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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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möchte dir dein Kavalier einen Fruchtpunsch holen.“
    Christian stand im Begriff zu gehen, als auch Franz die Gelegenheit für günstig befand, sich von den Damen beurlauben zu lassen. Er schloss sich dem Freund an. Kaum war man außer Hörweite, da stellte Franz seine Frage: „Warum in aller Welt hast du mich nach Johann gefragt?“
    „Das ist eine komplexe Geschichte, da dürfte die Zeit, um ein Glas Fruchtpunsch aufzutreiben, zu kurz bemessen sein“, wich Christian aus.
    „Dann versuch, dich kurz zu fassen“, forderte Franz ärgerlich.
    „Demoiselle Engelmann hat mir gegenüber gewisse Andeutungen gemacht.“
    „Die Engelmann? Was hat das zu bedeuten?“
    „Was fragst du mich? Wir haben uns dann halt eigene Gedanken gemacht.“
    „Wer ist – wir?“, wollte Franz sofort wissen.
    „Trebbow und ich“, sagte Christian prompt.
    „O Gott, das auch noch!“
    „Was ist mit euch beiden los? Trebbow hat dich angestarrt, als ob er dich hinter der nächsten Ecke meucheln wollte. Erstaunt mich übrigens, ihn an Fräulein von Plessens Seite zu sehen. Er hat eine Verlobte aus dem Hut gezaubert, nachdem ihm die Füße kalt geworden sind. Angeblich hat dieser Schachzug ihn davor bewahren sollen, die Mutter des Mädchens um Margittas Hand zu bitten.“
    Franz blieb wie angewurzelt stehen. Er starrte den Freund ungläubig an.
    „Er hat sich die Verlobung nur ausgedacht?“, fragte er.
    „Ja, wenn ich es dir doch sage“, knurrte Christian. „Seit heute ist mit dem Rittmeister nicht mehr auszukommen. Bis dahin war seine Gesellschaft recht angenehm, wie gesagt, bis dahin.“ Christian kehrte dem Freund den Rücken und verschaffte sich ein Glas Fruchtpunsch. „Du hast mir immer noch nicht meine Frage beantwortet“, mahnte er.
    „Welche Frage?“
    Franz schaute ins Leere und sah merkwürdig aus, gar nicht wie der selbstsichere, über alle Anfechtungen erhabene junge Mann, den Christian kannte.
    „Was mit deinem Bruder geschehen ist.“
    „Nur, wenn du mir versprichst, die Sache für dich zu behalten. Trebbow geht das nichts an, hörst du!“, zischte Franz aufgebracht.
    Christian erschrak. „Ja, natürlich. Ich verspreche, Stillschweigen zu bewahren“, flüsterte er, von Franz’ Heftigkeit beunruhigt.
    Daraufhin weihte Franz Christian in groben Zügen ein. Seine persönlichen Mutmaßungen behielt er jedoch für sich.
    Noch bevor sie die Sitzgruppe mit den Damen erreichten, setzte die Musik wieder ein, und so konnte Franz nicht verhindern, dass Trebbow Margitta zum Tanz auf das Parkett holte. Dennoch lächelte er Johanna zu, die sich mit dem Vater im Walzertakt wiegte.
    „Nun, meine Herren, Sie sind spät dran“, rügte Madame vorwurfsvoll. Argwöhnisch beobachtete sie ihre Tochter, ob das Mädchen genügend Stolz besitze, Trebbow jene Abfuhr zu erteilen, die er ihrer Meinung nach verdient hatte. Genugtuend registrierte sie, mit einer solchen Regung nicht allein zu sein. Der finstere Blick, den Leutnant von Klotz dem Rittmeister zuwarf, sprach Bände. Christian von Stetten, der nicht recht wusste, was er mit dem Glas Fruchtpunsch anfangen sollte, wurde von Baronin von Plessen erlöst. Sie stürzte den süßen Punsch in zwei Zügen hinunter
    Eine ältere Dame begrüßte die Witwe. Offenbar eine Bekannte der Plessens. Sie ließ sich mit aller Selbstverständlichkeit auf dem Polster neben Madame nieder. Wahrscheinlich wollte sie in Erfahrung bringen, was ihre „Freundin“ zum abendlichen Klatsch beitragen könne.
    Franz und Christian benutzten die Gelegenheit, sich zu entschuldigen und sich zurückzuziehen, damit man unbeobachtet den Gang der Dinge im Blick behielte.
    „Ich beneide dich“, sagte Franz unvermittelt, nachdem sie gemeinsam eine Weile schweigsam dem Treiben auf dem Parkett zugeschaut hatten. „Und es freut mich, dass ausgerechnet du Gefallen an meiner hübschen Schwester findest.“
    Christian lächelte versonnen, doch als er Franz’ angespanntes Gesicht sah, wurde er sich der drückenden Sorge bewusst, die der Freund ausstand.
    „Ich habe nicht geglaubt, die Liebe könne über einen unerhörten Verlust hinweghelfen. Johanna hat zunächst meinen Beschützerinstinkt geweckt. Ihre Naivität und Unerfahrenheit ist der krasseste Gegensatz zu dem, was wir in den vergangenen Jahren erlebt haben. Sie hat mich mit ihrer Bewunderung aufgerichtet und nun lässt sie mich die Welt mit anderen Augen sehen.
    Doch du darfst die Hoffnung nicht aufgeben, deinen Bruder zu finden. Hoffnung ist allemal besser,

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