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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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wieder aufnehmen, wenn Julianas zukünftiges Wohlergehen gesichert war.
    »Sie haben wieder einmal Ihren Standpunkt klargemacht, Miss Harte. Ich bin überzeugt, dass Juliana von all dem, was Sie ihr beibringen möchten, nur profitieren kann. Sie haben die Erlaubnis, meine Bibliothek nach Belieben zu nutzen. Dort dürften Sie Literatur in allen Fachbereichen finden. Meine Vorfahren waren über die Jahrhunderte hinweg große Sammler des geschriebenen Wortes. Falls Sie sonst noch etwas brauchen, werden wir sehen, ob wir es auf dem Festland käuflich erwerben können.«
    Die Gouvernante sah ihn erstaunt an. Sie brachte kein Wort heraus und nickte nur. Durch die kleine Bewegung rutschte eine kastanienbraune Strähne aus ihrem Häubchen und legte sich auf ihre Wange - eine Wange, die aussah, als würde sie sich bei einer Berührung glatt und weich wie Seide anfühlen.
    »Ist das alles?«, fragte Gabriel, der sich plötzlich gewahr wurde, dass sie beinahe vertraulich zusammensaßen und nur den Hund bei sich hatten.
    »Ja, Mylord. Ich danke Ihnen für Ihre erfrischende Aufgeschlossenheit, was Julianas Ausbildung betrifft. Es ist bewundernswert, dass ein Mann Ihres Standes so denkt.«
    Gabriel war nicht sicher, ob er das als Kompliment auffassen sollte oder als allgemeinen Affront gegen sein Geschlecht. Eleanor ließ ihm keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sie erhob sich, um wieder zu Juliana zu gehen. Als sie sich vor seinem Schreibtisch drehte, stieg ihm ihr Duft, eine betörende Mischung aus Blumen und Gewürzen, in die Nase. Gabriel sah ihr nach und beobachtete das sanfte Schwingen ihrer Hüften unter dem zarten hellen Musselin ihrer Röcke. Ihm wurde erneut heiß. Sein Atem beschleunigte sich und er spürte ein gefährliches, durch und durch primitives Ziehen in der Lendengegend. Das jagte ihm einen Höllenschrecken ein.
    Was, zum Teufel, sollte das sein? Er war kein dummer Schuljunge mehr, der davon träumte, seine Lust zwischen den üppigen Schenkeln der Schulmeisterstochter zu befriedigen. Er war ein Mann, ein Mann, der es besser wissen müsste und der nur zu gut gelernt hatte, welche Gefahren es mit sich brachte, wenn er seinen Gefühlen freien Lauf ließ.
    Er war ein Mann, der schon länger, als er sich erinnern konnte, nicht mehr bei einer Frau gelegen hatte.
    Diese Frau war erst seit einem Tag auf der Insel und in seinem Haus und schon machte er sich
    Gedanken um die Weichheit ihrer Haut und schwelgte in ihrem Duft. Hatte er denn nach Georgianas Unglück nichts dazugelernt? Wie viele unschuldige Menschen sollten noch seinetwegen ein Leid erfahren?
    Gabriel wusste nur zu gut, was er tun musste. Er musste genau so werden wie sein Vater, der große Alexander. Er musste kaltherzig und gleichgültig werden, damit ihn nichts mehr berührte. Er würde sich dieselbe harte Rüstung zulegen, die den Lairds of Dunevin seit Generationen gute Dienste geleistet hatte. Und das brachte eines ganz gewiss mit sich.
    Er musste um jeden Preis die Gesellschaft der geheimnisvollen Gouvernante meiden.

Kapitel sechs
    Gabriel sprang von der Mole in das verwitterte Boot, das träge auf den Wellen am Ufer tanzte.
    Ein kühler, klarer Morgen war angebrochen, der die Menschen nach den vielen Regentagen, die sie an ihren Torffeuern gesessen hatten, ins Freie lockte.
    Die Westküste wurde um diese Jahreszeit nicht oft mit so schönem Wetter verwöhnt. Normalerweise trübten tief hängende Wolken die Herbstmonate und ein eisiger Wind heulte. Wenn es einmal aufklarte wie heute, dann hatten die Inselbewohner das Gefühl, einen unverhofften Feiertag zu erleben.
    Eigentlich hatte sich Gabriel vorgenommen, sich in sein Arbeitszimmer zurückzuziehen, die Korrespondenz zu erledigen und die Geschäftsbücher auf den neuesten Stand zu bringen. Aber als er sein Boot vom Fenster aus entdeckte und zusah, wie es für die Fahrt zum Festland hergerichtet wurde, entschied er, dass die Geschäftsbücher bis zum nächsten unfreundlichen Tag warten konnten.
    Die Strömung zerrte an dem kleinen Schiff, als Gabriel die Augen überschattete, in den hellen Himmel blinzelte und die feuchte, salzige Luft tief in sich einsog. Einen Tag auf offener See bei Sonnenschein - genau das brauchte Gabriel, um seinen Kopf zu klären, die Bilder zu verbannen, die ihn im Schlaf heimsuchten, Bilder von einer gewissen Gouvernante mit blitzenden grünen Augen und einem Mund, der geradezu darum flehte, gekost zu werden.
    »La math dhut, Dömhnall«, rief Gabriel auf Gälisch, um

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