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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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der Aufschrift »Kabinett«. Er nahm es in die Hand.
     
    Mit dieser Erklärung informiere ich die Behörden über das Kabinett nur in dem Maße, wie ich es für unabdingbar halte, damit das Vorstandsmitglied der Nokia AG, der UPM-Kymmene AG und der Wärtsilä AG Anita Arho für bestimmte Straftaten juristisch zur Verantwortung gezogen wird.
    Es ist schwierig, den genauen Zeitpunkt der Gründung des Kabinetts zu bestimmen. Sein Kern bildete sich schon 1981, nachdem offensichtlich geworden war, dass Präsident Kekkonen durch seine Krankheit daran gehindert wurde, sein Amt wirkungsvoll auszuüben. Die ersten Kabinettsmitglieder
lernten sich in der Saunagesellschaft von Tammisaari kennen, einer vom engsten Kreis um Präsident Kekkonen an dessen Wohnsitz ins Leben gerufenen inoffiziellen Runde, in der für Finnland wichtige Entscheidungen diskutiert und getroffen wurden.
    Die ersten Kabinettsmitglieder waren ebenso wie Präsident Kekkonen selbst Kontaktpersonen oder Helfer des KGB. Sie beschlossen, ihre gesellschaftliche Stellung, ihre Beziehungen zum KGB sowie den sich ständig verschlechternden Gesundheitszustand Kekkonens auszunutzen, um ihre Macht sowohl in der Wirtschaft als auch in den politischen Entscheidungsprozessen zu erweitern. Vor dem offiziellen Ende der Amtszeit Kekkonens als Präsident im Januar 1982 war es ihnen gelungen, viele Kanäle der Machtausübung des Präsidenten unter ihre Kontrolle zu bekommen.
    Der Einfluss des Kabinetts wuchs, nachdem die Abteilung für Internationale Beziehungen und die Abteilung für Propaganda des Zentralkomitees der KPdSU Ende 1986 ein geheimes Dokument ausgearbeitet hatten, das den Titel

Komplexer Plan der Finnland betreffenden ideologischen Arbeit für die Jahre 1987–89 ‹ trug. Im Rahmen dieses Planes begann die Sowjetunion in hektischer Eile mit der Gründung von Gemeinschaftsunternehmen in Finnland, diese Unternehmen stellten einen neuen wichtigen Kanal für die Aktivitäten des KGB dar. In den Jahren 1987 bis 1989 wurde das Kabinett gestärkt und gründete verschiedene Briefkastenfirmen sowie Tarnfirmen sowohl in Finnland als auch in Steueroasen überall in der Welt.
    Dem Kabinett wurden aus der Sowjetunion erhebliche Vermögenswerte durch Operationen übertragen, die Kreml und KGB als »Unterstützung befreundeter Firmen« bezeichneten. Moskau überließ den Unternehmen, die dem Kabinett gehörten, Erzeugnisse zu einem Spottpreis. Die verkauften sie weiter zum normalen Marktpreis und steckten sich die Gewinne in die Tasche. Moskau unterstützte seine Freunde auch mit geheimen, oft illegalen Banktransaktionen, durch die Valuta im Werte von hunderten Millionen Dollar nach Finnland transferiert wurde.
    In den Jahren 1990–91, als sich das Ende der Sowjetunion schon abzeichnete,
nahm die Unterstützung, die man den finnischen »Freunden« gewährte, noch weiter zu. Der KGB, der befürchtete, im neuen Russland an Bedeutung zu verlieren, erhöhte auch die Anzahl der Illegalen (unter falscher Identität im Lande lebende Aufklärer) in Finnland, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion überraschenderweise eine wachsende Rolle spielten.
    Es war kein Zufall, dass Finnland in den Jahren 1991 und 92 in die schwerste Wirtschaftskrise seiner Geschichte stürzte, gerade zu einem Zeitpunkt, als das riesige Vermögen des sowjetischen Staates in andere Hände überging. Die finnische Wirtschaftskrise war geplant, eine unsichtbare Hand aus Moskau zeichnete für ihren Ablauf verantwortlich. Eingeleitet wurde sie 1989 damit, dass man den Werftkonzern »Wärtsilä Meriteollisuus« in den Konkurs trieb, den bis dahin größten der nordischen Länder, und die Keskus-Osake-Pankki, die Zentralbank der Sparkassen, ins Trudeln brachte. Die Neuaufteilung des finnischen Vermögens und die Sanierung des Unternehmensbestands erfolgten zu einem Zeitpunkt, als den Kreisen, die mit dem KGB kooperierten (u. a. dem Kabinett), Milliarden zur Verfügung standen.
    Die Generale des KGB, die nach dem Zerfall der Sowjetunion Privatunternehmer geworden waren, sowie der Erbe des KGB, der FSB, wurden Kooperationspartner des Kabinetts, das nun begann, deren wirtschaftliche Interessen zu vertreten. Auch die sonstigen alten Kontakte des KGB zu Finnland wurden für die Zwecke des FSB eingespannt.
    Anfangs, zu Beginn der achtziger Jahre, waren die Mitglieder des Kabinetts nicht nur daran interessiert, zu prosperieren, sondern sie wollten auch die von Präsident Kekkonen geerbte politische Macht nutzen.

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