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Weisser Oleander

Weisser Oleander

Titel: Weisser Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Fitch
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Manschettenknöpfen, der Jazz mochte. Schon oft hatte ich mir ausgemalt, wie die beiden auf altmodische Art in ihrem Wohnzimmer tanzten, die Füße kaum von der Stelle bewegten; sein Kinn ruhte auf dem Scheitel ihres eng gewellten Haares. So sah ich sie auch in Paris vor mir. Sie blieben bis spät nachts in einem Jazzclub, der nur von schwarzen Parisern besucht wurde, in einem Keller auf der Rive Gauche, und tanzten. Ich sah den Champagner vor mir und malte mir aus, wie sie ihre Augen schlossen und an nichts dachten, nur den Augenblick genossen.
    Nach der Schule saß ich in der grellen Sonne, die sich auf dem Asphalt spiegelte, machte meine Hausaufgaben und hörte, wie Justin und Caitlin im aufblasbaren Kinderschwimmbecken planschten, kreischten und sich um ihr Spielzeug zankten. Ich wartete, dachte voraus, legte meine Radkappen aus. Um 4 Uhr 25 hielt der UPS -Mann vor Olivias Haus und begann einen Lieferschein auszufüllen.
    Ich trat an das schmiedeeiserne Gitter. »Entschuldigen Sie«, sagte ich, »Olivia hat gesagt, Sie könnten das Päckchen bei mir abgeben.« Ich lächelte und versuchte den Eindruck einer vertrauenswürdigen Nachbarin zu erwecken. Schließlich war ich doch das Mädchen von nebenan. »Sie hat mir erzählt, dass sie das Päckchen erwartet.«
    Er hielt mir den Lieferschein hin, und ich unterschrieb. Die Lieferung war eine kleine Schachtel, auf der »Williams Sonoma« stand. Ich fragte mich, was wohl darin sein mochte, doch meine Neugier verblasste vor dem Vorsatz, mich mit Olivia Johnstone anzufreunden und eines Tages das Haus mit den geschlossenen Fensterläden zu betreten.
    An dem Tag, als sie zurückkehrte, erfand ich eine Geschichte über ein Schulprojekt, das ich mit einer Klassenkameradin aus der Nachbarschaft zu Ende bringen wollte. Ich war keine gute Lügnerin. Meine Mutter sagte immer, ich hätte keine Fantasie. Doch ich hielt die Geschichte kurz, und Marvel gab mir eine Stunde Zeit. »Ich brauche dich um fünf wieder zu Hause. Ich gebe eine Verkaufsparty.« Mit dem Verkauf von Mary-Kay-Kosmetik verdiente sie nicht viel Geld, aber es vermittelte ihr ein Gefühl von Wichtigkeit.
    Ich holte die Schachtel aus ihrem Versteck in meinem Wäschesack und ging die Stufen zu Olivias Veranda hoch. Dann klingelte ich an der Tür.
    Beinahe augenblicklich erschien ihr Umriss hinter der Strukturglastür, die genau wie unsere war, abgesehen davon, dass die Luftblasenmuster im Glas hier gelb statt türkis waren. Ich merkte, dass sie mich durch den Spion betrachtete, und versuchte, ruhig zu wirken. Nur eine Nachbarin, die ihr einen Gefallen tun wollte. Die Tür öffnete sich. Olivia Johnstone trug ein langes bedrucktes Neckholder-Kleid; das Haar hatte sie zu einem tiefen Chignon aufgesteckt, ihre nackten zimtfarbenen Schultern waren so glatt wie Bettpfosten.
    Ich hielt ihr die Schachtel hin. »Der Mann von UPS hat das hier vorbeigebracht.« Ein Zinken fehlte in ihrem Kamm, ein einziger Zinken. Sie war makellos.
    Olivia lächelte und nahm die Schachtel. Ihre Nägel waren kurz geschnitten und hatten weiße Halbmonde an den Spitzen. Sie bedankte sich belustigt. Anscheinend wusste sie genau, dass das Päckchen nur ein Vorwand war, dass ich mich in Wahrheit in ihr Leben drängen wollte. Ich versuchte, an ihr vorbei ins Haus zu schauen, doch ich konnte nur einen Spiegel und einen kleinen rotlackierten Tisch erkennen.
    Dann sprach sie die Worte aus, die ich mir die ganze Zeit erträumt hatte, auf die ich gehofft hatte: »Möchtest du nicht hereinkommen? Ich wollte gerade Tee trinken.«
    Gab es irgendetwas, was in seiner Eleganz mit Olivias Haus vergleichbar war? Die Wohnzimmerwände waren mit einer goldbraunen, matt glänzenden Tapete in Korkoptik bedeckt. Sie hatte eine taupefarbene Samtcouch mit geschwungener Rückenlehne und einem Sofakissen aus Leopardenfell, einen dunklen Lederarmsessel und eine gedrechselte Bettcouch mit einem gestreiften Baumwollbezug. Auf einem Holztisch, unter den weitere kleine Tische geschoben waren, stand ein mattgrüner Keramiktopf, in dem ein blühender Orchideenzweig steckte. Jazzmusik von der Art, wie der BMW -Mann sie mochte, belebte das Zimmer, komplizierte Trompetenläufe voll männlicher Sehnsucht.
    »Was ist das für Musik?«, fragte ich sie.
    »Miles Davis«, erwiderte sie. »›Seven Steps to Heaven.‹«
    Nur sieben Schritte bis zum Himmel, dachte ich – war der Weg nur so kurz?
    Dort, wo wir gläserne Schiebetüren hatten, hatte Olivia Flügeltüren, die sich zum Garten

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