Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)
herbeigesehnten Augenblick verpasst! War Ludwig der Mann, der das Traumbild ersetzen konnte? Sie fragte sich beklommen, was er nach der missglückten Annäherung von ihr denken mochte? Belächelte er etwa ihre Unerfahrenheit. Allein die Vorstellung ließ reichlich Platz für Ärger.
Und warum öffnete sich nicht der Himmel und spielte mit lieblichen Geigen? Hier stimmte etwas nicht!
„Erweisen Sie mir die Ehre, Sie zum Wagen begleiten zu dürfen?“ Trebbow fragte, als habe er sie mutterseelenallein aufgefunden, und nähme ihre Anwesenheit in einem Gespensterwald zum Anlass, sie keinesfalls ohne ritterliche Begleitung lassen zu dürfen.
Sie erschrak bei der Vorstellung, seine Förmlichkeit könnte eine Antwort auf ihr ungeschicktes Verhalten sein.
„Ludwig, was machen Sie mit mir?“
„Es tut mir leid, ich verspreche Ihnen, es wird nie wieder geschehen!“
„Weil Sie mich nicht mehr küssen mögen?“ Margitta verstummte, ihre Frage erschien ihr reichlich kühn, doch sie wollte es wirklich wissen.
Er nahm ihre Hand und drückte sie an seine Brust, sein Blick suchte den ihren, allerdings brachte er kein Wort heraus.
Margitta wartete, bis die Hundebesitzer hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden waren. „Und wenn ich Sie darum bitte?“, flüsterte sie und blickte zu ihm auf.
Nun war es an Trebbow, überrascht zu sein. Margitta schloss einfach die Augen und wartete. Diesmal nahm er sie behutsam in die Arme, sein Atem strich über ihr Gesicht. Ihre Nase war irgendwie im Weg, deshalb hob sie den Kopf und legte ihn etwas schief. Kaum dass seine Lippen ihren Mund berührten, öffnete sie ihn. Jetzt war sie da, die Regung, die mit Gefühl beschrieben wird. Eine unglaubliche Wärme durchströmte ihren Körper, sie schlang ihre Arme um seinen Hals und presste sich impulsiv an ihn.
Ein Räuspern in verstörender Nähe ließ sie wiederum auseinanderfahren. Margitta wischte sich verlegen über die feuchten Lippen. Sie errötete tief, als der Blick eines missbilligend dreinschauenden Herrn auf ihr ruhte. Doch damit nicht genug, der Herr führte eine Matrone am Arm, die der Dame bestürzend ähnlich sah, mit der ihre Mutter gestern Abend bei einem Likörchen noch im Gesellschaftszimmer geplaudert hatte. Die Dame lächelte verständnisvoll, als sie im Vorübergehen Margittas flehenden Blick auffing.
Trebbow machte den Herrschaften hastig Platz, er schob Margittas Hand in seine Armbeuge und lenkte sie auf einen etwas schmaleren Seitenweg. Sie vertraute seiner Ortskenntnis, wie sie ihm überhaupt vertraute.
Was sagt man nach dem ersten Kuss? Die Frage erschien ihr lächerlich, doch sie beschäftigte sich angestrengt mit der Suche nach Worten, bis sie sich damit abfand, nichts Passendes zu finden.
Und warum sagte Ludwig nichts?
Die Wärme in ihrer Brust verflüchtigte sich, als sie seine undurchdringliche Miene sah. Hatte er sie mit dem Kuss nur trösten oder von der Auseinandersetzung um Johanna ablenken wollen?
Johanna!
Er schwieg beharrlich, doch Margitta war entschlossen, die Sache auf den Punkt zu bringen.
„Es ist ihretwegen, nicht wahr? Sie mögen Johanna lieber als mich!“
Trebbow schnaufte, er massierte eines seiner Ohrläppchen. Margitta wunderte sich trotz ihrer Anspannung über die Manie.
„Mein Gott, Margitta, Sie sind die schönste junge Frau, die mir jemals über den Weg gelaufen ist, Sie bringen mich vollkommen um den Verstand!“
„Wenn Sie mich schön finden, dann könnten sie mich doch auch lieb gewinnen, oder?“
Ihre naive Logik entwaffnete ihn. Er lächelte und küsste ihre Hand.
„Ich darf mich nicht in Sie verlieben, fürchte ich.“
Seine nüchterne Feststellung brachte sie aus dem Konzept. Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er machte jedoch nicht den Eindruck, sich einen schlechten Scherz erlaubt zu haben.
„Wissen Sie, dass mir der Atem gestockt hat, als ich Sie das erste Mal gesehen habe. Seit dem Abend unseres Kennenlernens habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, Sie in den Armen zu halten.
Aber es ist nicht richtig.“
„Warum nicht?“, fragte sie prompt.
Trebbow holte tief Luft, bevor er antwortete.
„Weil mein Vater dabei ist, meine Verlobung zu arrangieren. Die Angelegenheit betreibt er mit meiner Zustimmung, ich bin bereits mündig.“
„Ah ...“ Mehr brachte Margitta nicht heraus.
„Verstehen Sie mich jetzt? Es tut mir leid, ich hätte Sie nicht küssen dürfen. Es ist einfach über mich gekommen.“
Margitta überlegte, bei
Weitere Kostenlose Bücher