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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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ihn mir gegeben.“
    „Was? Willst du mich veralbern?“ Franz baute sich drohend vor Lapérouse auf. Seinem Mienenspiel war abzulesen, dass er kaum an sich halten konnte, auf den wehrlosen Mann einzuschlagen.
    „Johann ist mein Freund. Er tut alles, worum ich ihn bitte“, erwiderte Lapérouse. Unverkennbar schwang Genugtuung in seiner Stimme. Vermutlich richtete ihn das Gefühl auf, andere Menschen zu blindem Vertrauen bewegen zu können.
    Franz war für den Augenblick erleichtert. Lapérouse hatte von der Gegenwart gesprochen, sein Einwurf hörte sich so an, als könne er Johann jederzeit treffen.
    „Was ist bei dem Duell passiert? Wurde Johann verletzt?“, fragte er scharf.
    Lapérouse zog die Schultern hoch, wurde aber sofort schmerzhaft an seine Fesseln erinnert. Er zuckte zusammen und verzog das Gesicht.
    „Wenn man jemanden wie den zum Freund hat, braucht man keine Feinde. Franz, komm bitte aus der Schusslinie“, sagte Christian aus dem Hintergrund. Franz trat gehorsam beiseite.
    „Was hätte ich davon, wenn ich Ihnen erzählte, was ich weiß“, ereiferte sich Lapérouse mit schwankender Stimme, seine Augen waren weit aufgerissen.
    „Zwei intakte Eier“, gab Christian beiläufig zurück.
    „Und was nützen mir die, währenddessen ich in einem Zuchthaus verfaule“, gab Lapérouse zurück.
    „Da muss ich ihm recht geben“, wandte Christian grinsend ein und ließ die Waffe etwas sinken.
    „Ab und an könnte er selbst Hand anlegen“, schlug Franz vor und machte eine eindeutige Geste.
    „Das ist mir zu wenig! Haben Sie kein besseres Angebot?“, schacherte Lapérouse. Er schien zu spüren, es sei noch etwas anderes außer Festungshaft herauszuholen.
    „Sollte man einem Mann trauen, der falsch spielt und außerdem so dumm ist, sich dabei erwischen zu lassen?“, fragte Franz, dabei sah er nicht Lapérouse, sondern Christian an. Der zog angewidert die Nase kraus.
    Franz nestelte umständlich die gelbe Aktenmappe hervor und schlug damit gegen seinen Oberschenkel. „Was meinst du, Christian? Reicht das belastende Material für den Galgen?“
    Christian zog abschätzend die Mundwinkel herunter. „Für den britischen allemal“, entgegnete er ohne Bedauern.
    Lapérouse leckte sich die Lippen. Seine Blicke huschten nervös von Franz zu Christian und wieder zurück. „Ich rate Ihnen gut, die Papiere da aus dem Ssspiel zu halten, wenn Ihre Familie nicht mit hineingezogen werden soll“, sagte er hastig.
    Nicht nur die Drohung, auch ihr Tonfall ließen Franz aufhorchen. Er hockte sich vor Lapérouse, dessen Stirn glänzte. Er wusste, die Art und Weise der Fesselung verursache besonders im Schulterbereich marternde Schmerzen. Trotzdem grinste Lapérouse unverschämt, vermutlich weil Franz’ Nase inzwischen grotesk angeschwollenen war. Franz grinste zurück und hob den Aktendeckel in die Höhe.
    „Du willst mir doch nicht weismachen, mein Bruder habe etwas damit zu tun“, sagte er so zuvorkommend und freundlich, als hätte er soeben eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier ausgesprochen.
    Lapérouse hub zur Erwiderung an, verstummte aber abrupt, weil jemand heftig an eines der Stalltore bullerte. Alle drei erstarrten.
    „Ist da wer?“, rief eine Stimme, die ziemlich ungehalten klang.
    Keiner der Männer rührte sich oder gab eine Antwort.
    „Wo ist Johann!“, zischte Franz.
    Lapérouse presste die Lippen aufeinander und schüttelte heftig den Kopf. „Erst das Angebot“, schnappte er.
    Franz stöhnte auf. Er konnte einfach nicht anders. All seine Wut und Enttäuschung legte er in die Wucht des Schlages, der den Wehrlosen mitten ins Gesicht traf. Bevor seine Faust zum zweiten Mal niedersausen konnte, griff Christian ihm in den Arm.
    „Lass gut sein“, flüsterte er beschwichtigend. „Was machen wir jetzt?“ Er hatte die Frage durchaus nicht rhetorisch gemeint, er sah ziemlich ratlos aus.
    Franz ging es nach seinem Gefühlsausbruch etwas besser, wortlos zog er das Stilett hervor. Lapérouse, der den Fausthieb noch klaglos hingenommen hatte, entfuhr beim Aufblitzen der schmalen Klinge ein erstickter Schrei.
    „Maul halten!“, bedeutete Franz ihm. Er trat in den Rücken des Gefesselten und trennte mit rasch geführten Schnitten den Strick durch.
    „Bei Einbruch der Dunkelheit sind wir mit Pferden wieder da.“ Franz stand auf und zeigte Lapérouse, der sich die Schultern massierte – das Gesicht schmerzverzerrt – den zerschnittenen Strick. „Der hier, ein Pferd und unsere Begleitung sind

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