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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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saß neben Borowsky und er bewunderte das Jagdhorn seines Gastgebers. Der elfenbeinerne Olifant, der mit Schnitzereien kunstvoll verziert worden war, baumelte dem Jagdherrn lässig am Gürtel. Alle anderen Jäger trugen Jagdhörner aus Ochsenhorn an ihrer Seite, auch Franz hatte eines erhalten. Er bezweifelte allerdings, dem frugalen Instrument verständliche Signale entlocken zu können und hoffte insgeheim, es erübrige sich, eine Kostprobe seines „Könnens“ abliefern zu müssen.
    Die knapp eine Stunde währende Fahrt endete an einer Waldschneise, deren linke Flanke mit deutlich jüngerem Baumbestand bewachsen war. Es ging zu Fuß weiter. Anfangs schlängelte man sich hintereinander einen schmalen Weg entlang. An den jungen Wald schloss sich bald ein Feuchtgebiet an. Ein natürliches Hindernis – ein breiter Graben – trennte es vom eben verlassenen Gehölz. Jagdhelfer entnahmen einem kleinen Unterstand mehrere Leitern und Knüppel. Dank der geübten Hände der Männer entstand sehr schnell eine Behelfsbrücke. Hinter dem beachtlichen Graben zeigte sich die Vegetation verändert. Vereinzelt standen Erlen in Gruppen beieinander, die sich unregelmäßig über das sumpfige Gelände verteilten. So weit das Auge reichte, raschelte Schilf im Abendwind, es handelte sich um Ausläufer eines riesigen Schilfgürtels, der sich um einen flachen, fischreichen See zog. In diesem Gebiet häuften sich die Hinweise auf Sauen: von der Nahrungssuche aufgebrochener Boden, Borstenbüschel an Malbäumen und zerkaute Holzreste waren beredte Spuren für zahlreich vorhandene Schwarzkittel.
    Die Jäger folgten einem Wildpfad, den vermutlich die Sauen durch das Rohr getreten hatten. In einem Erlengehölz entdeckten sie eine Senke, die den Schweinen als Suhle diente. Unzählige Fährten zeichneten sich ringsum im matschigen Boden ab. Hätte Franz es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte er die Losung, die fußhoch aufgetürmt dalag, für Jägerlatein gehalten. Ehrfürchtig starrte er die Kothaufen an. Den Hunden, die ihre Nasen windend in die Höhe streckten und ihre Körper anspannten, war anzusehen, dass die Umgebung nach Sauen stank. Die Jäger postierten sich diesseits des Grabens und warteten darauf, dass die Hunde ihre Arbeit erledigten.
    Franz schloss sich seinem erfahrenen Jagdkollegen Borowsky an. Gemeinsam bezogen sie Position hinter einem Hundeführer.
    Dann war es endlich so weit. Die Hunde wurden geschnallt. Die Vierbeiner arbeiteten sich unverzüglich und mit Gebell in das Rohr, das auf der Rückseite des Reviers vom flachen Wasser des Sees begrenzt wurde.
    Die Jagd begann.
    Franz musste sich sputen, hinter Borowsky Schritt zu halten. Der vierschrötige Mann nahm trotz seines Alters und seiner stattlichen Größe erstaunlich behände die Verfolgung auf. Franz verfluchte im Stillen den langen Spieß, der ihm unhandlich erschien, weil er sich ständig im Schilf verfing. Zudem schnitten ihm die Schilfblätter feine Wunden in die Hände und er bereute schon, auf seine Handschuhe verzichtet zu haben.
    Es dauerte nicht lange, da ertönten Hetzlaute von vermutlich zwei bis vier Hunden. Dazwischen das Gekreische einer angegriffenen Sau. Borowsky änderte sofort seinen Lauf in Richtung der Kampfgeräusche.
    Franz war so mit dem schnellen Vorwärtskommen an sich beschäftigt, dass er den einmal eingeschlagenen Weg beibehielt. Plötzlich stellte er erschrocken fest, ihm sei der ältere Jäger abhanden gekommen. Ringsum ragte nur unverletztes Rohr auf, durch das sich weder Hund noch Jäger geschlagen haben konnte. Die Geräusche, die um ihn herumwogten, trugen nicht gerade dazu bei, sich gut aufgehoben zu fühlen. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er zwang sich, daran zu denken, zu welchem Zweck er hier sei. In diesem Moment war er dankbar für das Gefühl, das ihm die Waffe in seiner Hand verlieh. Zumindest war er nicht wehrlos.
    Franz machte kehrt und lief zurück, um die Stelle zu finden, an der Borowsky abgebogen sein musste. Gerade als er meinte, die richtige Fährte gefunden zu haben, knackte, raschelte und rauschte es links hinter ihm. Er fuhr hastig herum, als schon ein starker Überläufer heran war und ihn von den Füßen holte. Die Wucht des Aufpralls schleuderte Franz’ Beine in die Luft, so dass er wie eine ungelenke Puppe umfiel. Instinktiv wollte er sich aufrappeln, doch er spürte, hinter ihm drohe noch mehr aus dem Schilf zu brechen, der weiche Sumpfboden übertrug beunruhigende Vibrationen. Franz hatte gerade

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