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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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anderen Stadt fortzusetzen? Ich habe auch an vier verschiedenen Universitäten studiert.“
    „Warum sollte er einen solchen Wunsch unserem Vater verheimlichen. Außerdem hätte er den Abschluss der hier absolvierten Kurse für seine fortführenden Studien benötigt.“
    „Da haben Sie natürlich recht, das ergibt keinen Sinn.“ Ahrens schaute erst das Rezept, dann Franz an. „Sehen Sie sich ähnlich?“, wollte er von ihm wissen.
    „Warum fragen Sie?“
    „Ich kann mich zwar anhand des Ausstellungsdatums und der verordneten Arznei an den Fall erinnern, aber ein Bezug zu Ihrem Bruder fällt mir außerordentlich schwer.“
    „Wie meinen Sie das?“
    Auf Franz’ Gesichtszügen konnte der Arzt Besorgnis erkennen und er ließ seinen Gast nicht länger auf eine Begründung warten. „Der von mir behandelte Patient kann unmöglich Ihr Bruder gewesen sein. Sehen Sie, auf dem Rezept ist kein Patientenname vermerkt, sondern nur Solventi angegeben. Zum Zwecke der Verschwiegenheit bin ich nicht verpflichtet, die Namen meiner Patienten dem Apotheker zu offenbaren. Für eine lückenlose Dokumentation trage ich die Daten in mein Behandlungsbuch ein.“
    „Können Sie mir sagen, für wen Sie es ausgestellt haben?“
    Ahrens überlegte eine Weile. „Meine ärztliche Schweigepflicht verbietet mir natürlich, über die Leiden meiner Patienten zu sprechen, aber wenn Sie mir das Rezept zurückgäben, denke ich, kann ich Ihnen mit einem Namen helfen.“
    „Es gehört Ihnen! Danke, Herr Doktor! Was meinen Sie, wie ist mein Bruder überhaupt in den Besitz des Rezeptes gelangt?“
    „Die einfachste Erklärung wäre die, er hat es von meinem Patienten mit der Bitte erhalten, die Arznei zu kaufen. Vielleicht hat er es einfach nur vergessen.“
    „Mein Bruder und vergessen“, schnaufte Franz, „wo er sogar die eigenen Aufträge für die Wäscherei kopiert hat!“
    Ahrens lächelte über so viel Ordnungsliebe, dann runzelte er nachdenklich die Stirn. „Sie machen sich Sorgen um Ihren Bruder?“
    Franz nickte und starrte in seinen Bierkrug.
    „Da Sie erst heute angekommen sind, nehme ich an, haben Sie noch keine Gelegenheit gehabt, bei den hiesigen Behörden Erkundigungen einzuholen.“
    „Das ist richtig.“
    „Ich bin Ihnen gern behilflich, wenn es Ihnen recht ist.“
    „Ob es mir recht ist? Mein lieber Herr Doktor, es gibt nichts, was mir lieber wäre.“ Franz lächelte und hob seinen Bierkrug zum Anstoßen in die Höhe. Die beiden prosteten sich zu. Da es jetzt am Abend und hier in der Kneipe nicht mehr viel auszurichten gab, außer in wilde Spekulationen zu verfallen, einigten sich die jungen Männer, andere Themen anzuschneiden. Sie bestellten erst einmal neues Bier. Ahrens setzte seinen Krug ab.
    „Welchem Herrn dienen Sie?“, fragte er.
    Franz wischte sich den Schaum vom Mund, bevor er antwortete. „Meinem König. Ich bin schon mit elf Jahren in die Königliche Kadettenschule zu Berlin aufgenommen worden. Es ist das Sterbejahr meiner Mutter gewesen. Meine mütterlichen Ahnen, die aus Pommern stammen, haben seit Generationen Offiziere gestellt. Warum hätte ich der Tradition nicht folgen sollen?“ Kaum hatte er mit der eigenen Biographie begonnen, war die Frage in seinem Hinterkopf präsent, wie er dazu komme, sich einem an sich wildfremden Menschen zu offenbaren.
    „Sie sind also preußischer Offizier“, wurde er etwas einfallslos ermuntert.
    „Ja.“ Franz weidete sich an der Neugier des Arztes. Das Gespräch wendete sich nun dem eigenen Metier zu, auf dem er sich zu Hause fühlte. Aber er steckte seine Nase einmal mehr in den Bierkrug und provozierte so die nächste Frage.
    „Dann haben Sie sämtliche Feldzüge bis zum bitteren Ende Napoleons bei Waterloo miterlebt?“, fragte Ahrens fasziniert.
    „Nun ja. Als Preußen in Napoleons Krieg mit Russland und Österreich eintrat, war ich zwar schon Kadett, aber viel zu jung, um selbst beteiligt zu sein. Die Schlachten von Eylau und Friedland und der unsägliche Tilsiter Frieden hätten beinahe dafür gesorgt, dass meine und viele andere Laufbahnen ein jähes Ende fanden. Ich nehme an, der Niedergang Preußens ist auch in Mecklenburg nicht unbemerkt geblieben.“
    „Natürlich nicht. Ich bin damals zwar selbst noch Lateinschüler in Neubrandenburg gewesen, ich erinnere mich jedoch sehr gut. Die Besetzung Berlins und die winterliche Flucht des Königspaares nach Memel war tagelang Stadt- und Schulgespräch.“
    „Ja, die gute Königin Luise, Gott hab sie selig!

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