Weiße Stille
ich glaube, jetzt kann ich mir keine weiteren Weisheiten mehr anhören.«
Helen lächelte.
»Trotzdem danke, Helen.«
»Kein Problem, Ren. Passen Sie auf sich auf.«
50.
Gary Dettling stand im Großraumbüro der Rocky Mountain Safe Streets neben einer Karte der Countys Jefferson und Summit. Rote Pinnnadeln kreisten den Großraum Denver ein, grüne Pinnnadeln markierten die Interstate 70 in Richtung Westen.
Ren kam ins Büro. »Lasst mich raten … rot sind die Orte, an denen Colin Grabien in einer Kneipe von Frauen eine Abfuhr erhalten hat. Und grün sind die Orte, an denen Colin Grabien in einer Kneipe von Frauen eine Abfuhr erhalten hat.«
Colin lief rot an und zeigte auf die Karte. »Rot sind die Orte, an denen Ren Bryce von Frauen eine Abfuhr erhalten hat.«
»Ha, ha, ha«, sagte Ren. »Aber es war ein netter Versuch.«
»Was ist mit deinen Haaren?«, fragte Robbie. »Was hast du gemacht? Ich fand dein langes Haar klasse.«
»Tut mir leid, dass ich es dir sagen muss, Robbie, aber an dich denke ich nicht in erster Linie, wenn ich beim Friseur sitze. Nebenbei bemerkt hat keiner von uns eine schicke Frisur.«
»Schluss jetzt, Leute«, sagte Gary. »Zur Sache. Also, die roten Nadeln zeigen unsere Gelegenheitsdiebe. Ein Haufen Dilettanten.«
»Offenbar wurden sie alle geschnappt, was?«, sagte Ren lachend.
»Unser Gast aus Glenwood scheint sich über uns lustig zu machen«, sagte Cliff. »Vielleicht glaubt sie, dass wir ohne sie nichts auf die Reihe kriegen.«
Ren nickte. »Genauso ist es.«
»Ich fahre dann mal fort, wenn die Herrschaften erlauben …«,sagte Gary gereizt. »Also, die grünen Nadeln repräsentieren die Val-Pando-Bande. Noch einmal zur Erinnerung: Der erste Überfall fand in Arvada statt, der zweite hier in Denver bei der Colfax Bank, und die anderen weiter entfernt in der Gegend der Interstate 70 Richtung Westen.« Er strich mit dem Finger über die Karte. »Von Osten nach Westen haben wir hier folgende Tatorte: Georgetown, Silver Plume, Idaho Springs und Grand Junction. Aber wie wir wissen, wurden die Banküberfälle nicht in dieser Reihenfolge verübt.«
»Weil das nicht sehr clever gewesen wäre«, warf Ren ein. »Also sechs grüne Nadeln, seitdem das alles im Januar angefangen hat.«
»Anfangs folgte ein Überfall auf den anderen. Inzwischen lassen sie sich mehr Zeit … Entschuldigen Sie mich einen Moment.« Gary blickte auf seinen Pieper und ging hinaus.
»Warum bist du hier, Ren?«, fragte Colin.
»Weil Gary mich darum gebeten hat«, erwiderte Ren.
»Ah, ein Geheimtreffen«, sagte Robbie.
»Es ist nicht gerade geheim, oder? Ebenso wie Colin insgeheim ein unsicherer Mensch ist, weil seine Jugend superschlecht war …«
Colin kniff die Augen zusammen.
»Was soll das heißen, superschlecht?«, fragte Cliff.
»Kennst du den Film Superbad nicht?«, sagte Robbie.
»Es geht um die endlose Suche dreier Jugendlicher nach sexuellen Abenteuern«, erklärte Ren ihm.
»Ja, wir wissen alle, wie du damals in der Highschool drauf warst«, sagte Colin. »Du warst diejenige …«
»… die sich zu dir in die Kantine gesetzt hätte, wenn sie gewusst hätte, wie schlecht es dir geht«, sagte Ren. »Okay, ich muss los.«
»Gehst du nachher mit uns was trinken, Ren?«, fragte Robbie.
»Ich wohne nicht mehr hier, vergessen?«
»Wir brauchen dich.«
»Ich brauche euch auch.«
»Sag schon. Was hast du getan?«, fragte Robbie.
»Du willst wissen, warum ich aus dem Königreich verbannt wurde? Ich habe einen vergifteten Apfel gegessen.«
»Du redest Stuss«, sagte Colin.
»Ich habe nichts getan«, beteuerte Ren. »Jean musste ersetzt werden.«
Robbie schaute sie an. »Das schon, aber durch dich?«
»Ich bin es leid, darüber zu sprechen, Leute. Ich komme zu euch zurück. Ich bin sicher. Bald.«
Als Ren die Hälfte der Strecke nach Glenwood zurückgelegt hatte, fragte sie sich, ob sie als Busfahrerin für den Colorado Mountain Express arbeiten könnte, wenn alle Stricke rissen. Während der zweistündigen Fahrt dachte sie daran, wie schön es wäre, wieder an ihrem alten Schreibtisch zu sitzen, mit Gummibändern auf Robbie zu schießen oder beim Schießtraining über Colin Grabien zu triumphieren. Sie wollte morgens Cliffs verschwitztes Gesicht sehen und abends, bevor er ging, von ihm umarmt werden.
Rens Handy klingelte. Als sie sich meldete, geriet der Jeep leicht ins Schlingern.
»Mrs. Bryce?«
»Oh, der große Sheriff Gage«, sagte Ren.
»Was hören Sie sich denn da für einen
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