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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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innerhalb der Badesaison auf äußerst knappe Bettenkapazitäten verteile. Somit hielt das Doberaner Logierhaus für die beiden eine herbe Enttäuschung bereit. Hatten sie sich doch vorgestellt, noch lange vor dem Einschlafen miteinander tuscheln zu können.
    Ein Klopfen an der Tür zerriss die Spannung, die zwischen Mutter und Tochter regelrecht knisterte.
    „Ja, bitte?“
    Die Stimme der Witwe hatte ihre Würde zurückgewonnen.
    Monique schob sich ins Zimmer beladen mit mehreren kleinen Gepäckstücken. Sofort begann sie die Reisetruhen zu öffnen und Wäschestücke in der einzigen Kommode zu verstauen. Die voluminösere Garderobe der Damen drapierte sie erst einmal über einige Stühle, dabei schaute sie ihre Herrin unsicher an, weil kein Kleiderschrank oder eine Kleiderkammer zur Verfügung stand.
    „Ja, ja, ich weiß“, erwiderte Madame auf die stumme Frage, „für das Nachtmahl richte erst einmal das Dunkelblaue mit dem Spitzenkragen her und morgen zum Bade will ich das Samtgrüne anziehen. Wenn die anderen Kleider etwas ausgelüftet und aufgebügelt sind, kannst du sie im Zimmer verteilen. Siehst du, hier sind überall Haken angebracht. Außerdem ist der Schrankkoffer auch noch da. Und ein paar Bügel wird es hier zu kaufen geben. Hast du dich schon untergebracht?“
    Monique schüttelte bei der Arbeit den Kopf.
    „Zuerst erledigst du deine Aufgaben und dann kümmerst du dich um deine Schlafstelle. Für euch sind drei Plätze in den Dachkammern vorgesehen.“
    „Jawohl, gnädige Frau.“
    „Ach, Johanna, schau doch bitte, ob Demoiselle Engelmann bereits euer Zimmer hergerichtet hat. Sei so lieb, schicke mir die Gute gleich vorbei.“
    Damit war Johanna entlassen. Sie fand Elvira im benachbarten Raum bei ähnlichen Verrichtungen wie Monique und hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil die Gouvernante die Aufgaben eines Dienstmädchens erledigte. Die beiden jungen Frauen hatten wegen des begrenzten Platzangebotes in der Equipage einvernehmlich auf eine Zofe verzichtet. Sie wollten sich die Kurwochen über selbst behelfen.
    „Lass nur, Elvira, ich kümmere mich um meine Garderobe.“
    Sie wollte das Kleid an sich nehmen, das Elvira gerade auf Knitterfalten untersuchte.
    Elvira lächelte nachsichtig. „Soso, und wie stellst du dir vor, die Falten aus den Kleidern zu bekommen?“
    Johanna wurde ein weiteres Mal vor ein Problem gestellt, das sie überforderte. Sie hatte weder lernen müssen, mit einem heißen Eisen umzugehen, noch stand ihr ein solches Gerät zur Verfügung.
    „Oh, ich weiß nicht recht“, begann sie deshalb unsicher und schaute Elvira verdattert an.
    Elvira amüsierte sich über die Naivität ihres Schützlings. „Gib her und lass mich nur machen. Bei so einem Betrieb ...“, sie machte eine allumfassende Geste, die den regen Publikumsverkehr im Logierhaus und im Ort beschreiben sollte, „... gibt es gewiss einige Möglichkeiten, die Kleider aufbügeln zu lassen. Ich werde mich gleich mal umsehen, glaube auch, vorhin in einem Flügel unseres gastlichen Hauses eine Wäscherei entdeckt zu haben. Die Frauen dort können uns dank der Reisekasse deines Vaters helfen.“
    Johanna atmete auf und war für den Augenblick froh, in so findiger Begleitung zu sein. Dann erinnerte sie sich des Auftrags von Madame und richtete Baronin von Plessens Anliegen aus. Elvira verdrehte zwar respektlos die Augen, machte sich aber sofort auf den Weg in das benachbarte Zimmer.
    Kaum fiel die Tür hinter der Gouvernante ins Schloss, eilte Johanna zum Fenster, zog den kunstvoll drapierten Voile fort und öffnete beide Fensterflügel. Sie beugte sich über die Brüstung und verfolgte fasziniert das bunte Treiben auf der Promenade. Direkt unter ihr, auf dem gepflasterten Trottoir, lustwandelten fein gekleidete Herrschaften. Ihr Strom wollte und wollte einfach nicht abreißen. War es andernorts üblich, Angehörige verschiedener Schichten an der Eleganz und Aufwändigkeit ihrer Garderobe zu unterscheiden, so waren hier ausnahmslos alle Damen und Herren sowie die vielen Kinder aufs Feinste herausgeputzt.
    Der Blick vom Fenster der ersten Etage direkt auf die Straße war neu für Johanna. Sie konnte ungehindert in vorbeifahrende offene Wagen hineinschauen, Liebespaare dabei beobachten, wie sie sich glücklich anhimmelten.
    Als zwei junge Offiziere zu Pferde ihren Beobachtungsposten passierten, dabei zu ihr aufschauten und wie verabredet zu ihr hinaufgrüßten, zog sie sich erschrocken zurück. So viel Aufmerksamkeit

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