Weiss
mitgeteilt, weil er fürchtete, dass sie dann auf der Stelle allein nach Italien geflogen wäre. Solche Sorgen machte er sich in der Regel nur, wenn es ihn selbst betraf, anscheinend war Kati durch seinen Panzer gedrungen.
»Vilma ist in Vittorio Veneto«, sagte Leo Kara, als Kati Soisalo die Tür öffnete. »Die Adresse habe ich nicht herausbekommen, aber angeblich besucht sie dort jetzt im Sommer irgendeine Vorschule.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Kati Soisalo begriff, was sie da gehört hatte. »Wo hast du das erfahren?«
»Das ist eine lange Geschichte, die erzähle ich später. Du hast es jetzt eilig.«
Kati Soisalo schaute ihn einen Moment an und wollte etwas fragen, doch dann gab sie diese Absicht auf und wandte sich an Paranoid: »Mach eine Liste von allen Vorschulen in Vittorio Veneto, von den adoptierten Mädchen, die sie besuchen, mach … mach alles, was in deinen Kräften steht«, befahl sie und griff nach ihren Schuhen, die im Flur standen.
»Du hast hoffentlich Arbuzows Drohung nicht vergessen?«, fragte Kara.
»Ja, ich bin Freiwild«, erwiderte Kati Soisalo ungehalten und legte die Hand auf die Klinke.
Kara hielt sie an der Schulter fest. »Diese Reise ist zu gefährlich, du kannst nicht allein nach Italien fliegen.«
Kati Soisalo wurde wütend: »Bis ich das alles der italienischen Polizei erklärt habe, wäre Vilma schon weit weg aus Vittorio Veneto!«
»Ich meinte nicht die Polizei, der kann man angeblich nicht einmal trauen. Nimm Tirkkonen mit«, schlug Kara vor.
»Oder dich«, sagte Soisalo, und die beiden schauten sich einen Augenblick unverwandt an.
»Tirkkonen ist dir eine bessere Hilfe, ich kann mich nur schlagen, wenn ich in Wut gerate. Außerdem möchte ich in London einen Hinweis überprüfen, den ich in Palomaas Unterlagen gefunden habe.«
»Meinetwegen. Ich gehe jetzt jedenfalls die Flugtickets buchen und packen, und dann hole ich meine Tochter.«
DRITTER TEIL
Piloto Mayor
15. August – 21. August
24
Sonntag, 15. August – Montag, 16. August
Die Sicherheitssysteme in den Lastkraftwagen der Terroristen, die im Dienste von Mundus Novus standen, suchten ihresgleichen, denn die Fahrzeuge des Herstellers Seddon Atkinson waren für den Transport von radioaktiven MOX-Brennelementen und Plutoniumdioxid vorgesehen. Ihre Vorrichtungen für die GPS-Or tung hatte man entfernt und die Kommunikationsgeräte so eingestellt, dass sie den Bedürfnissen der Terroristen entsprachen. Die Laster erreichten um 20.02 Uhr den Eingang Calder Gate in Sellafield. Die Kontrollzentrale, die in ständigem Kontakt mit dem vom Premierminister geleiteten COBR-Komitee stand, erteilte ihnen unverzüglich die Erlaubnis, ihre Fahrt fortzusetzen. Die Tore des Kernkraftwerksgeländes öffneten sich.
Die Spezialwagen fuhren zunächst zum Lager B211 für Atommüll mittlerer Radioaktivität und dann zum Lager B215 für hochradioaktiven Atommüll. Entsprechend den Anweisungen der Terroristen waren die Überwachungskameras in den Lagerräumen ausgeschaltet. Die Männer in ihren vor Radioaktivität schützenden Anzügen bedeckten alle Behälter mit Planen und schafften sie dann auf Gabelstaplern in die Fahrzeuge. Der Beladevorgang dauerte zweiundzwanzig Minuten.
Die Lkw verließen Sellafield durch den Eingang Calder Gate und fuhren auf den Fernverkehrsstraßen A595 und A590 nach Barrow-in-Furness, für die fünfundvierzig Meilen brauchten sie eine knappe Stunde. Die Sonne war schon untergegangen, als die Behälter aus den Spezialfahrzeugen in den Frachtraum der »Pacific Hero« umgeladen wurden.
Die Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield war Opfer eines Raubüberfalls geworden.
***
Von den schaumbedeckten Sturmwogen der Irischen See spürte man nichts in der Kommandozentrale des atomgetriebenen Jagd-U-Boots »HMS Astute«, das nahe der Isle of Man in einhundert Metern Tiefe schwebte. Derzeit war die Bewaffnung des U-Boots, die aus Spearfish-Torpedos sowie Marschflugkörpern der Typen UGM-84 Harpoon und Tomahawk Block IV bestand, nicht seine wichtigste Eigenschaft, sondern die Echolotsysteme Thales 2076 und Atlas DESO sowie das Kommunikationssystem Raytheon Successor IFF.
Kapitän Ian Griwsold und sein Erster Offizier schauten sich an, als Leben in die Anzeigen auf dem Kommandopult kam. Das von BAE Systems Insyte hergestellte Astute Combat Management System stellte aus den Daten, die es von den Echoloten, Sensoren und aus Dutzenden anderen Quellen erhielt, mittels komplizierter Algorithmen den
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