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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Polizeimann verpflichtete ihn geradezu zur Wachsamkeit, auch wenn Goltzow vorgab, als Privatmann unterwegs zu sein. „Ihre Bestätigung gibt mir nachträglich Recht.“
    „Ah, mit Ihrer Gabe sollten Sie die Polizei unterstützen, mein Herr. Haben Sie etwas über Ihren Bruder herausgefunden?“
    „Sie kommen mir zuvor, Herr Kommissär, ich wollte Sie gerade nach Ihren Ermittlungsergebnissen fragen“, entgegnete Franz ausweichend. Er hoffte, Goltzow gehe auf den Handel ein, gebe als Erster seinen Kenntnisstand preis.
    „Nun ja, ich habe ein paar Professoren befragt, die Ihren Bruder in sehr guter Erinnerung behalten haben. Er scheint überhaupt ein sehr beliebter junger Mann zu sein, jedenfalls bei den Herren Dozenten. Kommen Sie gerade von Professor Karsten?“
    „Ich?“
    Ja! Wen meint er wohl sonst, dachte Franz ärgerlich.
    „Nein!“
    Seine knappe Richtigstellung erschien ihm dann doch zu brüsk, deshalb lenkte er ein. „Aber Herr Karsten steht auf meiner Liste. Mein Bruder ist nämlich ein großer Bewunderer des Professors, das weiß ich von unserem Gutsverwalter, Hermann Stein.“
    Franz hatte kaum geendet, da fragte er sich unwillig, warum er dauernd das Gefühl habe, dem Kommissär die Lauterkeit seines Vorgehens begründen zu müssen. Schließlich könnte er doch tun und lassen, was er wollte.
    Trotz seiner gedanklichen Ermutigung fühlte sich Franz nicht sonderlich wohl in seiner Haut. Er hatte keineswegs vor, dem Kommissär die Sache mit den Erpresserbriefen auf die Nase zu binden, auch wenn das aus Sicht der Behörden gewiss ein Behinderungstatbestand war.
    „Falls Sie in den nächsten Tagen einen Besuch bei dem alten Herrn vorhaben, grüßen Sie ihn schön von mir. Dort drüben, Richtung Westen, sehen Sie das Anwesen dort?“
    Franz schirmte seine Augen mit einer Hand etwas ab und rang sich wiederum nur ein knappes „Ja“ ab.
    „Das ist Neuenwerder, der Familiensitz Professor Karstens. Alles sehr feine Leute, der älteste Sohn ist Senator, ein anderer studiert jetzt in Berlin.“
    „Ach, deshalb glaubten Sie, ich hätte den Professor besucht, weil ich aus dieser Richtung kam. Sie haben mich also lange vor unserer Begegnung gesehen?“
    „Ich sagte doch, mit Ihrem Talent, blitzschnell zu kombinieren, gäben Sie einen hervorragenden Ermittler ab.“
    Franz wusste nicht recht, ob er sich über das Lob freuen sollte. Der Kommissär hatte bestimmt noch irgendetwas in petto und so beschloss er, nicht weiter auf die Anspielung einzugehen.
    „Was vermittelten die Herren Professoren so an Wissenswertem?“, fragte er. Sie waren auf einer Brücke stehengeblieben, die den Wasser führenden Wallgraben überspannte. Franz lehnte sich lässig über die Brüstung und starrte auf die dunkle Wasseroberfläche.
    „Nichts!“, entgegnete Goltzow.
    Franz schloss die Augen und presste die Zähne aufeinander.
    „Ich habe die Kommilitonen Ihres Bruders vorgeladen. Allerdings verspreche ich mir von der Befragung der jungen Leute nicht viel.“
    „Weshalb?“ Franz kam die eigene Frage einfältig vor, aber er musste sie stellen.
    „Ganz einfach, weil die meisten Studenten sich zurzeit nicht in Rostock aufhalten. Alle Auswärtigen sind in der vorlesungsfreien Zeit nach Hause gefahren, ob sie überhaupt wieder anreisen, bleibt fraglich. Es ist schon schwierig gewesen, die ansässigen Professoren anzutreffen. Alle Welt befindet sich auf Reisen.“
    Der Kommissär machte ein missmutiges Gesicht, es blieb dahingestellt, ob die mageren Ermittlungserfolge ihm zu schaffen machten oder ob seine Stimmung damit zu begründen war, sich keine Sommerausflüge leisten zu können.
    „Dann war der Tote vielleicht auch ein auswärtiger Student?“, mutmaßte Franz.
    Goltzow winkte ab. „Das bleibt abzuwarten. Zur Sicherheit haben wir alle Familien angeschrieben, mit Ausnahme Ihres Vaters natürlich. Aber ich glaube, unser Fall geht in eine völlig andere Richtung.“ Dabei blickte er in Richtung Gertrudenkirchhof.
    Franz behagte es nicht, den Kommissär so emotionslos von seiner Arbeit reden zu hören. Gewiss eine Art Selbstschutz. Für Goltzow waren Johanns unerklärliches Verschwinden und der unbekannte Tote nur Fälle in seinen Akten, die er zu bearbeiten hatte.
    Franz überlegte, ob er Frieders Ableben und die morgige Leichenfeier erwähnen sollte. Aber er entschied sich dagegen, weil zu befürchten stand, Frieders Freunde würden in Gegenwart des Beamten nicht den Mund auftun.
    „Haben Sie mal mit dem Gedanken gespielt,

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