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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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den Polstern hinterlassen würde.
Er sagte, Flecke seien nebensächlich. Er sagte wenig mehr.
    Wieder hielten wir, wie schon am Morgen, bei einer
nahe gelegenen Telefonzelle, und diesmal rief ich selbst die Vorrangsnummer an,
als R-Gespräch. Ich sagte der Stimme, die sich meldete, ich hätte eine
dringende Nachricht für Kriminalhauptkommissar Wilson von Tony Beach.
    Bleiben Sie dran, sagte er. Ich blieb. Eine sanfte,
wohlbekannte Stimme kam an den Apparat und sagte: »Mr. Beach? Sind Sie
das?«
    »Ja, Mr. Wilson.«
    »Und waren Sie es auch, der uns nach Martineau Park
bestellt hat?«
    »Nicht direkt.«
    »Mr. McGregor, hm?«
    »Ja Woher wissen Sie das?«
    »Ein Mann auf der Rennbahn … der zweite
Vereinssekretär, ist samstags-sonntags dort anwesend, wenn die Türen und Tore
offenstehen … Er sagte unseren Leuten, daß gestern ein Mr. Beach im
Lieferantenblock gewesen sei, und heute noch mal mit einem Mr. McGregor.«
    »Was ist passiert?« fragte ich.
    »Paul Young hat sich nicht dort eingefunden,
Mr. Beach.« Er sprach teils bedauernd, teils mit leisem Tadel.
    »Sonst denn jemand?« fragte ich.
    »Ein Mann namens Lew Smith kam vor kurzem mit einem
Transporter von Vintners Incorporated. Unsere Leute umzingelten ihn in
Begleitung des zweiten Vereinssekretärs. Lew Smith konnte zwar keinen
plausiblen Grund für seine Anwesenheit nennen, aber andererseits war er nicht
Paul Young. Es schien nicht vertretbar, ihn aufgrund eines anonymen
Telefonanrufes festzuhalten, und unsere Leute ließen ihn gehen. Könnten Sie mir
jetzt, Mr. Beach, mal eine Erklärung geben? Weshalb nahmen Sie an, Paul Young
würde nach Martineau Park fahren?«
    »Mr. Wilson«, sagte ich. »Ich weiß, wo Paul
Young jetzt ist. Möchten Sie ihn haben?«
    »Lassen Sie die Späße, Mr. Beach.«
    Ich erklärte ihm genau, wo seine Beute zu finden
war. Ich sagte: »Sie werden eine Druckerpresse finden, wenn Sie nach oben
gehen, mitsamt Bell’s- Flaschenschildern und den gleichen falschen
Schildern, die im Silver Moondance entdeckt wurden. In den Tanks finden
Sie gestohlenen Whisky … Wenn Sie sich an die Whiskybrennerei Rannoch wenden,
werden Sie ein entsprechendes Profil erhalten. Der Scotch wurde aus Tankwagen
geraubt, die einer Firma namens Charter Transport gehören … Sie
werden feststellen, daß ein anderes Dezernat der Polizei diese Diebstähle
untersucht. Sie werden Gips in Paul Youngs Büro finden … und er ist Larry
Trents Halbbruder und heißt Stewart Naylor.«
    »Mr. Beach …«
    »Auf Wiederhören, Mr. Wilson«, sagte ich.
»Verlieren Sie bitte keine Zeit. Lew Smith könnte dorthin fahren und ihn
befreien. Ach ja, und Sie erinnern sich doch, daß Gerard McGregor und ich vor
meinem Geschäft von den Einbrechern angeschossen wurden? Einen dieser Diebe
werden Sie zusammen mit Naylor gefesselt vorfinden. Seine Flinte ist auch da.
Ich glaube, er heißt Denny. Lew Smith war wahrscheinlich sein Partner. Lohnt
jedenfalls den Versuch.«
    Ich hängte den Hörer ein, obwohl ich ihn noch
sprechen hören konnte, und stieg mit Gerard wieder ins Auto.
    »Das wird endlose Fragen geben«, meinte er.
    »Nicht zu ändern.«
    Ich ließ den Motor wieder an, und gemächlich
kurvten wir aus Ealing heraus, durchquerten das Hinterland und gelangten
schließlich auf die Schnellstraße in Richtung Heimat.
    Lange Zeit redeten wir beide nicht mehr. Da war
nichts von der Euphorie des vorhergehenden Sonntags, als die Schrotkörner in
unseren Körpern brannten und unsere Gemüter vom Entkommen berauscht waren.
Heute war es grimmiger gewesen, dunkel von echtem Grauen, dunkel wie Wein.
    Gerard rückte auf seinem Sitz herum und seufzte und
sagte schließlich: »Ich bin froh, daß Sie bei mir waren.«
    »Mm.«
    Fünf Minuten später sagte er: »Ich hatte Angst.«
    »Ja, ich weiß. Also, ich doch auch.«
    Er wandte den Kopf, bis er mir kurz ins Gesicht
schaute, und sah dann wieder nach vorn durch die Windschutzscheibe.
    »Dieser Gips …« Er erschauerte. »Ich mußte
schreien … ich war noch nie im Leben so fertig.«
    »Angst in einer beängstigenden Situation ist
normal. Fehlende Angst nicht.«
    Er schluckte. »Ich hatte auch Angst, Sie würden
mich nicht retten.«
    »Würde? Meinen Sie damit, daß ich nicht könnte oder
daß ich es nicht versuchen würde?«
    »Daß Sie nicht könnten, natürlich.« Er schien
überrascht über die Frage. »Es wäre doch sinnlos gewesen, etwas Unnützes zu
tun. Quasi als Geste Ihr Leben wegzuwerfen.«
    »Umzukommen bei

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