Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
zur Unkenntlichkeit entstellt, die Gliedmaßen verrenkt.
Der Gedanke an den Tod des Mädchens war das Einzige, was die Frau in diesen Tagen aufrechthielt, denn sie hatte Einiges zu verdauen.
Doktor Walther Meng hatte ihr die Einladung zu einer Hochzeit geschickt. Zu seiner Hochzeit. Der eingebildete Lackaffe mit der korrigierten Nase und den kollagenunterspritzten Wangen heiratete seine blutjunge, bildschöne Assistentin.
Eine Stunde, nachdem sie den Brief geöffnet und bitterlich geweint hatte, erhielt sie die nächste niederschmetternde Nachricht: Die Jury der Wahl zur Miss Hanseatic hatte entdeckt, dass ihre Anmeldeformulare gefälscht gewesen waren. Dass sie in Wirklichkeit fünf Jahre älter war, als die Bedingungen es zuließen. Das Schreiben des Jury-Mitglieds Ayman Pamin endete mit den Worten »Wir fordern Sie auf, unsere Entscheidung widerspruchslos zu akzeptieren. Andernfalls sehen wir uns gezwungen, rechtliche Schritte gegen Sie einzuleiten und sämtliche Kosten, die uns Ihretwegen entstanden sind, in Rechnung zu stellen.«
Nein, die Frau war gar nicht gut gelaunt und brauchte jemanden, um sich abzureagieren. Jemanden, den sie bis aufs Blut hasste und der für all das Unheil und Unrecht büßte, das ihr selbst widerfahren war.
Wer kam dafür wohl besser infrage als das Mädchen?
37
Susi, darf ich dich mal was fragen?« Mit klopfendem Herzen ging ich zu meiner Kollegin, die gerade dabei war, neu angelieferte Ware mit Preisen zu etikettieren.
Susi legte den Auszeichner beiseite und sah mich mit ihren babyblauen Augen an. »Klar, was gibt es denn?«
Mit einem Mal fand ich die Idee doch nicht mehr so gut. Aber da hatte ich es schon gesagt: »Du kennst doch Felix von Hohensee, oder?«
Mist!
»Ja, klar. Zwar nicht besonders gut, weil ich erst hier angefangen habe, als er schon seinen Zivildienst begonnen hatte, aber er kommt ja immer noch manchmal vorbei. Warum fragst du?«
»Ich, ähm, also, ich wollte eigentlich nur wissen, ob du vielleicht weißt, ob er vielleicht, also, äh, ob… er eine Freundin hat«.
Uff, nun war es raus!
Susi grinste. »Du findest ihn gut?!«
»Ähm, nein, darum geht es nicht. Es ist vielmehr so, dass ein… Freund von mir… äh, Interesse an einem Mädchen hat, mit dem Felix neulich im Schwimmbad gesichtet wurde. Und weil dieser Freund wirklich extremst in das Mädchen verschossen ist, wollte ich ihn natürlich gern davor bewahren, total auf die Nase zu fallen.«
»Verstehe!«
Toll, Susi verstand mich. Und nun?
»Tut mir leid, dass ich dir nichts Genaues sagen kann. Alles, was ich weiß, ist, dass Felix bei den Mädels sehr beliebt ist und häufig Zettel mit Telefonnummern zugesteckt bekommen hat, als er hier arbeitete. Erzählt Thomsen zumindest. Soviel ich weiß, wollte er sich aber nie festlegen, warum auch immer.«
Na warum wohl? Um sich alles offen zu lassen, falls was Besseres daherkam… das nannte man dann wohl bindungsunfähig.
»Hilft dir das jetzt?« Susi wollte anscheinend weiterarbeiten. Verständlich, es lagen ja auch noch jede Menge unausgepackter Kartons im Gang herum.
»Doch, ich denke schon, dank dir!«
Susi begann wieder mit dem Tackern der Preise. »Hast du eigentlich einen Freund?«, wollte sie wissen, während Dose für Dose mit einem Etikett beballert wurde.
»Ich? Äh, nein. Bis vor Kurzem lief ein bisschen was mit einem Typen aus der Schule, aber das war nichts Ernstes. Der wusste auch nicht wirklich, was er wollte.«
Upps, ich musste Paolo ja noch auf seine letzte SMS antworten. Oder ich ließ es und behauptete später, in Island gäbe es keinen Handyempfang.
Susi legte den Auszeichner wieder beiseite, setzte sich auf einen Karton und seufzte tief. »Das kenne ich auch. Irgendwie ist das ’ne schwierige Sache mit den Jungs. Man weiß nicht, ob sie schwul sind, eine Freundin haben oder einfach nur ihren Spaß haben wollen. Ich bin schon so oft auf die Nase gefallen, dass ich überhaupt keine Lust mehr habe, jemanden zu daten. Ich wünsche mir einen Typen, der mich wirklich liebt und mit dem ich eine Familie gründen kann.« Sie stockte kurz und lachte dann. »Aber ein bisschen Zeit hat das noch, ich bin ja erst zwanzig!«
Susi wäre bestimmt eine tolle Mutter, dachte ich, als ich sie ansah. So aufmerksam, so fröhlich, so warmherzig. Und dann hatte ich eine Idee: Vielleicht sollte ich sie mal in die Zwergen-WG einladen und mit JamieTim bekannt machen. Das würde ihn bestimmt von Alka ablenken.
Je mehr ich darüber nachdachte, desto
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