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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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kannte, falls Sie daran
denken.«
    »Ja«, sagte ich.
    »Mm. Ich zeige Ihnen die Kopien demnächst einmal.
Vielleicht stößt Ihnen etwas auf, was uns entgangen ist.«
    Unwahrscheinlich, dachte ich.
    »Ist er wirklich in Australien?« fragte ich.
    »Der Sohn? Ja. Er stieg am Abend seiner Ankunft in
einem Motel in Sidney ab. Das Zimmer war von seinem Vater reserviert, und der
Sohn hat dort übernachtet. Wir haben uns erkundigt. Sein weiterer Weg ist
unsicher, außer daß er sein Rückflugticket nicht benutzt hat. Es ist denkbar,
daß er nicht weiß, daß Zarac tot ist. Falls er es wissen sollte, wird er erst
recht von der Bildfläche verschwunden bleiben. Jedenfalls hat Kenneth Charter
uns angewiesen, nicht nach ihm zu suchen, und daran halten wir uns. Wir müssen
es eben vom Silver Moondance her angehen, und offen gestanden, seit
Zaracs Ermordung ist das alles andere als einfach.«
    Ich dachte eine Weile nach und sagte dann: »Können
Sie der Polizei überhaupt Informationen entlocken?«
    »Manchmal. Es kommt drauf an.«
    »Sie wird jetzt Paul Young suchen«, sagte ich.
    »Wen?«
    »Hat Flora ihn nicht erwähnt? Ein Mann, der ins Silver
Moondance kam, angeblich von einem Hauptbüro. Er tauchte auf, als ich mit
Sergeant Ridger da war, für den ich den Laphroaig probieren sollte.«
    Gerard krauste im Fahren die Stirn. »Flora sagte,
einer der Geschäftsführer sei hereingekommen, als Sie den Whisky probierten,
und wütend gewesen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Kein Geschäftsführer.«
Ich berichtete Gerard ausführlich von Paul Youngs Besuch, und er fuhr immer
langsamer, während er zuhörte.
    »Das ändert die Sache«, sagte er fast
geistesabwesend, als ich geendet hatte. »Was wissen Sie noch, wovon mir Flora
nichts erzählt hat?«
    »Der Barmann ist homosexuell«, sagte ich frotzelnd.
Gerard lächelte nicht. »Na ja«, seufzte ich, »Larry Trent hat für
dreißigtausend Pfund ein Pferd gekauft, hat sie Ihnen das erzählt?«
    »Nein … Ist das wichtig?«
    Ich wiederholte die Geschichte von dem
verschwundenen Ramekin. »Vielleicht hat das Silver Moondance ja
soviel Geld abgeworfen, aber ich zweifle dran«, sagte ich. »Larry Trent hatte
fünf Pferde im Training, was einige Mittel erfordert, und er hat in
Tausenderhöhe gewettet. Zocker gewinnen nicht, nur Buchmacher.«
    »Wann hat Larry Trent dieses Pferd gekauft?« fragte
Gerard.
    »Bei der Auktion in Doncaster vor einem Jahr.«
    »Vor den Whiskydiebstählen«, sagte er bedauernd.
    »Vor den Whiskydiebstählen schon. Nicht unbedingt,
bevor der ganze Rotwein in seinem Keller anfing, gleich zu schmecken.«
    »Möchten Sie einen Ganztagsjob?« sagte er.
    »Nein, danke.«
    »Was glauben Sie, was mit Ramekin passiert
ist?«
    »Über den Daumen gepeilt«, sagte ich, »würde ich
meinen, er wurde ins Ausland gebracht und verkauft.«

10
     
    Hinter der Einkaufsstraße, in der sich mein
Laden befand, verlief eine Nebenstraße, die in mehrere kleine Hinterhöfe
mündete, so daß man Waren ein- und ausladen konnte, ohne alles vornherum
schleppen zu müssen. Auf einen dieser Höfe ging auch die verriegelte Tür hinter
meinem Lagerraum, und dort auf dem Hof stellten wir normalerweise die Wagen ab.
    Mrs. Palissey hatte an diesem Sonntag den
Lieferwagen. Der Rover Kombi stand auf dem Hof, wo ich ihn zurückgelassen
hatte, als Gerard mich abholte. Trotz meiner Einwendungen bestand er darauf,
als wir um sechs zurückkamen, noch in die Nebenstraße einzubiegen, um mir die
kaum hundert Meter Fußweg zu ersparen.
    »Lassen Sie doch«, sagte ich.
    »Nicht der Rede wert.«
    Er fuhr langsam weiter, sagte, er würde sich am
nächsten Tag bei mir melden, da wir noch einiges zu besprechen hätten, und bog
auf meine Anweisung in den dritten Hof zur Linken ein.
    Neben meinem Kombi stand ein mittelgroßer
Lieferwagen mit weit geöffneten Hecktüren auf dem Hof. Ich betrachtete ihn
etwas verdutzt, denn die beiden anderen Geschäfte, die den Hof mit mir teilten,
waren mein nächster Nachbar – ein Friseur – und neben diesem eine Boutique.
Beide hatten sonntags auf jeden Fall geschlossen.
    Mein anderer unmittelbarer Nachbar, der zum
nächsten Hof gehörte, war ein jederzeit geöffnetes chinesisches
Schnellrestaurant. Der Lieferwagen, überlegte ich, mußte aus Versehen statt zu
ihm in meinen Hof gefahren sein.
    Gerard brachte langsam seinen Wagen zum Stehen …
und ein Mann mit einer Kiste Wein schob sich seitlich aus der Hintertür meines
Ladens – aus der Tür, die ich um zwei Uhr fest

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