Weinstrassenmarathon
ein- und ausgehende Anrufe aus Beweissicherungsgründen protokolliert und ein Jahr lang aufbewahrt wurden. Die Listen standen im behördeneigenen Intranet. Es könnte sich lohnen, sich diese Listen mal genauer anzusehen, auch wenn Röder nicht glaubte, dass ein Profi Spuren hinterlassen würde. Einen Versuch warâs auf alle Fälle wert. Die meisten Verbrecher wurden wegen kleiner Nachlässigkeiten geschnappt. Auch das hatte Röder in den Jahren bei der Staatsanwaltschaft gelernt. Er raste zurück nach Frankenthal und stürmte an seinen Computer. Es dauerte eine Weile, bis das Gerät hochgefahren war. Röder wurde ungeduldig, klopfte mit den Knöcheln auf die Tischplatte, aber schlieÃlich startete er das Programm und klickte auf das entsprechende Jahr und den Monat. Es dauerte eine Weile, bis Röder verstand, wie er nach eingehenden Anrufen sortieren musste. Rhea hatte Datum und Uhrzeit auf dem Zettel notiert. Trotzdem hatte er ein Problem. Anrufe, die über die Zentrale kamen, zeigten die allgemeine Nummer der Staatsanwaltschaft, nicht die des einzelnen Anschlusses der Mitarbeiter. Rhea hatte gesagt, der Anrufer sei durchgestellt worden, und als Zeit hatte sie elf Uhr fünfzehn notiert. Im fraglichen Zeitraum gab es drei Anrufe, die an die Zentrale gingen, es gab keinen Anruf an Rhea direkt. Er notierte sich die drei Nummern, zwei stammten aus dem Festnetz, und eine war offensichtlich eine Mobilfunknummer. Röder ging ins Internet, auf Telefonbuch.de, und machte eine Reverssuche nach den Festnetznummern. Die Ludwigshafener Nummer gehörte zu einem Anwaltsbüro, die zweite Nummer brachte kein Ergebnis. Der Vorwahl nach zu urteilen war es ein Anschluss in Freiburg. Die Nummer war vielleicht nicht mehr gültig, oder der Besitzer hatte der Veröffentlichung der Telefonnummer widersprochen. Röder konnte sich noch an den Aufschrei der Datenschützer vor einigen Jahren erinnern, als die Telekom mit einigen juristischen Klimmzügen die Reverssuche erlaubte. Er grübelte noch eine Weile, wie er den Besitzer der Mobilfunknummer ermitteln könnte, und recherchierte im Internet, aber mehr als ein paar fragwürdige Angebote von Detekteien fand er nicht. Nach einer Weile knüllte er den Schmierzettel enttäuscht zusammen und pfefferte ihn ins Eck.
Röder dürstete es nach einer oder zwei Rieslingschorle. Er gab sich einen Moment dem Gedanken an das erfrischende Getränk hin, aber dann fragte er sich, ob das wirklich der alte Sherlock Röder war, der beim ersten Problem aufgab. Oft hatte er in laufenden Verfahren Telefonnummern ermitteln lassen. Das war Aufgabe der Polizei, der Hilfsbehörde der Staatsanwaltschaft. Er hatte noch nie selbst Hand angelegt, aber so schwer konnte das aus technischer Sicht doch nicht sein. Probleme würden höchstens die richterlichen Verfügungen bereiten. Röder stand auf und bückte sich nach dem Zettel, strich ihn glatt, steckte ihn ein und verlieà gut gelaunt sein Büro. Noch im Treppenhaus zückte er sein Handy.
»Hallo, Raphael, weiÃt du, wie man die Besitzer von Telefonnummern, auch von Handys, ausfindig macht?«, fiel er sofort mit der Tür ins Haus.
»Na ja, die Festnetznummern finden sich fast alle im Telefonbuch, dann kann man googeln und eine Menge Informationen und auch Telefonnummern finden. Tja, aber mit den Mobilfunknummern ist es nicht so einfach, da muss getrickst werden, und das ist illegal. Um was gehtâs denn?« Röder erklärte es ihm. »Ach so, ich dachte, du suchst immer noch die Telefonnummer von Maria Hoffmann.«
»Die habe ich auch noch nicht.«
Röder und sein Schwiegersohn in spe verabredeten sich zur gemeinsamen Ermittlung in den Untiefen des Internets bei Röders zu Hause. Raphael war von diesem Vorschlag äuÃerst angetan, konnte er seine Angebetete doch auÃer der Reihe treffen, und das Mathebüffeln für die Kursarbeitswoche nach den Ferien musste so einer wichtigeren Aufgabe weichen.
Einzig Manu zog ein Gesicht und fragte Röder, ob es wirklich nötig sei, dass er jetzt schon Schüler für seine privaten Ermittlungen rekrutierte. Dann gab es noch ein Problem mit Felicitas, der mittleren Tochter, die den Internet-Chat nicht verlassen wollte, da sie sich dort gerade angeregt über Martial Arts austauschte. Sie gab die Konsole nur widerstrebend frei.
Raphael nahm den Zettel und studierte die Nummer genauer. »Das wird
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