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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Rüstungsausgaben machen.“
    Franz machte kugelrunde Augen. „Wie haben Sie Pauly überzeugen können, Ihnen die Waffe anzufertigen, wo es ein patentiertes Geheimnis ist.“
    „Ganz einfach. Ich habe mich an Paulys Unternehmung beteiligt und wenn es so weit ist, wenn jeder Soldat dieser Welt eine Patronenwaffe braucht, bin ich mit dabei.“
    Stein, der bis dahin geglaubt hatte, Borowsky sei ein liebenswürdiger Weltenbummler, der sein Vermögen anlässlich vieler Reisen unter die Leute brachte, musste sich nun korrigieren. Auch Franz hatte ähnlich über den Nachbarn des Vaters gedacht. Dass Borowsky ein umtriebiger Geschäftsmann war, der keine Möglichkeit ausließ, sein gewaltiges Vermögen zu vergrößern, erschloss sich erst jetzt.
    „Und nun möchte ich Sie zu einem kleinen Imbiss einladen. Wir müssen uns für die Jagd doch noch stärken.“
    Im Schloss wartete ein reichhaltiges Büffet mit kaltem Wildschweinbraten, Lammkeule, eingelegten Gurken und Schmalzbroten auf die Männer. Auffällig war, dass männliches Personal bediente, bisher hatte Franz ausnahmslos Diener in schmucken Livreen gesehen. Solchen Luxus gab es auf Hohen-Lützow nicht. Für seine Dienerschar dürfte Borowsky Woche für Woche ein hübsches Sümmchen bezahlen.
    Der Hausherr bemerkte, wie Franz den Butler beim Bratenschneiden beobachtete.
    „Meine persönliche Bedienung habe ich aus England mitgebracht, es geht nichts über englisches Personal. Das liegt gewiss an der äußerst löblichen englischen Tradition, Leibdiener einer langen Ausbildung zu unterziehen.“ Borowsky erwartete nicht, Franz sei anderer Meinung, und fuhr deshalb seelenruhig fort: „Angestellte sind auch einfacher zu handhaben. Wenn man nicht zufrieden ist, entlohnt man sie, stellt ein gutes Zeugnis aus und empfiehlt sie einem ungeliebten Zeitgenossen.“ Borowsky lachte über seinen Witz. Dann wurde er ernst und mit einem Seitenblick auf seine Gäste bemerkte er: „Leibeigene hingegen wird man nie wieder los, so, wie die sich vermehren. Es sei denn, sie werden mit dem Gut verkauft.“
    Franz war peinlich berührt, er hatte nicht einmal in eine solche Richtung gedacht. Stein zeigte sich wenig beeindruckt. Er hatte sich nicht nur anlässlich täglicher Arbeitszuweisungen mit dem Problem auseinanderzusetzen. Der Arbeitskräftebedarf nahm wegen verbesserter Anbaumethoden, ertragreicherer Sorten und leistungsfähigerer Tiere nicht zu, sondern ab, vorausgesetzt man maß den Bedarf an den erwirtschafteten Mengen je Einheit. Die Zahl der Bewohner Hohen-Lützows nahm jedoch stetig zu, und damit auch der Anteil der Leibeigenen, deren Kinder kraft Gesetzes als Hörige auf die Welt kamen. Stein hatte jedoch kein Rezept, dies zu ändern und als Verwalter eines Rittergutes im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin war er auch noch verpflichtet, die „gottgegebene Ordnung“ aufrechtzuerhalten.
    „Nun, jede Medaille hat zwei Seiten“, wandte er ein. „Der Graf hat nicht nur das Recht, die Dienste seiner Leibeigenen einzufordern, er hat ebenso die Pflicht alle zu ernähren, zu kleiden, die Kinder zu unterrichten, die Kranken zu versorgen, allen ein Dach über den Kopf zu geben und es zu reparieren, wenn es kaputt ist. Und zum Schluss muss er auch noch für das Begräbnis aufkommen, wenn so ein arbeitsreiches Leben zu Ende gegangen ist.“
    „Genau davon rede ich“, bestätigte Borowsky. „Ein freier Bauer bestellt sein eigenes oder gepachtetes Land, ist deshalb selbst für Erfolg oder aber Misserfolg verantwortlich. Was passiert, wenn eine Seuche die Tiere hinwegraffte oder eine Missernte drohte?“
    Stein schloss die Augen und sah die Bilder des geplünderten Gutes vor sich, sah die Fouriere französischer Truppen, die skrupellos Scheunen und Ställe geleert hatten. Die Soldaten hatten weggeschleppt, was ihnen unter die Finger gekommen war und klein genug war, um es transportieren zu können.
    „Wenn es dem Gut schlecht geht, dann geht es allen im Dorf schlecht. Keiner ist davon ausgenommen.“ Stein ließ die Schultern hängen, als ob die Last der Verantwortung unerträglich geworden wäre.
    „Es ist unverzeihlich von mir, an einem Sonntag solche Themen anzuschneiden, wo wir uns doch vom Tagwerk und all den Sorgen erholen sollen.“ Um Steins niedergedrückte Stimmung vergessen zu machen, lenkte Borowsky die Aufmerksamkeit auf die Genüsse des Gaumens. „Langen Sie nur ordentlich zu, meine Lieben, die Jagd wird uns noch alle Kräfte abverlangen.“
    Franz zog erstaunt

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