Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weinen in der Dunkelheit

Weinen in der Dunkelheit

Titel: Weinen in der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
eingeholt, und nun setzten wir zum Sprint an.
    »Nichts wie weg hier«, sagte ich, und wir rannten lachend in entgegengesetzter Richtung durch die dunkle Nacht. Den Hunderter teilten wir uns, und noch oft mußten wir über unser Abenteuer lachen.

Schwanger
    Endlich hatte mein Freund Peter eine Möglichkeit gefunden, daß ich meine Liebe zu ihm beweisen konnte, sollte oder mußte, nämlich auf seinem Schiff.
    Der Kapitän hatte in Berlin angelegt. Wir waren hier ganz allein. Er zeigte und erklärte mir den Kahn, als ob er eine Prüfung ablegte. Ich verstand nur die Hälfte davon.
    Schließlich landeten wir in der Mannschaftsunterkunft. Es war ein kleiner Raum mit einem Ofen, den er vorher vorsorglich angeheizt hatte. Ein Tisch und die Koje waren der ganze Luxus. Nachdem er eine Flasche Rotwein entkorkt hatte, wußte ich, was folgen würde. Ich duldete seine Zärtlichkeiten, die mich nicht erregten, schloß die Augen und wartete auf den Schmerz, der zum Glück nicht kam.
    Ich hatte es hinter mir, und er war glücklich. Von diesem Tag an kam er plötzlich öfter nach Berlin, und wir verbrachten viel Zeit miteinander, ohne weitere Möglichkeiten.
    Dann blieb meine Regel aus. Ich machte mir keine Gedanken darüber, denn von den Mädchen wußte ich ja, daß so etwas schon mal vorkommen kann. Nachdem sie aber zwei Wochen überfällig war, suchte ich eine Frauenärztin auf. Die Untersuchung tat nicht weh, aber sie war unangenehm. Dieser Stuhl - was man als Mädchen alles mitmachen mußte! In der unbequemen Stellung kam ich mir so hilflos und ausgeliefert vor. Ich dachte an einen Maikäfer, der auf dem Rücken liegt und nicht fliegen kann.
    Schwanger!
    Die Diagnose klang aus dem Mund der Ärztin wie ein Urteil. Komischerweise fühlte ich mich davon nicht so sehr betroffen, wie sie es vielleicht vermutete. Ich nahm es hin. Konnte ich denn noch etwas daran ändern? Nein. Oder wollte ich daran nichts ändern? Ich wußte in diesem Moment nur eins: Ich bekam ein Kind.
    Die Ärztin schrieb einen Überweisungsschein für die Schwangerenberatung aus, dann blickte sie mich durch ihre Brille streng an und sprach sehr ernst zu nur:
    »Wie stellst du dir denn jetzt deine Zukunft vor? Immerhin bist du erst siebzehn Jahre alt und noch in der Ausbildung.«
    Ich zuckte die Schultern. Was sollte das Gerede, eine Moralpredigt konnte ich in diesem Augenblick am allerwenigsten ertragen.
    »Gut, wenn du nicht mit mir reden willst dann lassen wir es, aber im Heim gibst du diesen Zettel ab.«
    Mit zwei Zetteln und einer festgestellten Schwangerschaft verließ ich die Poliklinik.
    Draußen an der frischen Luft wurden mein Kopf klarer und die Gedanken freier. Und plötzlich freute ich mich. Ich werde ein eigenes Kind haben, für mich ganz allein. Ich werde es lieben und eine tolle Mutter werden, nahm ich mir ganz fest vor.
    Im Büro war eine Erzieherin mit der Postverteilung beschäftigt. Leise legte ich den Zettel auf den Tisch und ging nach oben in mein Zimmer. Kaum hatte ich die Tür erreicht, hörte ich meinen Namen im Lautsprecher. Ich sollte mich bei der Heimleiterin melden. Ich wußte, was mir bevorstand. Bei einer Schwangerschaft wurden die Mädchen bis aufs kleinste Detail ausgefragt. Wo und wie und wann es passierte und wer der Vater des Kindes sei.
    Niemals würde Kuhauge auch nur ein Wörtchen von mir darüber erfahren. Es war meine eigene Angelegenheit und ging keinen etwas an.
    Überschwenglich freundlich öffnete sie nach meinem Klopfen die Bürotür.
    »Komm, setz dich, ich glaube, wir haben uns viel zu sagen.«
    Mit mir nicht dachte ich. Von mir hört sie nicht den albernen Satz: Ich kriege ein Kind. Laut sagte ich:
    »Ich weiß nicht was Sie von mir wollen, der Zettel liegt doch vor Ihnen auf dem Tisch, was gibt es denn da noch zu sagen?«
    So schnell gab sie sich nicht geschlagen und fragte mich zum zweiten Mal:
    »Hast du mir nichts zu sagen?«
    »Doch, lassen Sie mich bitte in Ruhe!«
    Seltsamerweise blieb sie ganz gefaßt.
    »Bitte«, flehte sie mich fast an, »können wir nicht wie zwei Erwachsene darüber reden, ich will doch nur dein Bestes. Mir ist unklar, wie das ausgerechnet dir passieren konnte, wo du doch nicht eine Nacht gefehlt hast oder zu spät vom Ausgang gekommen bist.«
    Ich haßte sie, mit welcher raffinierten Methode sie mir kommen wollte. Schroff feuerte ich ihr entgegen:
    »Dazu braucht man keine Nächte. Wie schade für Sie, daß Sie das nicht wissen. Und wenn es Sie interessiert, den Vater meines Kindes

Weitere Kostenlose Bücher