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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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der Kneipe war. Sie hörte das Rumpeln rollender Fässer. Durch diegeöffnete Tür erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf Billy. Der letzte V-Mann, mit dem sie zu tun gehabt hatte, war ein argwöhnischer, unsympathischer Mistkerl gewesen, was man von Billy nicht behaupten konnte.
    »Alles in Ordnung da draußen?«, rief Billy.
    »Ja, alles bestens.«
    »Ich komme gleich.«
    »Okay«, erwiderte Ren.
    Sie schlenderte durch die Kneipe und schaute sich die Fotos an den Wänden an. Die »Mädchen« der Bordellwirtin waren so gekleidet, dass sie älter aussahen und reifer wirkten, als es vermutlich der Fall war. Ren las die vergilbten Zeitungsausschnitte, auf denen stand, dass sie aus Boston verjagt und nach Denver gekommen waren. Schließlich waren sie in dieser Kneipe am Stadtrand von Breckenridge gelandet.
    Billy kam zurück.
    »Darf ich Ihnen ein paar Fragen über Mark Allen Wilson stellen? Den Mann, der im Februar letzten Jahres spurlos verschwunden ist?«, fragte Ren.
    Billy nickte. »Klar.«
    »Was ist an jenem Samstag zwischen ihm und Terrence Haggart vorgefallen?«
    »Wilson kam in die Kneipe und fing an zu trinken. Ein paar Stunden später erschien Terrence Haggart. Er war Stammgast hier.«
    »Was war er für ein Typ?«
    »Haggart war der Meinung, die Gesellschaft müsse für ihn sorgen. Er wurde aggressiv, wenn seine Lotterielose nicht die richtigen Nummern hatten.«
    »Das kenne ich«, sagte Ren.
    »Er war grundsätzlich anderer Meinung, wenn er sich mit anderen Leuten über Politik, Sport, Arbeit, Frauen und was weiß ich unterhalten hat. Er hat die Streitgespräche buchstäblich provoziert. Ich habe es hier an der Theke oft genug mitbekommen. Ich habe dann jedes Mal gehofft, jemand würde Haggart vorschlagen, sichmit ihm an einen der Tische zu setzen, damit ich mir den Blödsinn nicht mehr anhören musste. Ein widerlicher Typ.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie ihm Schnaps ausgeschenkt haben?«, fragte Ren.
    »Was sonst? Wasser vielleicht?«
    »Nein. Ich habe nur gehört, dass er ganz in Ordnung war, wenn er keine harten Sachen getrunken hat.«
    »Am frühen Abend konnte er ganz umgänglich sein, ja. Aber mir ist sein Zustand zu fortgeschrittener Stunde sehr viel deutlicher in Erinnerung geblieben. Er stand in dem Ruf, man könne gut mit ihm feiern, aber ich hätte keine Lust dazu gehabt. Er war nicht meine Kragenweite.«
    »Und was war dieser Wilson für ein Typ?«
    »Ein starker Trinker, aber harmlos, soweit ich es mitbekommen habe. Er war nur ein-, zweimal hier, bevor er verschwand.«
    »Und was ist an jenem Abend passiert?«
    »Ich hatte den Eindruck, als würden die beiden sich kennen. Zuerst war alles friedlich, bis Haggart wegen seiner Lotterielose die Krise bekam. Wilson lachte ihn aus. Haggart drehte durch und meinte, wenn Wilson ihm nicht so viel Geld schuldete, hätte er es nicht so bitter nötig, in der Lotterie zu gewinnen.«
    Ren nickte. »Ja, der Alkohol. Da drehen manche Leute wegen jeder Kleinigkeit durch.«
    »Oh ja«, erwiderte Billy. »Jedenfalls prügelten sie plötzlich aufeinander ein. Ich warf mich dazwischen, worauf eine Weile Ruhe herrschte. Dann nannte Wilson ihn Terrence ›Jackpot‹ Haggart. Haggart verlor die Kontrolle, stieß Wilson durch die Tür auf den Parkplatz und verprügelte ihn. Dann kam er wieder in die Kneipe zurück und trank noch etwas. Ein paar Tage später hörten wir, dass Wilson verschwunden sei.«
    »Wie konnten Sie Wilson allein lassen?«, fragte Ren mit leisem Vorwurf. »Sie wussten doch, dass er betrunken und übel zugerichtet war. Außerdem war es eine eiskalte Nacht.«
    »Haben Sie schon mal in einer Kneipe gearbeitet?«
    »Ja, als ich auf dem College war.«
    »War das auch so eine Spelunke wie das Brockton Filly?«
    Ren schüttelte den Kopf. »Es war ein Fünf-Sterne-Hotel. Aber auch in Hotelbars wird Alkohol ausgeschenkt. Und als ich es das letzte Mal überprüft habe, habe ich festgestellt, dass Alkohol auf Leute, die die Taschen voller Geld haben, genauso wirkt wie auf arme Schlucker, die Lotterielose in den Taschen haben, die keine Gewinne bringen.«
    Billy lächelte. »Jedenfalls geben Sie zu, dass es eine Bar und keine Kindertagesstätte war.«
    »Ja.«
    »Und ein hübsches Mädchen, das die Drinks auf einem Tablett serviert, muss die Betrunkenen nicht bändigen.«
    »Ich habe an der Tür gearbeitet.«
    »Wirklich?«, stieß Billy erstaunt hervor.
    Ren nickte. »Sie hätten mich in der Nacht der Schlägerei wahrscheinlich gut gebrauchen

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