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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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aktuellen Informationsstand zusammen und zeigte ihn auf dem elektronischen Pult an.
    Die Information besagte, dass die »Pacific Hero« der Terroristen 15,11 Seemeilen entfernt in Barrow-in-Furness abgelegt hatte.
    ***
    Nein, verdammt noch mal, ich lege mich nicht auf den Fußboden, mir dürfen die Augen nicht zufallen. Wie lange kann man ohne Schlaf auskommen, ist das der zweite oder schon der dritte Tag? Eiskalt ist es, das Dach strahlt eine tierische Kälte aus, selbst der Atem gefriert, ich muss mir die Arme reiben, warum findet sich nirgendwo etwas anzuziehen oder wenigstens Stofffetzen, Lappen … Nimmt diese Qual denn nie ein Ende. Und wenn das nun doch bloß ein Traum ist, ein Alptraum, vielleicht bin ich einfach nur eingeschlafen. Sollte ich das hier überstehen, mache ich einen Monat lang nichts anderes als essen und schlafen.
    Metall klirrt – unten geht die Tür des Verhörraumes auf. Ich drücke das Gesicht auf das Loch, das ich an der Brandmauer in den Fußboden der Dachkammer geschabt habe. Vater wird doch nicht etwa gestorben sein, er ist blutüberströmt und hält sich nur deswegen auf dem Stuhl, weil er festgebunden ist. Verflucht, ich werde jetzt nicht mehr weinen. Warum ist der Mann, der Vater foltert, so rasch zurückgekommen?
    Jetzt passiert etwas: Der Asiate löst Vaters Fesseln und schaut nach oben, direkt in meine Richtung, weiß er, dass ich hier bin? Sein Gesicht ist im Licht der Deckenlampe deutlich zu erkennen: hohe Backenknochen, Schlitzaugen mit stechendem Blick, schwarze Haare …
    Der Mann schreit Vater an, will ihn zwingen aufzustehen, als könnte Vater das in dem Zustand … Der Folterer nimmt etwas in die Hand. Eine Waffe.
    EIN SCHUSS. NOCH EIN SCHUSS.
    Mir wird schlecht, ich muss brechen, direkt auf das Guckloch, es läuft hinunter in den Verhörraum. Der Asiate hat Vater umgebracht. Und gleich wird er hierherkommen …
     
    Leo Kara öffnete die Augen und hörte noch seinen eigenen Schrei im Hotel »Vaakuna«. Das Kopfkissen war schweißnass. Er stand auf, ging unter die Dusche und versuchte mit kaltem Wasser das Bild wegzuspülen, das in sein Gedächtnis eingeätzt war: Zweimal schwang der Kopf seines Vaters durch die Wucht des Schusses nach hinten. Gottverdammt, er wollte sich nicht an noch mehr erinnern. In seinem nächsten Alptraum würde er garantiert sehen, was mit ihm selbst passiert war. Scheißpillen.
    Er trocknete sich ab, schaltete das Licht an und den Fernseher ein und startete seinen Laptop. Dann streckte er sich auf dem Bett aus und stellte den Rechner auf seinen Bauch. Allmählich hatte er die Nase voll von diesen Träumen, dass sie in letzter Zeit immer öfter auftraten, musste zumindest teilweise an dem neuen Medikament für das Gedächtnis liegen.
    Kara beschloss, das Exelon ab sofort nicht mehr einzunehmen.Er wollte das alles lieber in wachem Zustand aufklären als mit Hilfe von Alpträumen. Bis zum Abflug der Maschine nach London waren es zum Glück nur noch drei Stunden; je schneller er die Wahrheit über die Vergangenheit erfuhr und all diesen Müll weit hinter sich lassen konnte, um so besser. Sowohl für ihn als auch für andere
    Er würde es noch schaffen, Birou eine Zusammenfassung zu schreiben.
    ***
    Der Premierminister, der noch nicht lange im Amt war, fühlte sich nicht wohl und empfand nicht die geringste Erleichterung, als der Befehlshaber der Royal Navy, der Erste Seelord Admiral Mark Soames, auf den Monitoren der Lagetafel erschien und meldete, dass die HMS Astute der Pacific Hero, dem Schiff der Terroristen, außerhalb der geforderten Sicherheitszone von zehn Seemeilen folgte.
    Als die Bildverbindung endete, wandten sich die Mitglieder des COBR-Komitees, das sich in der unterirdischen Stadt Citadel versammelt hatte, von den Monitoren ab und blickten abwechselnd den Premierminister und ihre Kollegen an.
    Der Leiter des MI5 brach das Schweigen: »Was tun wir, wenn das Plutonium an seinem Zielort angelangt ist?«
    »Stürmen können wir das Schiff erst, wenn wir die Systeme von Sellafield unter Kontrolle haben, und zwar in jeder Hinsicht«, sagte der Oberkommandierende der Streitkräfte, ein grauhaariger Luftmarschall.
    »Haben wir denn wirklich keinerlei Ahnung, wohin die Fracht der Pacific Hero gebracht wird? Oder wofür man sie verwenden will?«, fragte der Premierminister.
    Betha Gilmartin räusperte sich hörbar und hielt sich am Tisch fest, als fürchtete sie, vom Stuhl zu fallen. Sie sah blass aus. »Nach Aussage unserer Nordkorea-Analytiker

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