Weisse Haut - Schwarze Haut
erfuhren sie, dass die
Kaffernbüffel sie an diesem Tag wahrscheinlich nur gehört hatten, da sie extrem
wenig sahen.
Abends rollten sie langsam zu einer Wasserstelle und im
Scheinwerferlicht erblickten sie Zibetkatzen, neben Hyänen und einem Rudel
Löwen. Mit Licht warteten sie und wenig später begaben sich die Raubkatzen auf
Beutezug. Sie hörten Schreien und das Kichern der Hyänen, dazu ein dumpfes
Husten der Zebras, Brüllen von Löwen und das hysterische Gegacker einiger
Vögel. Schakale gaben lautstark kund, dass sie Hunger hatten. Es war
gespenstisch, schaurig schön.
Auch deswegen bin ich in dieses Land gekommen, dachte er.
*
A ls sie zurückkehrten, hörte Ndemi, dass seine Frau
Sabiha am Vormittag in die Entbindungshütte gegangen war. So eilte er, nachdem
er nach dem Rechten gesehen hatte, zum Dorf hinüber, aber es dauerte noch. Erst
tief in der Nacht erblickte Waweru das Licht der Welt. Ndemi war sehr stolz,
natürlich mehr als glücklich, besonders da es Sabiha gut ging. Am nächsten
Morgen fuhr William nach Mombasa.
Die Stadt hat sich verändert, ging es ihm durch den Kopf,
als er durch die Stadt fuhr. Über sieben Jahre war er bereits im Land und hatte
es noch nie bereut, trotz all der Arbeit und Niederschläge. Er stellte den
Wagen ab und betrat den Laden.
„Jambo William. Deine Bestellungen werden gerade erst
ausgeladen. Du bist zu früh.“
„Ja, ich weiß, aber ich wollte früh genug dabei sein,
falls etwas Besonderes ankommt.“
„Ich habe die Papiere noch nicht gesehen, aber Sam hat
erzählt, dass wohl Möbel und Maschinen an Bord sind. Es kommt nur noch wenig.
Der Krieg eben, obwohl er vorbei ist. Wir hoffen, dass es allmählich
aufwärtsgeht.“
„Was für Maschinen?“
Der Mann zuckte mit den Schultern, reichte ihm eine
Flasche Tusker, die er dankend entgegennahm.
„Hast du von der KAU gehört?“
„Hapana, du meinst diese Partei? Was ist damit?“
„In Nairobi haben sich Gewerkschaftsbewegungen und
Parteien zusammengeschlossen Nennen sich Kenya African Union, KAU. Hieraus
bildet sich die Forty Group. Ihnen geht es um weitergehende Ziele für IHR Land.
Sie fordern die Unabhängigkeit und den Abzug der britischen Militär- und
Siedlermacht. Damit wollen sie eine Widerstandsbewegung radikalisieren, obwohl
sie das nicht so drastisch ausdrücken.“
„Was bedeutet diese Forty Group?“
„Das sind alles Männer, die im Jahr 1940 beschnitten
wurden und somit zusammengehören. Sie fordern die Rückkehr zu den alten
Bräuchen, dass wir ihnen ihr Land zurückgeben sollen, dass alle wazungu
verschwinden. Die mashamba der Weißen werden dann unter den Schwarzen
aufgeteilt, genauso wie das Vieh und sie hätten eine eigene Regierung,
wahrscheinlich mit diesem Spinner Kenyatta als oberster Boss. Der sitzt dann in
Nairobi, fährt das Auto von Sir Mitchell, wohnt in dessen Haus, trägt dessen
Kleidung und freut sich des Lebens. Uhuru sei Dank. Sie predigen, dass sich die
Zeichen, wenn es so weit ist, ihnen offenbaren werden. Schickt Ngai, Enkai oder
wie die alle heißen. “
„Meinst du, dass sie damit ernst machen und uns
vertreiben?“ Dieser Gedanke rief das blanke Entsetzen bei ihm hervor.
„Versuchen könnten sie es, aber ich glaube nicht, dass wir
von denen ernsthaft etwas zu befürchten haben. Allerdings sollen sie zwei
Farmen in der Nähe von Kisumu angegriffen haben. Ich denke, das waren nur die
üblichen Ganoven.“
„Na, zu mir hoch werden sie wohl nicht kommen. Ist zu
abgelegen und außerdem gibt’s bei mir nichts zu klauen.“
„Ich würde mir an deiner Stelle keine allzu großen
Gedanken darüber machen. Bisher sind wir mit diesen Hitzköpfen immer fertig
geworden. Das kommt davon, dass man die Wogs im Ausland studieren lässt. Das
bringt sie bloß auf blöde Geistesblitze. Lasst sie weiter in ihren Hütten
hausen und alles ist gut.“
William ging mittags etwas essen, einkaufen und hörte
danach, was alles mit dem Schiff hereingekommen war. Viele Dinge, die man seit
Jahren nicht bekommen hatte. Interessant fand er Waschtische und etwas
Ungewöhnliches, Kühlschränke. Er lud sich vier Waschtische und vier
Kühlschränke auf den Laster, holte danach noch einiges an Baumaterialien ab.
Den Abend verbrachte er wie meistens bei Sam und dieses
Mal nahm er einige Rezepte von Betty mit. Lokop musste vernünftig kochen
lernen, entschied er.
Am späten Vormittag traf er in Nairobi ein, wo er einige
Lebensmittel kaufte. Robin war unterwegs, so setzte er den
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