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Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Titel: Weinzirl 04 - Gottesfurcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Sie mir noch was erzählt.«
    »Ja, wir haben als
dumme Buben mal eine Blutsbrüderschaft der sprechenden Tiere gegründet. Jeder
hatte ein Erkennungszeichen.« Und wie auf Kommando legten die drei ihre
geschnitzten Tiere auf den Tisch: Ochs, Esel, Schaf.
    »Wunderbar, so
schön!«, rief die Moderatorin noch mal und ohne Übergang. »Das war das echte
Bayern mit dem Hauser Dreigesang.« Cut, plötzlich ging es um einen Bauern, der
angab, seine Kühe mit homöopathischen Globuli zu behandeln.
    Der Hauser
Dreigesang! Ochs, Esel und Schaf. Drei. Das Brausen in seinen Ohren wurde
wieder stärker, schwoll an, ebbte ab, schwoll an. Drei, Dreigesang, drei
Freunde. Kein Bass! Er war aufgesprungen, es war ihm, als müsse er in den
Fernseher kriechen und sie alle schütteln. Die drei Freunde, die Moderatorin.
In den Fernseher kriechen, so wie das junge Katzen tun, die erstmals im TV eine Tiersendung sehen und einfach
nicht verstehen, wo der kleine Vogel abgeblieben ist in dem Kasten. Wo das
Känguru hingehüpft ist. Dann sank er wieder auf seinen Sessel und starrte auf
den Bildschirm, wo der Globuli Bauer mit Frau Künast plauderte. Drei! Was für
eine geschmeidige Zahl! Anders als die kantige Vier! Drei, was für eine falsche
Zahl! Eine Zahl ohne Bass!
    Er packte ein paar
Dinge zusammen, legte Maria, die unterwegs war, einen Zettel hin. Dass er bald
wieder da sein würde. Das war das erste Mal, dass er begann, Hansl, Johann
Draxl, zu verfolgen. Mehrere Male folgten, immer war er nahe dran, Hansl
anzusprechen. Aber er traute sich nicht. Was hätte er sagen sollen: Wieso habt
ihr den Bass vergessen? Hätte er das fragen sollen?
    *
    Dieser
Laberbauer-Filleböck wurde Gerhard immer unheimlicher. Und es beunruhigte ihn
immer mehr, dass dieser Mann der Einzige zu sein schien, der endlich Auskunft
darüber geben konnte, ob er all diese Menschen ermordet hatte. Und was, wenn
die ganze Ermittlung ins Leere führen sollte? Evi hatte ihn am Telefon wirklich
ziemlich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Sie hatten nichts in der
Hand. Gerhard verfolgte das Gespräch momentan nur als Zuhörer. Evi war wieder
am Zug.
    »Und da haben Sie
nicht nachgefragt, was das bedeuten sollte mit dem Bass?«
    »Nein.«
    Evi schluckte. Diese
Frau war nicht aus der Reserve zu locken. Gerhard hätte auch nicht gewusst,
wie.
    »Und was ist dann
passiert?«, fragte Evi.
    »Passiert? Nichts,
er war viel unterwegs und hat an seinem Buch fast manisch gearbeitet.«
    »Und wo war er? Im
Eibenwald? Am Döttenbichl? In Peißenberg?« Die Frage kam von Baier.
    »Ich habe es Ihnen
doch schon erklärt: Er war unterwegs, einfach nur unterwegs. Er hat mir immer
Zettel hingelegt, wann er wieder da sein würde. Er war immer pünktlich zurück.
Karl war immer sehr zuverlässig und präzise.« Übergangslos sagte sie: »Moment
bitte, ich muss nach meinem Kuchen sehen.« Sie ging durch eine Tür, die wohl
zur Küche führte. Evi und Gerhard fiel es gleichzeitig auf: Sie hatte noch Teig
an den Fingern gehabt, da konnte noch gar kein Kuchen im Ofen sein. Beide
stürzten in die Küche. Die Terrassentür war offen, und sie sahen den
Mercedes-Jeep, mit dem sie um die Ecke schoss.
    »Hinterher!«,
brüllte Gerhard. Hektisch rannten sie durcheinander, Gerhard hieb sich die
Kante der Anrichte schmerzhaft in den Oberschenkel. Sie sprangen in ihre Autos,
diesmal fuhr Gerhard und peitschte den Polizeiwagen durch die Kurven. Plötzlich
war der Schnee da.
    »Aus diesem Sibirien
stammen Sie also.« So wie Baier das sagte, war das ein Versuch, der
aufkommenden Angst zu begegnen. Das war alles andere als ein Ruhmesblatt. Sich
von der Frau des Mörders – war Filleböck überhaupt der Mörder? – so
ausmanövrieren zu lassen. Am Ortseingang Knottenried hatte der Wind die Straße
zugeweht, nach dem mörderisch glatten Waldstück mit seinen engen Kurven kam
noch mehr Schnee. Diepolz lag inmitten einer weißen Hölle. Auch wenn auf den
Feldern bisher noch vergleichsweise wenig Schnee lag, die Wächten hatten schon
die Fräse gefordert, die scharfe Ränder hinterlassen hatte. Eine Straße wie
eine Bobbahn mit hohen Wänden. Noch vor dem Ortseingang war jemand mit einem
Bulldog dabei, die Straße zu räumen. Er verstellte den Weg, sie hatten Frau
Filleböck eingeholt.
    »Da ist sie!«,
schrie Gerhard. In dem Moment verschwand der Bulldog in einer Einfahrt, Frau
Filleböck jagte wieder los, Gerhard hinterher. Seine Reifen drehten durch, er
rutschte zur Seite. Es blieb ihm nur, ein Stück

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