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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Buschmessern die Straße entlang
an eine britische Sperre und wurden dort von zwei Askaris angehalten, die ihnen
bedeuteten, zu warten, bis der weiße Sergeant sie überprüfe. Ein Jeep, auf den
ein MG montiert war, stoppte an der Sperre. Griffiths, der zusammen mit Captain
Joy darin saß, schrie die Askaris an, weshalb sie die drei Kikuyu noch nicht
erschossen hätten. Er rief die drei Arbeiter heran und verlangte ihre Pässe.
    Dem
Ältesten der Drei sagte Griffiths, er könne weitergehen. Den beiden anderen gab
er ebenfalls ihre Pässe zurück. Wären sie nicht in Ordnung gewesen, hätte er
sie sicher einbehalten, erklärte der Ankläger und schickte sie in die Richtung,
aus der sie gekommen waren.
    Aus
dem Beweismaterial geht hervor, dass die beiden Männer zehn Meter gingen. Dann
spannte Captain Griffiths seine Maschinenpistole und schoss ihnen einen
Feuerstoß in den Rücken. Sie lagen auf der Straße und krümmten sich. Der Sergeant
hörte, wie der Angeklagte sagte, als er sie schreien hörte: „Lasst sie
schreien. Mein Pferd, das die Mau-Mau getötet haben, hat noch mehr geschrien.“
    Dreißig
Minuten später kam Griffiths zurück. Ein Neger schien inzwischen gestorben zu
sein, der andere stöhnte. Griffiths befahl dem Sergeanten, den Stöhnenden zu
erschießen. Als der sich weigerte, ging der Captain selbst hin und schoss dem
Neger mit seiner Pistole in den Kopf. Die Opfer wurden auf einen Lastwagen
geworfen, und Griffiths befahl dem Fahrer, seine Ladung auf der Polizeistation
in Nyeri abzuliefern.
    Das
Verhör des Angeklagten Griffiths brachte die schlimmsten Gruselmomente des
Prozesses. Mit der sportlich-arroganten Selbstverständlichkeit eines
Ehrenmannes, der sich beim Whisky über die Leistungen seiner
Lieblings-Kricketmannschaft auslässt, erzählte er, dass sich zwischen den
Bataillonen der Kings Rifles ein lebhafter Wettbewerb um die meisten
Mau-Mau-Erschießungen entwickelt habe. Sein Bataillonskommandeur habe ihm
gesagt, dass ihre Einheit unbedingt den Rekord des 23. Bataillons brechen muss.
Er selbst habe seinen Askaris fünf shilingi für jeden erlegten Terroristen
gezahlt. Er wisse von anderen Einheiten, die ihren Leuten zehn shilingi pro
Kopf geboten hätten, um in die Spitzengruppe der Liquidations-Oberliga
aufrücken zu können. Das sei seinem Kommandeur bekannt gewesen. Das 23.
Bataillon habe ein richtiggehendes Abschuss-Barometer geführt.
    Am
Abend des 11. Juni habe er im Kasino mit Lieutenant Walker über den Vorfall
gesprochen: Der Lieutenant sagte mir, er habe den Lastwagen auf dem Weg nach
Nyeri angehalten. Er habe bemerkt, dass einer der beiden Kikuyu sich noch regte
und ihn mit seiner Pistole erschossen. Damit war der Freispruch von Griffiths
gesichert. Denn der Captain war ja nur angeklagt, den Neger Ndegwa Kitgwe mit
einem Pistolenschuss in den Kopf getötet zu haben das MG-Feuer, mit dem
Griffiths die beiden Eingeborenen schwer verwundete, sei gerechtfertigt
gewesen, erklärte der Gerichtsvorsitzende.
    Griffiths
wurde sogleich von lachenden Kameraden umringt und beglückwünscht. Die
Engländer auf der Heimatinsel sahen keinen Grund zum Feiern. Es ist eine
ekelhafte Sache, kommentierte der Manchester Guardian. Entrüstete Fragen der
Opposition prasselten auf Kriegsminister Head und Kolonialminister Lyttelton
nieder. Der Kenya-Oberbefehlshaber Erskine betonte: „Ich missbillige, dass
Eingeborene zusammengeschlagen werden, nur weil sie Eingeborene sind. Als
Soldat weiß ich, dass Fehler gemacht werden können, und ich werde den
Betreffenden meine Unterstützung nicht versagen, solange der Fehler im guten
Glauben begangen wurde.“ Daneben vertrat er die schlechte Meinung der Briten
über die Weißen: „ Kenya ist das Mekka der
Mittelschicht, ein sonniger Ort für zwielichtige Leute. Ich kann sie auf den Tod
nicht ausstehen, ich kann sie, bis auf wenige Ausnahmen, nicht leiden.“ Trotzdem - Erskine selbst lässt das Gebiet, in dem Terroristen vermutet werden,
gegenwärtig systematisch mit Bomben ausbrennen, ohne Rücksicht darauf, dass
dort vielleicht auch unschuldige Neger leben.
    Die
Unschuldigen können sich leicht in Sicherheit bringen, meinte Kriegsminister
Head, nämlich, indem sie die Sperrzone verlassen. Er sagte nicht, dass sie dann
am Rand der Sperrzone von Briten aufgegriffen und in Konzentrationslager
gebracht werden. In Kenya wächst der Mau-Mau-Terror täglich, sodass Mister
Blundell, der Chef des Kenya-Rates, in der vergangenen Woche erklären musste,
dass fast

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