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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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die Brauen hoch.
    „Wieso Kraft?“, argwöhnte er. „Wollen Sie uns etwa mit der Arkebuse ausstatten, und uns das Ding mehrere Meilen durch den Wald schleppen lassen.“ Die Männer lachten und die verkrampfte Atmosphäre war wie fortgeblasen.
    „O nein“, Borowsky stellte seinen Teller auf den Tisch und durchschritt den Raum. „Sie bekommen etwas weit Besseres.“ Damit griff er in einen Waffenständer und holte eine Saufeder hervor.
    Damit hatte Franz nun überhaupt nicht gerechnet. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Unsicher, ob das vielleicht ein grober Scherz seines Gastgebers sei, schaute er zu Stein. Seine Beunruhigung wuchs, weil der Verwalter schon dabei war, die Qualität der gewählten Waffe zu prüfen. Franz mochte aber immer noch nicht glauben, es solle mit blanker Waffe auf die Jagd gehen.
    „Nur Mut, junger Mann“, Borowsky winkte ihm. „Sie werden begeistert sein. Meine Hunde nehmen uns den gefährlichsten Teil bei dieser Angelegenheit ab. Hermann Stein und meine Wenigkeit sind erfahrene Jäger. Sie müssen uns nur versprechen, in unserer Nähe zu bleiben.“
     
    Franz war einigermaßen erleichtert, dass niemand erwartete, er solle eine Sau – oder weitaus schlimmer – einen Keiler mit der blanken Waffe abstechen. Sein Misstrauen wollte nicht weichen, als er sich mit der Saufeder vertraut machte. In einem etwa acht Fuß langen Holzschaft steckte eine blattartige zweischneidige Klinge, hinter der eine Parierstange befestigt worden war. Der Schaft bestehe aus Eschenholz, war Franz gesagt worden, und sei zur besseren Handhabung mit einem Lederriemen umflochten worden. Franz wog die Waffe abschätzend in der Hand und folgte den anderen zum Jagdhof.
    Dort angekommen machte Borowsky den jungen Gast aus der Nachbarschaft mit seinem Oberjäger und den Jägern bekannt. Sie standen allesamt in Borowskys Diensten. Der Oberjäger stand dem neu formierten Trupp als Jagdleiter vor. Ein Hundejunge war gerade dabei, die Meute auszustaffieren. Den Saupackern, ohne Ausnahme kräftige, mit Muskeln bepackte Tiere, die nach Franz’ Meinung nicht unbedingt groß waren, wurden breite Lederhalsbänder umgeschnallt, an denen rindlederne Schürzen befestigt worden waren. Damit ähnelten die Hunde gepanzerten Pferden, die man von den Gemälden alter Meister her kannte. Die Panzerung, so wurde ihm erklärt, solle die Hunde vor gefährlichen Verletzungen schützen, die die wehrhaften Sauen mit ihren Waffen schlagen konnten.
    Der Hundejunge hatte seine liebe Not, die aufgeregten Tiere voneinander fernzuhalten.
    „Saupacker müssen selbstbewusste, mutige Hunde sein. Eine Unterordnung innerhalb der Meute gibt es nicht, daher brechen jedes Mal Unleidlichkeiten aus, wenn die Kämpfer einander begegnen“, kommentierte Borowsky die Szene, die in der Meute gerade ausgebrochen war: Ein ähnlich gezeichneter Rüde wie der kleine Zeus und ein gelb gestromter mit einzelnen weißen Abzeichen bildeten ein knurrendes Knäuel. Der Hundejunge setzte sich dann aber doch durch und brachte eine gewisse Ordnung unter die vierbeinigen Jagdhelfer. Zu den „Bull and Terriern“ gesellten sich noch andere Jagdhunde, die eigens dazu ausgebildet worden waren, die Stücke aufzuspüren und zu verbellen.
    Das Jagdfieber der Hunde übertrug sich auch auf die Menschen.
    Nachdem Borowsky sich mit seinen Jägern auf die Signale, die zu blasen seien, geeinigt und seinem Jagdhorn probehalber die entsprechenden Tonfolgen entlockt hatte, formierte sich der Zug, um endlich aufzubrechen. Das eigentliche Jagdrevier befand sich in einiger Entfernung zum Schloss, deshalb wurden einige Jagdwagen angespannt. Die Hundeführer mit der angeleinten Meute übernahmen die Spitze der Kolonne, es folgten die Gespanne, den Schluss bildeten die zweibeinigen Jagdhelfer.
    Franz überkam ein eigenartiges Gefühl, und wenn man ihn in dieser Sekunde gefragt hätte, wie es sich anfühle, hätte er es als eine gegensätzliche Mischung aus Faszination und Schauder beschrieben. Als Soldat waren ihm das Töten und der Tod ganz und gar nicht fremd. Neu für ihn war das Anliegen des Tötens. Konnte er ebenso wie Stein und Borowsky Genuss beim Erlegen eines Tieres empfinden? Nun, die Frage würde er erst in einigen Stunden beantworten können.
    Fürs erste beeindruckte ihn die Selbstverständlichkeit, wie mit der Situation umgegangen wurde, wie jahrhundertealte Jagdbräuche befolgt wurden. Unter den Jägern wirkten sie nicht aufgezwungen, sondern in aller Natürlichkeit.
    Franz

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