Weisse Haut - Schwarze Haut
stämmig,
Hängeohren und ein zottiger Bart, das Fell dunkelbraun, fast schwarz, staubig,
lief an der Spitze der Herde, die größer und größer wurde.
Gebannt blickte William zu den großen gebogenen
Hörnern, die in scharfen Spitzen endeten. Jeder Gegner würde von ihnen
aufgeschlitzt werden, ging es ihm durch den Kopf. Noch nie hatte er so riesige
Viecher gesehen.
Es waren viele, sehr viele, die sich nun
langsam auf sie zu bewegten. Mit jedem Schritt, die sie sich näherten wurden
sie größer, imposanter und - gefährlicher. Er hatte schon welche gesehen, aber
die waren ihm nie so mächtig vorgekommen.
„Haut ab“, flüsterte er seinen Freunden zu, die ebenfalls
mit offenem Mund dastanden und auf die Tiere starrten. „Los, haut ab, schnell!
Upesi, upesi!“
Die Büffel hatten die Männer erblickt, wie es
schien, blieben kurz stehen, manche fraßen, andere trotteten direkt auf sie zu.
Das erste Tier, eventuell so etwas wie ein Leitbulle, kam näher und näher.
William wusste nicht wirklich etwas über Kaffernbüffel. Diese gehörte zu den
Tieren, die selbst Jäger gern auswichen. Eine Herde Kaffernbüffel einmal in
Rage gebracht, walzten sie alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Sie
gaben nicht eher Ruhe, bis der vermeintliche oder reale Feind regungslos am
Boden lag. Sie entwickelten dabei trotz ihres imposanten Körpergewichtes eine
erstaunliche Schnellig- und Wendigkeit.
William schrie ihnen entgegen, gestikulierte mit den
Armen, während er aus dem Augenwinkel wahrnahm, dass die beiden Kikuyu etwas
entfernter standen. Ndemi hatte das Gewehr im Anschlag, was sie vorsichtshalber
mitgenommen hatten.
„Das bringt nichts“, rief er ihnen zu. „Haut ab, ich
versuche sie zu vertreiben“, schrie er, während er in der Luft herumfuchtelte.
„Los – verschwindet. Piga mbio. Upesi, upesi!“
Die mindestens sechshundert Kilo schweren Tiere wanderten
näher und er schrie laut, fluchte, tobte und … schwitzte. Der Schweiß hatte
sein Hemd bereits durchnässt, aber das bekam er nicht mit. Je näher die Tiere
herankamen, umso größer wurden sie. Die latschen mich platt, da bleibt nichts
übrig.
„Kinyezi, kinyezi, kinyezi“, fluchte er laut und grübelte,
wohin er könnte, nur da war nichts. Weit und breit kein Baum, kein Gebüsch, wo
er sich in Sicherheit bringen könnte. Der Wald lag in der Richtung, aus der die
Herde urplötzlich aufgetaucht war. Er schritt langsam seitlich nach rechts
hinüber, wo es den Hügel abwärtsging, allerdings erst nach fünfzig, sechzig
Meter. So nah, wie die Viecher waren, würde er das niemals schaffen. Vorher
hätten sie ihn zu Tode getrampelt.
Warum bin ich eben nicht gleich weggerannt? Er schrie
weiter, fuhrwerkte mit den Armen, tobte, hüpfte dabei nach rechts, dabei laut
brüllend. Die Tiere kamen näher und näher, erschienen ihm wie Riesen und sie
schauten so, wie sie aussahen … und sie stinken, registrierte er trotz allem.
Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, blieben sie stehen,
glotzten dumm, schnauften, brummten, drehten sich fort, irrten zur linken Seite
und verschwanden. William registrierte es erst Minuten später. Er stand da,
erstarrt. Das Rufen von Ndemi und Karega hörte er nicht, nahm es nur undeutlich
wahr. Er war noch wie erstarrt, stierte in die Richtung, wohin die
Kaffernbüffel verschwunden waren. Erst als Letzterer ihn am Arm packte,
erwachte er aus seiner Erstarrung. Er ließ sich auf den Boden fallen und
lachte, lachte, lachte, bis alle Anspannung entschwand, er nur noch das Zittern
seines Körpers fühlte.
Erst Minuten später richtete er sich auf, sah zu den
Kikuyu, die ihn entgeistert anblickten. „Ich hatte nur eine Scheißangst, dass
mich die Viecher platt trampeln“, gestand er ehrlich, wischte dabei über das Gesicht.
„Bwana, du wirst ja noch gebraucht. Wer soll sonst all die
Pläne erfinden?“, griente ihn Ndemi an.
„Wir dich beerben, wenn du reich bist. Noch lohnt nicht“,
Karega nun.
Bei all den flapsigen Bemerkungen sah man ihnen an, wie
froh sie waren, dass alles gut ausgegangen war. Sie blieben noch eine Weile
sitzen, da William Pudding in den Beinen zu haben schien.
Unten erspähten sie einige Zeit darauf die Herde
Kaffernbüffel, wie sie ruhig grasten. Von oben sahen sie weder sehr groß noch
sehr gefährlich aus, fand er.
Langsam wanderten sie zum Auto und dem Zelt zurück, wo sie
ein beer tranken und eine Zigarette rauchten. Der Schreck steckte allen noch in
den Gliedern.
Erst viele Jahre später
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