Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
Vom Netzwerk:
mit links nur kämpft, wenn er einen Gegner irritieren will. Ansonsten, so hat es mir mein Fechtlehrer beigebracht, ist eine solche Kampfposition nachteilig, weil das Herz der gegnerischen Klinge näher ist. Aber mit solchen Dingen kennen Sie sich gewiss aus.“
    Franz und Ernst wechselten einen schnellen Blick. Ernst erweckte wirklich nicht den Endruck, als sei er mit Hans-Georgs Fertigkeiten vertraut gewesen.
    „Seinetwegen hat es mächtig Ärger gegeben. Mein Bruder hat Angst, der Junge finde über kurz oder lang seinen Meister und eines Tages werde er derjenige sein, der verletzt oder tot liegen bleibt!“
    Franz erbleichte.
    „Oh, Sie brauchen sich keine Sorgen um seine Gesundheit zu machen“, sagte Köster seelenruhig. Doch dann kam ihm ein Verdacht, denn er fragte hastig: „Oder hat der Dummkopf Sie etwa gefordert?“
    Franz verneinte mit einer eindeutigen Kopfbewegung.
    „Ah, gut! Mein Bruder hat ihm nämlich mit Enterbung und Exmatrikulation gedroht, falls es noch einmal zu einem Duell kommen sollte. Selbstredend bin ich mir Ihrer Verschwiegenheit bewusst, Herr Leutnant, sonst würde ich nicht so freimütig von solchen Dingen reden. Und ich denke nicht, dass mein Neffe als Hungerleider enden will. Mit seinem Studienerfolg soll es nicht weit her sein.
    Ich habe da so meine Quellen.“
    Ernst saß steif auf seinem Sessel. Er starrte seinen Schwiegervater an, ob er recht gehört habe. Endlich konnte er sich zu einer Frage aufraffen: „Entschuldige mal, du meinst, unser kleiner Hans-Georg sei ein Degenkünstler, Linkshänder und auf dem Arm tätowiert?“
    Und zu allem Überfluss noch Sodomit, dachte Franz.
    „Was weiß ich, ob er tätowiert ist. Keine Ahnung“, sagte Köster und winkte ärgerlich ab. Seine Züge hellten sich auf, als er sich Franz zuwandte.
    „Leutnant von Klotz ist uns noch schuldig geblieben, weshalb er sich so für den Jungen interessiert. Nun, wie steht es damit, mein Herr?“
    Himmel, Arsch und Zwirn, fluchte Franz insgeheim. Was sage ich denn nun? Dass ich glaube, sein zarter Neffe habe etwas mit dem Mord an dem Enthaupteten zu tun oder gar meinen Bruder auf dem Gewissen? Wohl kaum! Vorerst wäre das reine Spekulation, obwohl mir die Luft weggeblieben ist, als Köster über die Qualitäten seines Neffen ins Plaudern geraten ist.
    Franz entschloss sich zu einer unverfänglichen Erklärung: „Ich bin überzeugt gewesen, Tätowierungen seien nur bei Seeleuten üblich. Deshalb war ich im Glauben, Ihr Neffe gehöre zur Crew eines Schiffes. Bin gelinde erstaunt, zu hören, er habe sich in der Universität eingeschrieben.“ Im Moment war es für Franz unerheblich, die Chronologie der Ereignisse etwas durcheinandergewirbelt zu haben. Ihm war daran gelegen, dass Köster weitere aufschlussreiche Details zu seinem kampfeslustigen Neffen ausplauderte, deshalb war es aus seiner Sicht legitim, die wahren Hintergründe seines Interesses zu verschweigen. Ob Ernst seine Meinung teilte, blieb abzuwarten.
    „Ich gehe doch richtig in der Annahme, dass Ihr Neffe zur See gefahren ist?“, fragte Franz aus einer Eingebung heraus.
    „Nein! Nicht, dass ich wüsste, und eines kann ich Ihnen versichern, ich wüsste davon!“ Köster tippte sich bei der Betonung des Wörtchens „ich“ selbstbewusst auf die Brust. Dann kniff er abschätzend die Augen zusammen. „Ich verstehe nur nicht, warum Sie Hans-Georg nicht gleich im Dampfbad befragt haben, wo Sie sich für seine Tätowierung so brennend interessieren. Heutzutage geht ihr jungen Leute doch viel ungezwungener miteinander um.“
    Franz wollte weder erklären, ihm sei der Umgang im Badetuch zu ungezwungen gewesen, noch den Grund seines übereilten Aufbruchs preisgeben.
    „Ähm ..., ja ..., es ergab sich leider keine Gelegenheit mehr, weil es mir an Zeit gefehlt hatte, mit ihm ins Gespräch zu kommen“, erwiderte er und hoffte, seine roten Ohren entlarvten ihn nicht.
    „Dem kann abgeholfen werden, ich vermittle gern ein Treffen mit Hans-Georg. Der Junge hat anderen Umgang nötig“, meinte Köster.
    Hier griff Ernst ein. „Oh, ich denke, ich kann da genauso gut behilflich sein. Und nachdem ich weiß, welche Schwierigkeiten Hans-Georg mit seinem Geltungsbedürfnis hat, werde ich mal ein ernsthaftes Wort mit ihm reden. Außerdem finde ich es passender, wenn ich Hans-Georg mit meinem neuen Freund bekannt mache.“ Ernst schaute hinüber zu Franz, von dem er Zustimmung erntete.
    Offensichtlich war es Köster nicht wert, sich länger mit

Weitere Kostenlose Bücher