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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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als sie vom Flur ins Wohnzimmer trat und sah, dass auf dem Fußboden überall Gegenstände herumlagen. Die Küche war leer, ebenso die zwei Schlafzimmer im Erdgeschoss, in den Kleiderschränken hingen nur Bügel. Das Haus war verlassen worden. Und zwar in großer Eile.
    Kati Soisalo stieg hinauf in die erste Etage, lief durch die leeren Zimmer, nahm eine Plüschkuh, die auf dem zugemauerten Kamin lag, und hockte sich mit dem Plüschtier im Arm auf das Parkett. Sie brach in Tränen aus und schluchzte laut.
    Sakke Tirkkonen blieb im Wohnzimmer des Obergeschosses stehen und hielt es für das Beste, zu schweigen.
    Plötzlich knarrte die Haustür, unten waren Schritte zu hören.
    Kati Soisalo stand auf und wischte sich die Augen trocken, die Hoffnung erwachte genauso schnell, wie sie eben gestorben war. Jemand kam herauf, es waren mehrere Leute. Sie starrte auf die Treppe und konnte nichts dagegen tun, dass sie voller Sehnsucht darauf wartete, das Gesicht ihrer Tochter zu sehen.
    Bogdan Bojanić.
    Sie machte zwei Schritte, packte den Mann an den Oberarmen, beugte sich zurück und trat dem Serben mit solcher Wucht gegen die rechte Kniescheibe, dass die Bänder knackten. Bojanić brüllte so laut, dass es in dem leeren Haus widerhallte. Einer seiner Helfer schlug mit der Faust nach Kati Soisalo, doch die wich aus, klemmte mit dem Arm sein Handgelenk ein, drehte sich und rammte ihm den Ellenbogen ins Gesicht. Dann zielte der dritteSerbe mit seiner Pistole aus zwei Metern Entfernung auf ihren Kopf und sie stoppte ihren nächsten Krav-Maga-Griff.
    Der Mann mit der Waffe befahl Soisalo und Tirkkonen in holprigem Englisch, sich auf den Fußboden zu setzen. Bojanić lag wie ein Embryo zusammengekrümmt auf dem Boden und wimmerte wie ein junger Hund, der sich verlaufen hat. Der Serbe, der ihren Ellbogen gekostet hatte, spuckte Blut aus.
    Es dauerte über eine Minute, bis Bojanić wieder reden konnte und zunächst ein paarmal alle serbischen Flüche von sich gab, die er kannte. Dabei erhob er sich, packte Kati Soisalo an den Haaren, schleifte sie zum einzigen Stuhl im Wohnzimmer, einem niedrigen Holzhocker, auf den er sich setzte, ohne sie loszulassen.
    »Diese Situation muss man jetzt richtig auskosten«, sagte Bojanić, der Kati Soisalo aus einer Entfernung von ein paar Zentimetern anstarrte und unter seinem Hemdsaum eine Pistole vom Typ Zastava CZ-99 hervorholte.
    Kati Soisalo fühlte sich wie betäubt, abgestorben. Ihr war jetzt alles egal. Sakke Tirkkonen schaute sie mit hochgezogenen Brauen an und erwartete eine Erklärung.
    »Dimitri Arbuzows serbischer Geschäftspartner«, erklärte sie ihm.
    »Na, wie fühlst du dich jetzt? Deine Tochter ist schon irgendwo auf dem Balkan.« Bojanić versuchte die Konstellation zu genießen, obwohl er offensichtlich immer noch Schmerzen hatte. Er drückte die Pistolenmündung auf ihr Augenlid. »Ich habe mir die Mühe gemacht, hierherzukommen, um dich eigenhändig ins Jenseits zu befördern, allerdings musste ich Belgrad sowieso verlassen. Begreifst du Weibsstück eigentlich, was du angerichtet hast? Arbuzow ist tot, und die Hälfte der Polizei auf dem Balkan ist gestern über unsere Organisationen hergefallen.«
    »Wie konntet ihr rechtzeitig … wie konnten die rechtzeitig dieses Haus räumen?«, fragte Kati Soisalo und verzog das Gesicht,als sie den Atem von Bojanić roch. Ihre Gesichter berührten einander fast.
    »Dafür war nur ein kurzer Anruf nötig«, spottete Bojanić. »Glaubst du, dass die neuen Eltern des Mädchens auf ihr Kind verzichten würden? Der Vater des Mädchens ist einer von unseren Leuten, ein guter Buchhalter, er stellt keine überflüssigen Fragen, hat eine blütenweiße Weste, keine Vorstrafen. Er zaubert aus unserem illegalen Geld legales. Wir besorgen dem Vati deines Kindes einen neuen Wohnort und einen neuen Namen, hier hat er auch nicht seinen richtigen benutzt.«
    Einer seiner Helfer runzelte die Stirn und sagte etwas auf Serbisch.
    »Diese Hure wird niemandem mehr irgendetwas erzählen«, erwiderte Bojanić auf Englisch, den Blick immer noch auf Kati Soisalo geheftet. »Dafür werde ich höchstpersönlich …«
    Ein Klopfen an der Haustür ließ ihn mitten im Satz abbrechen. Er bedeutete einem seiner Männer, auf Tirkkonen zu achten, als plötzlich von unten jemand rief:
    »Permesso, ce la Polizia!«
    »Hier sind drei Bewaffnete!« konnte Kati Soisalo noch rufen, ehe Bojanić ihr den Mund zuhielt.
    Einer der Serben hastete mit schussbereiter Waffe zum

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