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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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auf und eilte dem Grafensohn entgegen. „Wie geht es Ihrem Vater?“, fragte er beklommen. „Der Arzt wird voraussichtlich erst in ein paar Stunden hier eintreffen.“
    „Es war wohl ein Schwächeanfall, aber mein Vater besitzt eine gute körperliche Konstitution. Wie ich ihn kenne, wird er morgen schon wieder aufstehen.“
    „Gott sei Dank, ich habe mir die größten Sorgen gemacht“, gab Stein erleichtert zu, dennoch schaute er Franz forschend an.
    Franz bat ihn, Platz zu nehmen und kam ohne Umschweife zum Thema. „Sie haben wahrscheinlich schon Vermutungen zu der plötzlichen Erkrankung meines Vaters angestellt. Es bleibt mir nur zu sagen, mein Vater hegt den begründeten Verdacht, Johann könne etwas zugestoßen sein.“ Steins Miene zeigte keine Überraschung. Jeder, der eins und eins zusammenzählen konnte, wäre nach der Szene am Tisch darauf gekommen. „Ja, ich dachte mir schon so etwas“, bestätigte Stein.
    Nachdem Franz die Situation erklärt und alle bekannten Fakten erörtert hatte, stand er auf und schaute Stein herausfordernd an.
    „Wie kann ich helfen?“ Steins Stimme klang ruhig und sachlich.
    „Sie sind zurzeit die einzige mir bekannte Person, die in jüngerer Zeit Umgang mit Johann gepflegt hat. Ich möchte Sie daher bitten, alles aus Ihrem Gedächtnis hervorzukramen, was irgendwie behilflich sein könnte, ihn zu finden.“
    „Jüngere Zeit?“ Stein konnte seinen Unwillen nicht verbergen. „Mein Gott, ich habe Ihren Bruder das letzte Mal im Oktober letzten Jahres gesehen!“
    „Richtig! Deshalb haben Sie mir etwas voraus.“
    Stein war verblüfft. Damit hatte er nicht gerechnet. Seine Stirn legte sich in Falten. Johann von Klotz, so dachte er, war ein völlig anderer Menschenschlag als sein Bruder Franz. Er kannte Johann als introvertiert, daher nicht mitteilsam, aber gewissenhaft und absolut korrekt. „Ich kann Ihnen nicht viel helfen. Vielleicht wäre es besser, wenn Sie mir Fragen stellten“, schlug er vor.
    „Gut!“
    Das Wort stand im Raum und seine eigentliche Bedeutung passte so gar nicht zur Situation. Franz bemerkte es und seufzte. Er sah Stein offen an. „Hat Johann Ihnen irgendwann von einem Mädchen erzählt, wofür er schwärmt?“
    Steins Brauen flogen in die Höhe.
    „Das heißt wohl ‚Nein‘ “, bemerkte Franz resigniert, der die Geste längst kannte.
    Stein fühlte sich jedoch verpflichtet, dem etwas hinzuzufügen: „Mir drängte sich eher der Eindruck auf, alle Mädchen der Umgebung schwärmten für ihn , aber Johann schien das gar nicht zu bemerken.“
    „Also kein Mädchen“, stellte Franz verdrossen fest. Er schüttelte verwundert den Kopf, hatte er doch einige Gedanken an die hiesige Weiblichkeit verschwendet, obwohl er erst einige Tage auf dem Gut weilte.
    „Hat Johann über sein Studium gesprochen?“, fragte er weiter.
    „Sie müssen sich das eher so vorstellen: Johann hat mir etwas erzählt, wenn ich zuvor danach gefragt habe.“
    „Mein Gott, dieser Sturkopf, genau wie früher“, entfuhr es Franz. „Sie sind aber auch ein harter Brocken, mein lieber Stein, muss ich Sie nun fragen, wonach Sie gefragt haben?“
    Stein hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut, schon gut, ich versuche, mich zu erinnern.“ Er legte zwei Fingerspitzen an seine Nasenwurzel, als ob die Berührung helfen könne, sich zu erinnern. Dann schaute er auf. „Richtig, ich habe Johann zu den Lehrmethoden an der Universität ausgefragt, das Praktische ist ihm ja geläufig gewesen. An der Philosophischen Fakultät ging es ihm um die naturwissenschaftlichen und kameralen Grundlagen unserer Profession. Einige Professoren sind bei seiner Einschätzung nicht gut weggekommen. Er meint, die seien dauernd damit beschäftigt, die eignen Pfründe zu sichern und würden sich nicht auf den Lehrbetrieb konzentrieren. Bestimmt verdienen die honorigen Herren bei ihrem jeweiligen Patron weniger, als Johann Unterhalt von Ihrem Herrn Vater bezieht.“ Stein schnaufte, dann besann er sich auf das eigentliche Thema. „Aber auf den einen Professor – wie heißt der doch gleich? Karsten? Ja, auf den Karsten hat er große Stücke gehalten.“
    „Weshalb?“
    „Er hat mir erzählt, der Mann habe eine landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalt gegründet. In Ermangelung herzoglicher und städtischer Gelder habe er die Sache sogar selbst finanziert.“
    „Karsten.“ Franz notierte sich den Namen. „Und seine Kommilitonen? Haben Sie über die gesprochen?“
    „Nein.“
    „Frieder

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