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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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noch Zeit, sich in eine Kugel zusammenzurollen und die Arme schützend über seinen Kopf zu legen, als der Schweinsgalopp auch schon heran war. Links und rechts rannten dunkelhaarige Körper an ihm vorüber. Obwohl er aus seiner Igelperspektive nicht besonders gut beobachten konnte, prägten sich Details, die er erhaschte, überdeutlich ein: schmale keilförmige Köpfe, glänzende Rüsselscheiben mit weit aufgesperrten Nüstern, dicht behaarte Ohren, Augen, die verstört nach einer Zuflucht Ausschau hielten, enervierend große Zähne ...
    Einige Tiere konnten dem Hindernis, das plötzlich vor ihnen auf dem Boden lag, nicht ausweichen und rannten oder sprangen kurzerhand über Franz hinweg. Die kleinen harten und äußerst spitzen Hufe versetzten schmerzhafte Tritte. Franz vermutete zerknirscht, es hätten gerade die schwersten Tiere den Hindernislauf gewählt. Kaum war die Rotte vorübergezogen, brachen einige Hunde durch das Rohr.
    Franz kam unverzüglich auf die Beine und suchte nach seiner Waffe, die ihm beim Sturz im hohen Bogen aus der Hand geflogen war. Das Rohr war glücklicherweise in einer breiten Schneise niedergetrampelt worden, deshalb war er zuversichtlich, die Saufeder schnell zu finden.
    Während er leicht gebückt umherlief, beschlich ihn das Gefühl, nicht allein zu sein. Franz gefror das Blut in den Adern, als er entdeckte, dass aus dem Rohr blutunterlaufene Lichter starrten. Ein Keiler schob seinen massigen Körper Zoll um Zoll auf die Lichtung. Dabei wetzte er sein Gewaff. Allein der pure Anblick des kapitalen Tieres trieb Franz den kalten Schweiß auf die Stirn, doch das Geräusch, das es mit seinen Waffen zuwege brachte, war regelrecht unheildrohend. Das Riesenwildschwein schien sich dessen bewusst zu sein und warf sein Haupt in die Höhe, dass der Geifer umherflog.
    Franz konnte gerade noch seinen Schwerpunkt verlagern, als der Keiler ihn bereits annahm. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit überbrückte das Viech die Distanz zwischen Jäger und Gejagtem. Aberwitzigerweise schoss es Franz durch den Kopf, dass die Verhältnisse dabei seien, sich ins Gegenteil zu verkehren.
    Diesmal hatte sich der glücklose Jäger breitbeinig hingestellt. Der Keiler erwischte ihn am linken Bein. Mit einer jähen Aufwärtsbewegung des Hauptes trachtete er danach, Franz’ Oberschenkel der Länge nach aufzuschlitzen. Franz spürte die Bewegung, den Schmerz an der Schenkelinnenseite, dachte daran, was die erschreckend großen Hauer angerichtet haben mochten. Irgendwie kam er rittlings auf dem Rücken des Keilers zu Fall. Das Borstenvieh rannte unter ihm hindurch und wandte sich seinem Opfer abermals zu. Auf einen neuerlichen Angriff musste Franz nicht lange warten.
    Heute besteht der Allmächtige wohl darauf, dass ich meine Schuld bezahle, war Franz’ letzter Gedanke.
    Eine Bewegung wie ein weißer Lichtblitz und plötzlich aufkommender Lärm rissen ihn aus der Gleichgültigkeit, mit der er dem Tode gegenübertreten wollte. Ein weißer Saupacker war herangestürmt. Er hatte sich sofort hinter dem Gehör des Keilers verbissen, der, überrascht von dem seitlichen Angriff, den Hund abschlagen wollte. Derart beschäftigt, ließ der Keiler glücklicherweise von Franz ab.
    Franz schoss der Lebenswille in die Adern und der brachte ihn auf die Beine. Das Getümmel nahm zu. Zwei weitere Hunde trafen auf dem Kampfplatz ein. Sie attackierten Läufe und Flanken des Keilers. Hundegejaule und Blasen des Keilers zeigten Franz an, der Kampf sei keinesfalls entschieden. In der Sekunde, wo einer der Hunde mit ungeheurer Wucht durch die Luft geschleudert wurde und winselnd liegen blieb, fand Franz seine Waffe. Er fühlte eine so unglaubliche Wut, zögerte nicht, dem mit erhobenem Haupt um sich schlagenden Keiler die Saufeder bis zum Parierstück in die Mulde links neben der Kehle zu stoßen.
    Der Keiler schrie ohrenbetäubend, brach aber sofort mit der Vorderhand ein. Dann fiel er auf die Seite und zuckte im Todeskampf. Blut schoss aus der Wunde. Plötzlich sah Franz die farbige Abbildung des Anatomiebuches in aller Deutlichkeit vor sich. Er hatte höchstwahrscheinlich die Aorta durchtrennt. Franz hoffte zumindest, dass es so war. Grimmige Befriedigung bemächtigte sich seiner, als der haarige Körper endgültig erschlaffte.
    Die Hunde hatten den Tod ihres Gegners noch nicht realisiert. Sie zerrten weiter an dem Kadaver. Als Borowsky und Stein atemlos auf den Kampfplatz gerannt kamen, umkrampften Franz’ Finger immer noch den Schaft

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