Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
Vom Netzwerk:
keuchend, er würgte und spuckte. Zuerst tastete Franz die Brust ab. Die Geräusche, die der offensichtlich versehrte Mann von sich gab, erinnerten ihn in beunruhigender Weise an die eigene Verletzung, die ihm in Paris beigebracht worden war. Er erwartete von Blut durchtränkte Kleider, die an Lapérouses Brust klebten. Seine tastenden Finger zeichneten jedoch ein anderes Bild vor seinem inneren Auge, er spürte weder die klebrige Konsistenz gerinnenden Blutes noch die eigentliche Wunde einer Stichverletzung. Er rieb prüfend die Hände aneinander und roch daran. Nein, es bestand kein Zweifel, es klebte kein Blut an seinen Fingern.
    „Wo?“, fragte er hastig und tastete weiter, erhielt aber nur ein Lallen zur Antwort. Aufs äußerste besorgt, sein Zeuge könne ihm in den nächsten Minuten wegsterben, setzte er die Untersuchung fort, aber auch Lapérouses Bauch, dessen Schritt und Oberschenkel waren nach Franz’ erstem Eindruck unverletzt geblieben. Aber es roch eindeutig nach Blut und zwar so intensiv, dass der metallische Geruch sogar den Heuduft überlagerte.
    Oder bilde ich mir das nur ein, fragte er sich nervös. Seine Hände tasteten sich zum Hals des hingestreckten Körpers vor und zuckten zurück. Er hatte den klebrigen Blutstrom gefunden. Doch es blieb keine Zeit, erschrocken zu verharren, deshalb befühlte er den feuchten Hals und drückte seine Finger energisch unter den Unterkiefer. Dort pulsierte beruhigend die Schlagader. Auch die Kehle überspannte intakte Haut. Vorsichtig glitten Franz’ Finger über die Konturen des Schädels. Es gab auch dort keine weiche Stelle, überall umschloss fester Knochen das verwundbare Gehirn.
    Wo kommt, verdammt noch mal, das viele Blut her, überlegte Franz fieberhaft. Er setzte sich zurück. Seine Bestandsaufnahme beruhigte ihn ein wenig, weil die Verletzung nicht lebensgefährlich zu sein schien. Nach kurzem Zögern streckte er die Hände erneut aus, und zwar dorthin, wo er Lapérouses Gesicht vermutete. Eine nasse Wange wich seinen tastenden Fingern aus.
    „Ssch, ssch, ist ja schon gut“, beruhigte Franz den Verletzten. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter, die andere auf den Kopf.
    „Kannst du reiten?“, fragte er geradeheraus. Er spürte das Nicken, zu einer anderen Antwort schien Lapérouse nicht fähig zu sein, er röchelte beängstigend.
    Franz half ihm, sich aufzusetzen. Er zerrte Lapérouse den Rock herunter und riss kurzerhand einen Ärmel vom Hemd, knüllte den Stoff und drückte ihn auf die verletzte Wange. Im Dunkeln war es nicht einfach, den Rock wieder an den Mann zu bringen, irgendwann war es geschafft und Lapérouse kniete und kroch neben ihm zurück in Richtung Leiter. Diesmal fiel die Orientierung leichter, weil es von der Futterdiele her anthrazitgrau heraufschimmerte, das kaum wahrnehmbare Nachtlicht hob sich dennoch erfreulich von der einheitlichen Schwärze des Heubodens ab.
    Franz ging davon aus, dass Christian mit den Pferden bereits am vereinbarten Treffpunkt wartete. Also bestand die letzte Schwierigkeit darin, den Stall ungesehen zu verlassen. Er bedeutete Lapérouse, sich hinter einem Strebpfeiler zu verstecken. Dann öffnete er die Tür, lauschte eine Zeit lang. Alles lag dunkel und still, kein verdächtiges Geräusch drang an sein Ohr. Er lugte vorsichtig hinaus. Als er sich hinausschob, ließ er die Tür offen, und prüfte das Gelände. Erst als er sicher war, dass niemand hinter der nächsten Gebäudeecke laure, kehrte er in die Futterdiele zurück und winkte.
    Die beiden Männer huschten jede Deckung nutzend über den Hof. Sie folgten dem Verlauf des Baches so schnell, wie der Verletzte laufen konnte. Einmal musste Franz stehen bleiben und warten, weil Lapérouse keine Luft mehr bekam. Er röchelte bedenklich laut und spuckte umständlich dunkle Klumpen aus, bevor er weiterlaufen konnte. Doch ihre Flucht zu Fuß währte nicht lange, hinter einer Bachbrücke, an der sich eine Weggabelung anschloss, stand Christian wie verabredet bereit. Die Pferde, die am Wegrand gegrast hatten, hoben überrascht die Köpfe, als zwei Männer aus der Dunkelheit auftauchten. Das Tier, das sich Franz auserkor, schnaubte unwillig, als es zu so später Stunde in die Pflicht genommen wurde.
    „Nur die Ruhe, mein Guter. In zwei Stunden hast du es überstanden“, murmelte er vornüber gebeugt in die Pferdeohren. Er beobachtete Lapérouse, wie der sich schwerfällig in den Sattel quälte.
    „Wird es denn gehen?“, fragte er nur der Form halber. Zu

Weitere Kostenlose Bücher