Weisser Oleander
zu. Sie warteten darauf, dass ich mich ebenfalls vorstellte, doch ich sagte nichts. Ich konnte es ihnen geben oder auch nicht. Das gefiel mir.
Das Pot war nicht gerade erste Sahne, nicht so wie Rays, das man durch die Butterbrottüte hindurch riechen konnte. Das hier roch wie brennendes Stroh und schmeckte trocken und braun, doch für mich war es eine Wucht. Ich sog den Rauch ein und drehte dabei den Kopf von Caitlin weg, damit sie nicht high wurde. Sie wand sich in meinen Armen, doch ich konnte sie unmöglich absetzen; sie würde vor das erste vorbeifahrende Auto laufen.
»Willst du welches kaufen?« Der Junge, der PJ hieß, hatte sein Haar blond gefärbt. Auf seinem T-Shirt stand in orangeroten psychedelischen Buchstaben »Stone Temple Pilots«.
Ich hatte genau drei Dollar in der Tasche, um den Kindern Eis zu kaufen. »Wie viel?«
Die anderen schauten zu Mr. Natural, dem stämmigen Jungen, hinüber, der auf dem Beifahrersitz des Autos saß. »Fünf Dollar das Gramm«, sagte er.
Ich hievte Caitlin auf die andere Seite, auf die verletzte Hüfte, und nahm den Joint vom Stoned Temple Pilot entgegen. High zu sein war ein tolles Gefühl. Ich spürte, wie sich der bleistiftgraue Himmel anhob und ich wieder frei atmen konnte. Nun fürchtete ich den Rest des Nachmittags nicht mehr. »Ich hab nur drei.«
»Wie kommt’s, dass ich dich noch nie gesehen habe? Gehst du auch auf die Birmingham High?«, fragte der dicke Junge und stieg aus dem Auto. Er hatte rosige Wangen, lockiges braunes Haar und sah aus wie zwölf.
Ich schüttelte den Kopf. Ich spürte, wie er mich ansah, und ausnahmsweise war mir das nicht peinlich. Er interessierte sich für mich. Das war meine Währung, mein Tauschwert. Ich blies den Rauch aus, drehte mich dabei wieder von Caitlin weg und zeigte ihm meinen Hals; lenkte seine Augen dahin, wo ich sie haben wollte.
»Hast du ’nen Freund?«, wollte er wissen.
»Saft«, plärrte Caitlin, zerrte an meinem ärmellosen Top und zog mir den Träger über die Schulter herab. »Assi, Saft!«
Ich wuchtete sie wieder auf die andere Seite, beruhigte sie und spürte, wie die Augen der Jungen über die weiche Rundung meiner Schulter glitten. »Nein«, antwortete ich dem Jungen und sah, wie er mit den Fingern seine Lippen berührte.
Er lehnte sich an die geöffnete Autotür, den Fuß lässig gegen die Schwelle gestemmt, und überlegte. »Blas mir einen, und ich geb dir ’ne Viertelunze.«
Der Stoned Pilot lachte. »Halt die Klappe, du Arsch«, sagte der Stämmige und wandte sich wieder zu mir. »’ne Halbe«, sagte er mit weicher Stimme. »’ne halbe Tüte, das is ’ne ganze Menge für einmal Schwanzlutschen!«
Die anderen Jungen beobachteten gespannt, was passieren würde.
Ich hievte Caitlin wieder höher hinauf und schaute zum Spielplatz hinüber. Wie weit er weg war, die Schaukeln schwangen gegeneinander wie Kolben einer Maschine, die Rutschbahn beförderte das Endprodukt nach unten. Wollte ich? Der fette Junge biss sich auf die rissigen, ungeküssten Lippen. Obwohl er sich bemühte, hart und männlich auszusehen, war er unter seiner leichten Bräune errötet. Für eine halbe Tüte seinen Schwanz lutschen? Hätte mir das früher irgendjemand vorgeschlagen, wäre ich angewidert gewesen. Doch nun erinnerten sich meine Lippen daran, wie sie Rays zuckende, pulsierende Säule umschlossen hatten, an die weiche Haut der Eichel, den salzigen Geschmack seines Orgasmus. Ich schaute den fetten Jungen an und fragte mich, wie es sich bei ihm anfühlen würde.
Caitlin drückte sich an meinen Hals und machte nasse Furzgeräusche auf meiner Haut; dabei lachte sie sich halb tot. Ich kannte diese Jungen nicht, ich würde sie nie wieder sehen. Das Marihuana hatte mich mutig gemacht, neugierig, wie weit ich gehen würde, so als wäre ich eine andere, eine, auf die Olivia stolz wäre. »Jemand muss Caitlin halten. Ihr könnt sie nicht auf den Boden lassen, sie läuft sofort weg.«
»Al hat vier kleine Brüder.«
Ich übergab sie dem stillen Jungen mit kurz geschorenem Haar und unregelmäßigen Bartstoppeln und folgte dem Dicken ins Gebüsch hinter die Toiletten. Er knöpfte sich die Hose auf und schob sie über die Hüften herunter. Ich kniete mich auf ein Bett aus Kiefernnadeln wie eine demütige Bittstellerin, wie eine Sünderin. Nicht wie eine Geliebte. Er stand gegen die Rauputzwand des Toilettenhäuschens gelehnt, grub die Hände in mein Haar, während ich, sein Ding im Mund, betete. Genau wie Miss America!
Mit
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