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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Ausflug zu Organisationszwecken plante?«
    »Sie meinen, das könnte von Bedeutung sein?«
    »Immerhin würde es ergänzen, was wir von ihm
wissen.«
    »Und warum benutzt er sie? Warum schlägt er ihm
nicht den Schädel ein?«
    »Tja, warum?« sagte ich.
    »Vielleicht eine Warnung an andere. Oder eine echte
Psychose. Sehr eklig jedenfalls.« Er trank Brandy. Ein wacher Verstand in einem
ermatteten Körper. »Unser Mr. Young ist ein mittelalterlicher
Geschäftsmann mit einem Hörgerät, einem schwarzen Rolls und einem Grund,
Gipsbinden bei sich zu tragen. Schade, daß wir das Ganze nicht, wie man so
schön sagt, durch einen Computer jagen können.«
    »Jeder Computer, der was auf sich hält, würde einen
Facharzt präsentieren, Hals-Nasen-Ohren.«
    Gerard war verblüfft. »Sie glauben doch nicht …?
Nein, äußerst unwahrscheinlich.«
    »Computer spucken nur aus, was ihnen eingegeben
wird.«
    »Wohingegen man ein menschliches Wesen mit
unzähligen Fakten speisen kann und überhaupt keine Verbindung herauskriegt.« Er
seufzte resigniert. »Na, in Ordnung. Arbeit winkt. Feststellen, ob Larry Trent
einen Bruder hatte. Weiterhin nachforschen, woher Kenneth junior Zarac gekannt
hat. Abfüllfirmen sondieren. Und nebenbei, Rannoch hat uns
Profilanalysen von den Frachten zugeschickt, die sie in Charters Tankwagen
versandt haben. Wenn Sie Ihrem Kumpel Ridger eine Kostprobe aus dem Silver
Moondance abluchsen können, dann kann ich das vergleichen lassen. Damit wir
statt Spekulationen den Beweis haben.« Er hielt ein. »Sonst noch was?«
    »Nun …«, ich zögerte.
    »Raus damit.«
    »Ramekin eben. Das Pferd, das Larry Trent, wie
Flora sah, vor einem Jahr in Doncaster ersteigert hat. Wenn Ramekin ins Ausland
gebracht wurde, hat ihn auch jemand befördert. Es gibt nicht gar so viele
Frachtunternehmer. Der Grund müßte da in den Büchern stehen … Rennpferde
haben Pässe, genau wie Menschen. Außerdem jede Menge Ausfuhrpapiere. Fanden wir
den Frachtunternehmer, wüßten wir den Bestimmungsort. Larry Trent könnte immer
denselben Verfrachter genommen und alle Pferde über einen einzigen Agenten am
selben Bestimmungsort verkauft haben … Wenn man so einen Dienstweg mal
gefunden hat, gewissermaßen, hält man sich dran. Der Agent am anderen Ende
könnte wissen … könnte denjenigen kennen … mit dessen Geld die Pferde
gekauft wurden. Den wahren Besitzer, den Larry Trent vertreten hat.«
    Er hörte aufmerksam zu, sagte aber: »Das ist ein
bißchen weit hergeholt.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Ich sehe mal, wieviel da dranhängt.«
    »Soll ich es übernehmen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn schon, dann erledigen
wir das im Büro. Wir haben landesweite Telefonbücher, und Routine dieser Art
ist unser Personal gewohnt. Bei denen klingt das unerhört amtlich, und sie
erzielen die erstaunlichsten Ergebnisse. Zuerst werden sie die verkauften und
verpachteten Abfüllereien durchgehen; eine langwierige Sache, aber vielversprechender.«
    »Es wäre wohl zu einfach …«, begann ich
zaghaft.
    »Was denn?«
    »Ich meine … Sie könnten sich die als erstes
vornehmen … zu verlieren ist ja nichts dabei …«
    »Kommen Sie schon«, sagte er.
    Ich kam mir töricht vor. Ich sagte: »Die
Abfüllereien, denen Kenneth Charter mit seinen Tankwagen Rotwein gebracht hat.«
    Gerard sah mich eine Zeitlang ernst, mit
unverwandtem Blick an. »Gut«, sagte er schließlich einfach. »Wir fangen damit
mal an. Es gibt ja, wie Sie sagen, nichts zu verlieren.« Er sah auf seine Uhr
und nahm den vorletzten Schluck von seinem Brandy.
    »Tina wird mich aussperren.«
    »Kommen Sie jederzeit«, sagte ich.
    Es sollte nicht einsam klingen, aber vielleicht
hörte er es so. Er schaute auf das Foto von Emma und mir an unserem
Hochzeitstag, das silbern eingerahmt auf einem Tisch in seiner Nähe stand. Wir
lachten gerade in einem Schwall von Schaumblasen aus einer durchgeschüttelten
Champagnerflasche in den Händen meines Brautführers, und Emma hatte das Foto
gemocht, weil es so ungezwungen war. »Die meisten Neuvermählten sehen aus wie
Wachsfiguren«, hatte sie gesagt. »Bei uns erkennt man wenigstens, daß wir
gelebt haben.«
    »Sie waren ein gutaussehendes Paar«, sagte Gerard
neutral.
    »Und glücklich.«
    »Ja.«
    »Wie ist sie gestorben?«
    Er fragte es geradeheraus, ohne Rührung, und nach
einem Augenblick antwortete ich ihm entsprechend; wie ich es gelernt hatte, so
als wäre es einem anderen zugestoßen.
    »Sie hatte eine subarachnoide Blutung,

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