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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Bekanntschaften seines Neffen zu beschäftigen. Er winkte ab, während er sich erhob. „Wie du meinst, Ernst. Es soll mir nur recht sein. Schließlich ist eine Familie dazu da, aufeinander achtzugeben und dort zu helfen und Unterstützung zu leisten, wo es angebracht ist“, schloss er.
    Franz konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, ertappt worden zu sein. Auch Ernst machte ein gequältes Gesicht, aber er lächelte tapfer, als sein Schwiegervater sich verabschiedete. Auf der Schwelle zur Straße drehte sich Köster noch einmal um.
    „Nach dem Kirchgang schicke ich Amalie zu Charlotte, vielleicht kann das Mädchen deine Frau etwas aufmuntern.“ Er griff sich, einen Gruß andeutend, an den Hut, ging die paar Schritte zur Straße und bestieg eine Droschke.
    Ernst stand auf dem Pflaster und starrte dem Gefährt nach, dessen Kontur im spärlichen Licht der Straßenbeleuchtung verschwamm, ehe es völlig verschwand. Nur das Klappern der Hufeisen hallte noch durch die still gewordene Stadt.
    Plötzlich fühlte Franz sich seltsam befangen, er brachte es nicht über sich, Ernst zwanglos den Arm um die Schultern zu legen.
    Ernsts Brust entrang sich ein tiefer Seufzer, bevor er sich Franz’ Gegenwart bewusst machte.
    „Komm, Franz, lass uns hineingehen. Ich möchte noch einiges mit dir besprechen“, sagte er sachlich. Als Franz zögerte, zog er ihn einfach mit sich.
    Franz empfand Ernsts Berührung als seltsam tröstlich. Er meinte, die Wärme der aufgelegten Hand richte ihn auf.
     
    Der Salon wirkte düster und kühl. Gewiss lag es am erkalteten Rauch, der sich wie ein träger Schleier über die Ereignisse des Abends gelegt hatte.
    Die Männer saßen sich schweigend gegenüber.
    Ernst hatte die überraschenden Neuigkeiten noch nicht verdaut. Er begriff sein Dilemma nur Stück um Stück. Von welchem Standpunkt aus man die Informationen auch betrachtete, die Tatsache, Hans-Georg bleibe verdächtig, etwas mit dem Geschehen um den Enthaupteten zu tun zu haben, ließ sich nicht von der Hand weisen. Ernst konnte sich wieder und wieder einreden, das alles sei unangenehmen Zufällen geschuldet, sein Gewissen entlastete er mit derlei Unschuldsbeteuerungen nicht. Zugleich fragte er sich beklommen, was in Franz vorgehen mochte, was der zu unternehmen gewillt sei. Konnte von einem Mann, der auf der Suche nach dem leiblichen Bruder war, verlangt werden, schwerwiegende Indizien in einem Mordfall zu ignorieren? Einem Mordfall, der mit dem Verbleib des Bruders in Zusammenhang gebracht werden könnte?
    Aber warum eigentlich nicht? Er sagte sich, offiziell dürfe Franz von den näheren Umständen zum Tode des Kopflosen nichts wissen. Sein Freund machte sich verdächtig, wenn er vom Hergang der Tat auf den Täter schließen könnte.
    Und wenn man von Franz eine Erklärung verlangte, dann müsste er Doktor Ernst Ahrens ins Spiel bringen!
    Würde ich es abstreiten, eigene Nachforschungen angestellt zu haben, nur um meine und die Reputation meiner Familie zu schützen? Würde ich bewusst lügen und damit die Wahrung meines guten Rufes vor Recht und Gesetz stellen? Würde ich einen Mörder decken, weil ich mit ihm verwandt bin? Aber! Wer ist das Opfer oder schlimmer noch, wer sind die Opfer? Gehört Johann dazu? Ist Franz’ Bruder verschwunden, weil ein Verbrechen an ihm verübt worden ist? Oder ...?
    Nein, unmöglich! Daran darf ich nicht einmal denken!
    Fragen über Fragen, Ernst mochte sich nicht einmal zu hypothetischen Antworten aufraffen. Ihm jagten eiskalte Schauer den Rücken hinunter, so dass ihm trotz angenehmer Temperatur im Zimmer fröstelte. Er konnte sich nicht entsinnen, jemals einer diffizileren Situation ausgesetzt gewesen zu sein.
    „Meinst du, Hans-Georg hat es getan?“, fragte er matt in die gespannte Stille.
    „Mit Sicherheit kann das niemand sagen, auch ich bin nicht so vermessen“, entgegnete Franz.
    Er hatte leise gesprochen und Ernst schöpfte sofort ein bisschen Mut. Vielleicht reimten sie sich wirklich nur eine Räuberpistole zusammen und zogen voreilige Schlüsse, weil alles so schön ... Nein! revidierte sich Ernst gedanklich, gar nicht schön zusammenpasste.
    „Wir müssen einfach mehr Fakten zusammentragen ...“ Franz brach ab. Er hatte – um Gewissheit zu haben – sagen wollen. Doch die Gewissheit könnte für Ernst in bitterer Konsequenz bedeuten, einen Verbrecher in der Familie zu wissen. Aber sie könnten bei ihren Ermittlungen genauso gut Hans-Georgs Unschuld feststellen. Franz beendete seinen

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