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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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wird, wo ich Ihrem Herrn Vater so gerne behilflich bin, es zu mehren.“
    Geht das schon wieder los, dachte Franz. Hab noch keinen Schilling in der Tasche und muss mich maßregeln lassen. Dennoch blieb er höflich und zuvorkommend. „Keine Sorge, Herr Borgwart. Aber sagen Sie mir doch bitte, wann Johann das Geld abgeholt hat.“
    „Lassen Sie mich nachschauen, junger Mann. Ich habe alles schwarz auf weiß. Herr von Klotz hat mir den Empfang quittiert, es muss ja alles seine Ordnung haben, denn mit Zahlen und mit Geld ist nicht zu spaßen!“
    Borgwart stand auf und verschwand in den Räumlichkeiten seiner Wohnung. Kurze Zeit später war er zurück und wedelte triumphierend mit einem Beleg.
    „Hier ist es, junger Mann! Sehen Sie selbst. Am 26. Mai dieses Jahres war er bei mir und hat ...“ Er hielt inne und schaute Franz zweifelnd an. „Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich befugt bin, mich über die Angelegenheiten Ihres Bruders zu verbreiten, schließlich ist er sein eigener Herr. Graf Klotz hat ihn genauso ermächtigt, über das Geld zu verfügen, wie Sie.“ Borgwart presste den Beleg an sich, als ob sein Leben davon abhinge.
    Franz schloss für einen Moment die Augen und atmete aus. Er versuchte, das Gebaren des Prinzipals als Diskretion zu würdigen, ihm zuzugestehen, in seinem Tun rechtschaffend zu sein. Und eine leise Stimme raunte ihm zu: Wenn Johann tatsächlich alle Brücken hinter sich hatte abbrechen wollen, hatten dann Vater und er, der Bruder, das Recht, hinter ihm herzuspionieren? Aber warum sollte sein Bruder von einem Tag auf den anderen all seine Gewohnheiten ändern? Wenn Johann seinem Leben eine andere Bestimmung hätte geben wollen, wozu sollte er die Familie ohne Nachricht und in Sorge zurücklassen? Johann hätte doch wissen müssen, die Menschen, die ihn liebten, litten unter seinem unerklärlichen Verschwinden. Nein, Franz wollte und musste Gewissheit haben und das Mosaik vervollständigen. An das schmerzverzerrte Gesicht seines Vaters erinnert, sagte er sich, er sei es ihm schuldig, hartnäckig zu sein.
    „Lieber Herr Borgwart, haben Sie Kinder, einen Bruder oder eine Schwester?“
    „Oh, ich habe ganz vortreffliche Kinder, mein Lieber, ganz vortreffliche. Ein Sohn studiert in Göttingen. Ich glaube, ich werde auf ihn einwirken, Advokat zu werden, damit er die Rechtsvorfälle beackern kann, die ins Kraut schießen. Er wird Lohn und Brot bis zu seinem letzten Atemzug haben, denn die Bosheit unter den Menschen stirbt nie aus. In diesen schweren Zeiten bedarf ich immer öfter juristischen Beistands und da ist doch nichts lieber als ein Sohn, der sich in solchen Dingen auskennt.“
    „In der Tat! Mein Vater hat seinen vortrefflichen Sohn Johann nach Rostock auf die Universität geschickt, damit er sich mit der Ökonomie und den Naturwissenschaften vertraut macht, damit er eines Tages das Gut beackern kann, das mein Vater bestellt. Stellen Sie sich vor, Ihr Sohn käme nicht mehr aus Göttingen zurück, sendete nicht einmal ein Lebenszeichen. Wären Sie da nicht genauso verzweifelt wie mein Vater? Herr Borgwart, ich beschwöre Sie, mir zu helfen. Vielleicht geht es um Leben und Tod!“
    Borgwart stand wie vom Donner gerührt. Er schaute auf den Beleg in seiner Hand. „Ich helfe Ihnen gern, junger Mann, aber unter einer Bedingung: Der Inhalt unseres Gespräches bleibt hier in meinen vier Wänden.“
    Franz richtete sich im Sessel auf.
    „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort als Offizier der preußischen Armee.“
    Überrascht schaute der alte Kaufmann auf. „Hab mir gleich gedacht, Sie könnten Soldat sein, immer schneidig und immer gute Haltung, aber den Preußen kann man Ihnen freilich nicht ansehen. Warum tragen Sie keine Uniform, junger Mann? Die Zeiten, wo den Preußen von Mecklenburgern nur Übles nachgesagt worden ist, sind längst vorbei. Jeder Bürger Rostocks ist stolz auf Leberecht Blücher und der trägt doch auch den Soldatenrock des Preußenkönigs.“
    „Ich möchte den hiesigen Behörden mit meiner Uniform nicht aufdringlich und offiziell erscheinen, ich bin nur in eigener Sache unterwegs.“
    „Ah, sehr gut, junger Mann, Ihre Einstellung gefällt mir. Kommen wir also auf Ihren Herrn Bruder zurück.“
    Borgwart legte die Quittung wie unbeabsichtigt auf den Tisch, so dass Franz keine Mühe hatte, die Daten zu lesen und sich einzuprägen.
    „Ich erinnere mich genau daran, weil er nicht, wie es sonst seine Gewohnheit war, mir am Montag seine Aufwartung machte, sondern schon am

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