Weiss
durch die Fregatte HMS Lancaster beobachtet. Unser U-Boot HMS Astute folgt weiter dem russischen Raketen-U-Boot,und die Pacific Hero wird von der Fregatte HMS Portland überwacht. Das in Sellafield gestohlene Plutonium steht immer noch unter unserer Beobachtung.«
»Das U-Boot ist also mit Sicherheit ein russisches?«, fragte der Außenminister.
»Aufgrund der Aufnahme des Geräuschs sind wir da fast hundertprozentig sicher«, bestätigte der Leiter der Aufklärungsabteilung der Streitkräfte. »Ein nordkoreanisches ist es jedenfalls nicht, ein derart lautloses Schiff kann nur ein russisches oder ein deutsches U-Boot vom Typ 212A sein.«
Der Premierminister dachte in aller Ruhe über die Situation nach. Mit seinem gelassenen und selbstsicheren Auftreten hatte er das Vertrauen der meisten Komiteemitglieder gewonnen. »Wie ist die Lage in Hinsicht auf die Datensysteme in Sellafield, haben wir sie wieder unter Kontrolle? Wann können wir die Pacific Hero stoppen?«
»Nach Ansicht der Zentrale in Sellafield wird das jeden Augenblick passieren«, versicherte der Chef des MI5. »Aber es wird schwierig werden, das nordkoreanische Frachtschiff und das russische Raketen-U-Boot zu stoppen.«
»Es sieht fast so aus, als hätten die Terroristen gewusst, dass wir die Pacific Hero mit einem U-Boot überwachen wollen. Ein Schiff der Borei-Klasse ist so ziemlich das einzige U-Boot in der Welt, dass beim Katz-und-Maus-Spiel unter Wasser der HMS Astute Paroli bieten kann.« Vorwurfsvoll schaute der Außenminister abwechselnd die beiden Chefs der Nachrichtendienste an.
»Was hat Russland mit diesem ganzen Durcheinander zu tun?«, erkundigte sich der Premierminister.
Niemand antwortete. Betha Gilmartin rieb sich die Schläfen und beschloss zu schweigen. Über die Verbindungen von Mundus Novus zum FSB würde sie erst reden, wenn sie mit Sicherheit wusste, dass Mundus Novus hinter der Sellafield-Operation steckte.
»Wohin steuern die Schiffe?«, fragte der Premierminister.
Der Oberkommandierende der Streitkräfte besprach etwas mit seinem Adjutanten, ehe er antwortete. »Die Pacific Hero nimmt Kurs auf Island, MS Mu San ist unterwegs zur Westseite der Iberischen Halbinsel, und das U-Boot läuft in Richtung Ärmelkanal.«
»Es ist höchste Zeit, Vorkehrungen zu treffen. Die Soldaten müssen den Befehl bekommen, ihre Ausgangspositionen zu beziehen«, verlangte der Verteidigungsminister.
»Dann machen wir das«, sagte der Premierminister.
27
Montag, 16. August
Sakke Tirkkonen hielt in der Via Gian Paolo Malanotti an, hundert Meter von dem Haus entfernt, in dem Vilma wohnte. Kati Soisalo stieg aus und stand auf dem Asphalt, der Wärme ausstrahlte. Wenn alles gut verlief, würde sie gleich ihre Tochter in die Arme schließen. In ein paar Jahren könnten sie sich dann vielleicht voller Freude an diesen Tag, an ihr Wiedersehen erinnern. Vielleicht würden sie sogar nach Vittorio Veneto zurückkehren, um die Wunden zu heilen, um gemeinsam die Schrecken der vergangenen Jahre zu verarbeiten und zu überwinden.
Kati Soisalo beeilte sich nicht, sie hatte die Wohnung ihrer Tochter gefunden, nun würde Vilma nicht mehr verschwinden, nirgendwohin. Außerdem hatte sie Angst. So große Angst, dass sie sich am liebsten auf die Bordsteinkante gesetzt hätte, um abzuwarten, bis sie wieder ruhiger atmete.
Das große, cremefarbene Haus hatte zwei Etagen. Gebäude dieser Größe nannte man in Italien
Villen
, auch der Garten erstreckte sich garantiert über einen halben Hektar. Vilma würde es doch nicht etwa vorziehen, bei ihrer neuen Familie zu bleiben, statt nach Finnland mitzukommen? Schlagartig wurde ihr klar, dass Vilma schon genauso lange in ihrer neuen Familie gewohnt hatte wie mit ihr zusammen. Und Kinder haben nicht viele Erinnerungen an ihre ersten Lebensjahre. Vilma hatte doch nicht etwa ihre Mutter vergessen?
Auf dem Hof stand ein Auto, ein gelber Fiat Punto, das Haus war also nicht verlassen, stellte sie erfreut fest.
Kati Soisalo wartete vor der Tür und versuchte vergeblich, ganzruhig und gelassen zu sein. Ihr stockte der Atem, und die Augen wurden feucht. Am liebsten hätte sie gleichzeitig geweint und geschrien. Es könnte sein, dass Vilma diese Tür öffnete. Sie klingelte. Man hörte keine Schritte. Sie drückte noch einmal auf den Klingelknopf. Immer noch nichts. Sie klopfte und schrak zusammen, als die Tür knarrend ein Stück aufging. Das war kein gutes Zeichen, ganz und gar nicht.
Verzweiflung überwältigte sie schon,
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