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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Abtransport eines Verletzten – oder eines Toten – den Hof verließe. Aber es geschah nichts dergleichen. Auf dem Gehöft kehrte Feierabendfrieden ein. Gottlob wurden Hühner und Gänse weggesperrt. Also musste er sich vor dem verräterischen Federvieh nicht mehr in Acht nehmen. Nichts deutete darauf hin, dass etwas Außerordentliches vorgefallen war, was Franz wiederum Anlass zu schlimmen Mutmaßungen gab. War einfach unbemerkt geblieben, dass man dem Mann im Heu einen Todesstoß versetzt hatte? Franz wollte nicht nach einer Leiche suchen, doch seine Gedanken konfrontierten ihn unablässig mit dieser Vorstellung.
    Der Amtshauptmann hatte erst nach Verstreichen einer guten Stunde das Wohnhaus verlassen. Vermutlich war der Beamte zu einem Kaffee eingeladen worden, damit man möglichst aus erster Hand erfuhr, was an diesem ereignisreichen Tag in Doberan passiert war.
    Franz presste sich hinter einen Pfeiler der Stallmauer. Christian war nicht mehr bei ihm. Sie hatten vereinbart, dass er bei Einbruch der Dunkelheit mit drei Pferden auf ihn warten sollte. Bis dahin wollte Franz geklärt haben, wie es um Lapérouse stand.
    Er tastete nach Johanns Pass und war dankbar für die Fügung, die Lapérouse veranlasst hatte, die vermeintliche Trumpfkarte auszuspielen. Die Vorstellung, der Pass würde in ein paar Monaten bei einem verwesten Leichnam gefunden, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Glücklicherweise hatte er seiner Familie einen solchen Schock ersparen können! Aber seine Hand ertastete auch den Pappdeckel mit den verfänglichen Papieren. Er schnaubte entrüstet, als er an Lapérouses Andeutung dachte und ertappte sich dabei, inbrünstig dafür zu beten, dass der Mann noch am Leben sei.
    Im Herrenhaus brannte bereits Licht. Franz konnte den schwachen Lichtschein einer Öllampe in einem Fenster ausmachen. Ihm behagte das nicht. Doch er durfte keine Sekunde länger zögern, wenn er die letzten Funken des erlöschenden Tages nutzen wollte. Er löste sich vom Pfeiler und hielt sich in der Nähe der Stallmauer. Er unterstellte einfach, dass es für einen Hausbewohner, der im Schein der Lampe saß, schwierig sein dürfe, draußen noch etwas zu erkennen.
    Franz griff an den Hebemechanismus des Riegels für eine der kleinen Türen und stellte erleichtert fest, dass er nicht mit Kette und Schloss gesichert worden war. Die Tür ließ sich geräuscharm öffnen. Schnell schlüpfte er auf die Futterdiele. Ohne sich aufzuhalten, kletterte er die Leiter hinauf, dennoch ließ er die nötige Vorsicht walten, als er erneut den Kopf über das Heu schob.
    Diesmal erwartete ihn keine Überraschung, was er fast bedauerte. Er schwang sich auf den Boden. Das Heu unter seinen Stiefeln raschelte wider Erwarten laut.
    „Lapérouse!“ Franz hatte versucht, mit gedämpfter Stimme zu rufen, doch seiner Kehle entrang sich nur ein heiseres Krächzen. Er räusperte sich und rief abermals, diesmal lauter: „Lapérouse!“ Er verharrte auf der Stelle, damit er auch das leiseste Geräusch wahrnehmen könne. Auf dem großen Boden raschelte es nirgendwo.
    Franz ließ sich auf die Knie fallen und arbeitete sich auf allen vieren vor. Manchmal zuckte er zusammen, wenn ihm getrocknete Distelblätter mit ihren nadelspitzen Stacheln in die Finger piekten. Fluchend tastete er sich weiter und schaute sich ab und zu nach der Futterdiele um, um so die zurückgelegte Strecke einigermaßen abschätzen zu können. Doch das verbliebene Licht schwand rasend schnell, es dauerte nicht lange und er konnte nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen.
    „Lapérouse! Verdammt, wo steckst du?“ Er registrierte befremdet, dass er die eigene Stimme kaum erkannte. Außerdem störte ihn sein Herzschlag beim Lauschen. War da nicht doch ein Geräusch? Er war sich nicht sicher, behielt jedoch die eingeschlagene Richtung bei, zumindest glaubte er das.
    Als er innehielt, um zu lauschen, packte ihn etwas am Ärmel. Eigentlich hätte er auf so etwas vorbereitet sein müssen, doch sein Herz setzte einen Moment aus, sosehr erschrak er.
    „Herr im Himmel“, entfuhr es ihm. Er griff nach der Hand, die sich in den Stoff seiner Uniform gekrallt hatte und nicht mehr loslassen wollte. Sie fühlte sich klamm an und war mit einem Schweißfilm überzogen. Panisch wühlte Franz im Heu und tastete nach dem Körper, der sich darin verbarg. Es gelang ihm endlich, die verkrampfte Hand von seinem Ärmel zu lösen und untersuchte mit fliegenden Fingern den Mann.
    Lapérouse atmete

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