hand. Es war eine Aufforderung, ihr zu folgen.
    Wir waren noch ein paar Meter von ihrem Van entfernt, als ich den Lampenschirm aus Tiffany-Glas entdeckte, der gegen eines der hinteren Fenster gelehnt war. Er stammte von meiner Großmutter. Die Lampe hatte in ihrem Haus in New Hampshire gestanden und später in Kansas, in ihrem Zimmer im Pflegeheim. In dem anderen Rückfenster des Wagens sah man einen Fernseher, auf dem ein Beistelltisch lag.
    Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Sag jetzt nichts, okay? Keine Fragen.« Sie klang müde und gereizt, als würde ich ihr wegen irgendetwas, das wir schon eine Million Mal durchgekaut hatten, zusetzen. Als sie zur Beifahrertür ging, bedeutete sie mir, ihr Bowzer abzunehmen. Ich stellte die Müllbeutel ab, nahm den Hund in den Arm und beobachtete ihr Gesicht, als sie in ihren Manteltaschen nach den Schlüsseln kramte. Der Kopf war gesenkt, der Blick von mir abgewandt. Als sie eine der hinteren Seitentüren aufsperrte, musste sie schnell die Arme ausstrecken, um zu verhindern, dass zwei Pappkartons herausfielen. Wortlos stellte sie die Kartons

Weitere Kostenlose Bücher