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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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ihr bald besorgniserregende Nachrichten zu Johanns Verbleib mitteilen zu müssen.
    „Magst du ihn sehr?“ lenkte er ein.
    Johanna hob überrascht den Kopf. Sie suchte in den Augen ihres Vaters nach Verständnis und fand tiefe Zuneigung.
    Ihre Antwort war einfach: „Ja, Vater!“
     
    Es war bereits dunkel, als auf dem Kamp die Konturen der Pavillons mit Hilfe vieler hundert Lichter in beeindruckender Illumination erstrahlten. Ein Feuerwerk veranlasste die Ballgäste, die in den Park geströmt waren, ein um das andere Mal in ein kollektives „Ah“ und „Oh“ zu verfallen, und zwar immer dann, wenn die Knallkörper am Nachthimmel in aberwitzig viele Leuchtkügelchen zerbarsten. Ein wahrer Feuerregen ergoss sich aus geheimnisvoll rotierenden Rädern und ließ die Sterne erblassen.
    Johanna schmiegte sich schüchtern an Christian, der sie selig im Arm hielt. In ihren großen glänzenden Augen sah er die Reflektionen des Feuerwerks. Er war glücklich. Der Graf hatte ihn zu der Spazierfahrt eingeladen. Ein vielversprechender Beginn, wie er meinte. Er suchte die Dunkelheit, die mit dem Feuerwerk konkurrierte, nach Franz ab. Er entdeckte ihn in der Nähe des Grafen. Vater und Sohn leisteten Baronin von Plessen und Mademoiselle Margitta Gesellschaft.
    Demoiselle Engelmann tauchte plötzlich neben Johanna auf. Im schnellen Wechsel von gleißendem Licht und nachtschwarzen Schatten erschienen ihre Züge noch strenger als gewöhnlich. Sie lächelte ihrem Schützling zu, ließ aber keinerlei Zweifel an ihrer Aufgabe aufkommen, und wich dem Mädchen nicht mehr von der Seite.
    Als das letzte Glühen des Feuerwerks verlosch, entvölkerte sich der Kamp. Straßenlaternen, ein Novum der diesjährigen Badesaison, beleuchteten den vielen Gästen den Heimweg.
    Die Witwe sammelte ihre Mündel ein und ließ die Herren, unter dem Hinweis, nun der Ruhe zu bedürfen, allein zurück. Schließlich begann der Badebetrieb am folgenden Tag zu gewohnt früher Stunde. Christian verabschiedete sich ebenfalls, wusste er doch, Franz habe mit seinem Vater wichtige Dinge zu besprechen.
     
    Franz stand noch unter dem Eindruck des Abends. Zwar war es ihm noch einmal gelungen, mit Margitta zu tanzen, aber die Situation war zu verkrampft – der Ball war bei nichtssagender Plauderei ausgeklungen. Doch was erwartete er von einem einzigen Abend, wo er seine Begegnung mit Margitta von Plessen nicht als Beginn eines weiteren Abenteuers betrachtete.
    Die Sache mit Trebbow drückte ihm auf die Stimmung, ebenso der Grund seiner Unterredung mit dem Vater.
    Kaum hatte sich die Tür des Fremdenzimmers hinter den Männern geschlossen, machte Franz seinem Vater bittere Vorwürfe. Zu frisch war die Erinnerung an das Wechselbad der Gefühle, das er durchlebt hatte, als ihn seine nichts ahnende Schwester aufgefordert hatte, ihr Johann nicht länger vorzuenthalten.
    „Wie konnte ich ahnen, dass du meinen Brief nicht erhalten hast, schade um das Geld für den Boten“, verteidigte sich der Graf. „Ich habe es bisher nicht fertiggebracht, dem Mädchen Johanns Verschwinden zu erklären. Außerdem wollte ich damit warten, bis ich mit dir gesprochen habe.“ Er stand mit hängenden Schultern im Zimmer.
    Franz starrte auf den bunten Bettvorleger. Er hatte sich noch nicht beruhigt und hob erneut die Stimme. „Was machst du überhaupt hier?“, fragte er empört.
    „Franz, Junge!“ Der Graf sah seinem missmutigen Sohn an, wie der sich fühlte. „Ich weiß, ich hätte die Reise unterlassen sollen, ich will auch Borowsky die Schuld für meine Entscheidung nicht in die Schuhe schieben. Ich habe der Versuchung nicht widerstehen können, mit euch beiden zusammenzutreffen, mit dir und Johanna, habe mir nicht überlegt, in welche Peinlichkeiten wir geraten könnten.“ Der Graf hatte ebenso laut wie eindringlich gesprochen.
    Franz nickte, ohne seinen Vater anzusehen. „Ich bin aus demselben Grund gekommen wie du. Ich hatte einfach Sehnsucht. Ich wollte Johanna heile Welt vorspielen und einen schönen Abend mit ihr verbringen“, gab er zu. Nach dem Geständnis sah er seinen Vater etwas freundlicher an. Er verschränkte die Finger ineinander und ließ die Gelenke bedenklich knacken.
    Der Graf lächelte erleichtert. „Es freut mich, dass du meine Beweggründe teilst“, sagte er, „doch nun bitte ich darum, dich nicht länger mit Vorwürfen aufzuhalten. Was hast du herausgefunden?“ Er schaute seinen Sohn sorgenvoll an. Es war derselbe Ausdruck in seinem Gesicht, der Franz

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