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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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bis Franz sich losmachte. Er hatte es plötzlich eilig.
    „Vater, wir müssen noch einiges besprechen, ich muss alles über Johann wissen, was mir bei der Suche nach ihm von Nutzen sein kann“, konstatierte er.
    Der Graf wurde von Franz’ Sachlichkeit angesteckt. Er griff nach der Aktenmappe, die Franz inzwischen auf das Bett gelegt hatte. „Hier“, mit der Mappe in der Hand sprach er weiter, „ich habe alles zusammengetragen: Johanns Adresse, die Anschrift des Geldverleihers, mit dem ich den Zahlungsverkehr an Johann abgewickelt habe, Briefe, die irgendwelche Anhaltspunkte liefern könnten. In dem kleinen Tütchen dort ist ein Schlüssel für seine Wohnung.“
    Franz nahm die Unterlagen an sich und blätterte schnell die Papiere durch. „Sehr gut, das wird mir weiterhelfen“, sagte er erfreut. Ein versiegeltes Couvert erregte seine Aufmerksamkeit. Er hielt es in die Höhe. „Was ist das?“
    „Ach ja, richtig, das hätte ich beinahe vergessen. Das ist eine Vollmacht von mir. Damit ermächtige ich dich, über das Depot zu verfügen, das ich für Johann eingerichtet habe. Übergib sie bitte dem Prinzipal des Handelshauses, Herrn Heinrich Borgwart, persönlich.“
    Franz sah seinen Vater fragend an.
    „Nun, ich habe angenommen, Johann sei in etwas hineingeraten, das einen finanziellen Hintergrund hat. Das Depot ist nach Herrn Borgwarts Mitteilung leer. Ich habe es mit einer Transaktion auffüllen müssen, denn ich möchte nicht, dass deine Nachforschungen in irgendeiner Weise behindert werden. Geld kann da sehr nützlich sein.“
    „Ich verstehe“, sagte Franz.
    Sein Vater legte ihm eine Hand auf den Arm, während er bat: „Versprich mir, vorsichtig zu sein. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir auch noch etwas zustieße.“
    „Mir passiert schon nichts, Vater, die Rostocker Bürger sind gewiss nicht so streitsüchtig wie Napoleons Soldaten.“
    Der Versuch eines Scherzes erinnerte den Grafen an Franz’ Beruf. „Richtig“, sagte er nachsichtig lächelnd, „du wirst gewiss zurechtkommen und ich bin sehr froh darüber.“ Er machte eine Pause und zeigte in die Zimmerecke, in der Gepäckstücke abgestellt worden waren. „Sei so gut und hole meine Geldbörse. Sie steckt dort drüben, in der kleinen Reisetasche.“
    Die Börse war schwer. Der Graf teilte ihren Inhalt und schob Franz ein Häufchen Münzen zu. „Das ist für die Fahrt“, erklärte er. „Hast du etwas, worin du das Geld unauffällig aufbewahren kannst?“
    „Ja, ich habe einen Gürtel mit eingenähten Taschen. Ich habe in Paris gelernt, niemandem zu zeigen, über wie viel Bares ich verfüge.“
    „Gut, du weißt, Rostock ist eine Hafenstadt und vermutlich wird sich dort eine Menge zwielichtiges Volk herumtreiben. Es wird dir nicht erspart bleiben, auch in weniger erfreulichen Gegenden zu ermitteln.“
    Franz nickte. „Kennst du noch irgendjemanden, außer diesem Frieder Küfer, mit dem Johann verkehrt hat?“, fragte er.
    „Leider nicht! Ich muss zugeben, sein Alltag an der Universität hat mich nicht sehr interessiert.“ Bedauernd zuckte der Graf die Schultern.
    Franz ging einmal mehr im Zimmer auf und ab. Als seine Gedanken bei Verwalter Stein angekommen war, wendete er sich der bleichen Gestalt im Bett zu. Auch wenn sein Vater nicht mehr so verzweifelt wirkte, die Hoffnung teilen mochte, Johann werde gefunden, war seine Erschöpfung nicht zu übersehen.
    „Vater, wir haben alles besprochen. An dieser Stelle kommen wir erst einmal nicht weiter“, fasste Franz zusammen. „Alle übrigen Mutmaßungen, die wir hier gemeinsam anstellen, bleiben doch nur das, was sie sind. Ich möchte aber noch mit Stein sprechen. Er ist bestimmt noch auf. Morgen früh werde ich dich über unser Gespräch informieren. Bist du damit einverstanden?“
    „Ja, mein Junge“ pflichtete ihm der Graf bei. „Sprich mit Stein, morgen können wir darüber reden.“
    Als Franz auf den Flur trat, bemerkte er den Leibdiener, der in einer Nische auf einer einladenden Sitzgelegenheit eingeschlafen war. Er räusperte sich, um ihn aufzuwecken.
    Verwirrt fuhr der Mann auf und schaute sich verwundert um.
    „Oh, Verzeihung, Euer Gnaden, ich bin wohl eingenickt“, stammelte er bestürzt.
    „Fragen Sie Ihren Herrn nach seinen Wünschen. Die Unterredung ist für heute beendet.“
    „Sehr wohl, Euer Gnaden.“
     
     
    Franz fand den Verwalter in der Bibliothek. Steins sorgenvolles Gesicht erinnerte an den beunruhigenden Vorfall im Speisezimmer.
    Stein sprang sofort

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