Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
Vom Netzwerk:
mein Angebot. Gnade dir Gott, wenn du es ausschlägst“, drohte er. Seine Worte gingen im Gepolter unter, das von unten heraufdrang. „Versteck dich“, befahl er hastig.
    Inzwischen hatte Christian die Leiter hinabgelassen, war nach unten geklettert und brachte sich in Ordnung, wozu auch das Anlegen des in Mitleidenschaft gezogenen Umhangs gehörte. Wer immer Einlass verlangte, musste die Pistole nicht zu Gesicht bekommen.
    Franz überwachte, ob Lapérouse gehorchte, ob er sich zwischen den Heubergen unsichtbar machte. Es geschah zu seiner Zufriedenheit.
    Dann suchte er nach den Waffen. Den Degen fand er ziemlich rasch, der eigene Säbel blieb vorerst verschwunden.
    Er hörte Christian schimpfen. Der Freund lieferte sich ein Wortgefecht mit dem Ungeduldigen, der sich fortwährend bemerkbar machte. Es hörte sich jedoch nicht so an, als verlange der Amtshauptmann Einlass. Metallisches Scheppern und Klappern wies eher auf Melkeimer und Milchkannen hin, die draußen vor dem Stalltor ihrer Reinigung harrten.
    Franz fand endlich seinen Säbel und folgte Christian. Es musste noch der gefährliche Spazierstock, das Indiz für die Auseinandersetzung, verschwinden. Eine Futterkiste mit Quetschhafer bot geradezu ihre Dienste an. Franz sandte noch einen letzten prüfenden Blick nach oben. Doch mit Ausnahme der eigenen Nase deutete nichts mehr daraufhin, dass hier vor kurzem ein Kampf ausgetragen worden war.
    Christian stieß die kleine Tür auf. Sofort wurde das einfallende Licht von einer massigen Gestalt verdunkelt. Ein Mann trat ein.
    „Halten zu Gnaden, die Herren!“, haspelte der Mann, als der sich goldbetressten Uniformen gegenübersah. „Hab ja nicht gewusst, dass die Herren Offiziere hier zu tun haben. Dachte, halten zu Gnaden, der Kaspar spinnt mal wieder. Dass der Alte ausnahmsweise mal Recht hat – mit den Preußen – konnte ja niemand ahnen.“ Seine Rechtfertigung geriet im Hinblick auf das Repertoire an Flüchen etwas länger, das er, ohne zu wissen, mit wem er es zu tun hatte, bereits vor dem Tor abgespult hatte. „Sie werden sich doch nicht beim Herrn über mich beschweren“, wollte er wissen. Seiner Miene war Sorge zu entnehmen.
    „Nein, nein!“, beschwichtigte Christian. „Wir haben zu der Maßnahme gegriffen, weil ein Betrüger entwichen ist.“ Er deutete auf die verrammelten Tore. „Aber keine Sorge, er ist nicht hier. Unsere Vermutung hat sich nicht bestätigt.“
    Sichtlich erleichtert richtete sich der Knecht zu seiner vollen Größe auf.
    Angesichts der harmlosen Störung reute es Franz bereits, Lapérouse so schnell aus seiner Gewalt entlassen zu haben. Doch im nächsten Augenblick musste er sich revidieren. Der Amtshauptmann erschien an der Spitze eines Trupps Soldaten, der hinter den breiten Schultern des Knechtes in den Stall quoll. Der Mann und die vielen Eimer und Milchkannen wurden zur Seite gedrängt.
    „Ausschwärmen und durchsuchen!“, ordnete der Amtshauptmann an, bevor er sich den Offizieren formvollendet vorstellte. „Meine Herren, wie ich gehört habe, unterstützen Sie meine Bemühungen, des Geflüchteten habhaft zu werden. Ich danke Ihnen vielmals, doch nun muss ich Sie bitten, von weiteren Aktivitäten Abstand zu nehmen.“ Er lächelte, wies aber unerbittlich in Richtung Tür.
    „Selbstverständlich dient dies Ihrer eigenen Sicherheit“, fügte er hinzu. „Apropos Sicherheit, was ist mit Ihrer Nase passiert?“ Seine Frage begleitete ein hämisches Grinsen.
    Franz dachte grimmig an die Richtigkeit des Sprichworts, das in solchen Fällen für gewöhnlich zitiert wird, aber er lächelte zuvorkommend. Er fasste sich prüfend an die Nase, als wäre ihm erst jetzt aufgefallen, dass sie sich verändert habe. „Ach das“, meinte er beiläufig. „Ich war ungeschickt, bin im Dunkeln gegen einen Balken gestoßen.“
    „Sehen Sie, das wäre nicht passiert, wenn Sie sich herausgehalten hätten“, belehrte der Amtshauptmann in väterlichem Ton. „Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen.“ Er drehte sich auf dem Absatz um und bemühte sich höchstpersönlich die Leiter hinauf.
    Franz war angespannt, jeden Moment erwartete er Geschrei und hektisches Gemenge. Doch es blieb ruhig, nur das Rascheln des Heus und gedämpfte Wortfetzen der Soldaten waren zu vernehmen sowie hin und wieder jenes charakteristische Geräusch, wenn Metallklingen zwischen trockene Grashalme fuhren. Christian bemerkte, dass Franz jedes Mal den Atem anhielt, wenn es zu hören war.
    Ein Soldat, dem unten

Weitere Kostenlose Bücher